1994 - Der letzte General
Viertelstunde, bis es ihm gelang, die Versammlung zu beruhigen. Er erteilte Oghill einen strengen Verweis und ordnete die Streichung seiner letzten Bemerkung aus dem Protokoll an. „Ich will Frieden", verteidigte sich Jasmin Garque. „Ich will lieber kapitulieren und die Menschen der Erde retten, als zu kämpfen und alle in den Tod zu schicken."
„Zorn Jynthasso ist ein Ehrenmann und ein außerordentlich erfolgreicher Offizier", argumentierte Cohan Oghill erneut. „Er setzt seine ganze Kraft und sein ganzes Können dafür ein, die Menschen der Erde zu retten. Er ist ein Fachmann, der genau weiß, was er zu tun hat, aber er kann seine Mission unmöglich erfüllen, wenn wir ihm dabei Knüppel zwischen die Beine werfen. Vergessen wir doch nicht: Nicht er hat den ersten Schuss abgegeben, sondern WAVE." Er erhielt den Beifall vieler Planetensprecher. Doch so schnell gab die Erste Terranerin nicht auf. Sie wollte auf jeden Fall verhindern, dass es zur militärischen Eskalation kam. Sie war sich ihrer Sache absolut sicher. Auf dem Weg, den Zorn Jynthasso eingeschlagen hatte, durften sie nicht weitergehen. „Also gut", sagte Cohan Oghill, wobei er sich tief über das Pult neigte, hinter dem er saß, als wolle er näher an die Erste Terranerin heranrücken. „Spielen wir das Szenario doch einmal durch! Hast du schon einmal daran gedacht, was passiert, wenn WAVE nicht auf deine Verhandlungswünsche eingeht, wenn die Kosmische Fabrik der Konfrontation nicht ausweicht, und was passiert, wenn ein Mann wie Zorn Jynthasso das Kommando dann nicht mehr innehat, sondern irgendein zweitklassiger Stellvertreter?"
*
Katie Joanne hatte sämtliche Kameras ausgeschaltet und in den Taschen ihrer Kleidung verstaut. Sie war sich darüber klar, dass sie keinen einzigen der Gangster filmen durfte, wenn sie ihr Leben nicht aufs Spiel setzen wollte. Sicherheitshalber blickte sie auch' niemandem ins Gesicht. Die Zerrfelder waren eine hervorragende Tarnung für die Gangster. Ihr Anblick wäre sicherlich leichter zu ertragen gewesen, wenn mit Hilfe der Holotechnik andere Gesichter vorgetäuscht worden wären. Aber den Gangstern kam es offenbar auf eine Schockwirkung an, und die erreichten sie.
Die Space-Jet startete, und einige Minuten verstrichen. Dann öffneten sich die Schleusenschotte, und zugleich begriff die Journalistin, dass man sie jetzt töten würde, um ihren Leichnam hinauszuwerfen. Bevor einer der Verbrecher auf sie schießen konnte, fuhr sie herum, rannte durch die Schleuse und stürzte sich kopfüber hinaus. Sie vernahm die Schreie der Gangster, und ein sonnenheller Energiestrahl fuhr so dicht an ihr vorbei, dass sie seine enorme Hitze spürte. Dann fiel sie auch schon in die Tiefe. Als sie die Arme und Beine ausbreitete, um ihren Flug ein wenig zu kontrollie ren, blickte sie nach oben und verfolgte, wie die Space-Jet steil anstieg und hoch über ihr in den Wolken verschwand.
Rasend schnell kam der Wüstenboden unter ihr näher. Katie Joanne legte ihre Hand an den Gürtel und aktivierte das Gravo-Pak, das sie stets bei sich trug, um interessante Situationen auch aus ungewöhnlichen Perspektiven beobachten und filmen zu können. Das winzige Gerät fing sie sanft ab und ließ sie auf den Boden schweben. Sie landete mit beiden Füßen im Sand und, schaltete das Gravo-Pak ab. Danach blickte sie zu den Wolken hinauf.
Von der Space-Jet war nichts mehr zu sehen, doch sie hob die rechte Hand und streckte den Mittelfinger hoch, eine stumme Geste des Protestes und der Verachtung.
Zorn Jynthasso verschränkte die Beine unter dem Körper, stützte sich mit den Händen auf den Oberschenkeln ab und senkte den Kopf. Er schloss die Augen und vergaß die Umgebung seiner Kabine, in die er sich für einige Minuten zurückgezogen hatte. Er dachte an seinen verstorbenen Vater, mit dem er in schwierigen Situationen so oft gesprochen und der ihm häufig wertvolle Ratschläge gegeben hatte. Er hatte alle nötigen Vorbereitungen für den Kampf getroffen. Die Kommunikationsbrücken zu sämtlichen militärischen Einrichtungen im Solsystem standen. Die Waffenspezialisten hatten die Systeme überprüft und Reparaturen vorgenommen, wo sie sich als nötig erwiesen hatten. Wo es möglich gewesen war, hatte man die Defensivsysteme der Raumschiffe und Raumforts verstärkt.
Zahlreiche Raumschiffe hatten ihre Positionen verändert. Ihre Geschütze welcher Art auch immer - waren auf die Kosmische Fabrik gerichtet. Alles Erdenkliche war für den Kampf
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