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1994 - Der letzte General

Titel: 1994 - Der letzte General Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Schritten blieb er stehen, blickte den Ersten Piloten Yhin Jahang ausdruckslos an und übergab ihm das Kommando über die MARTINUS.
    Kommandantin Arma Llieken beachtete er nicht. Von ihrer Seite erwartete er auch keinen Widerspruch. Er zeigte ihr nicht, wie enttäuscht er über sie war, weil sie ihm im entscheidenden Moment die Unterstützung versagt und weil sie nicht das von ihm erwartete Format bewiesen hatte. Als er auf den Gang hinaustrat, stieß er auf eine Gruppe von Männern und Frauen der Besatzung. Respektvoll wichen sie vor ihm zur Seite und machten ihm Platz. Er ging an ihnen vorbei, ohne ihnen einen Blick zu gönnen oder ein Wort an sie zu richten. Sein Teint war bleich, und seine Gesichtshaut sah wie ausgetrocknet aus. Wie in Trance stieg er in den Expresslift, und da er dem Syntron nicht auf seine Frage antwortete, brachte dieser die Kabine zum gleichen Ziel wie kurz zuvor. Zorn Jynthasso meinte, die Stimme seines Vaters zu vernehmen.
    Die Menschen haben zu allen Zeiten die gleichen Leidenschaften, Stärken und Schwächen gehabt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Ursachen für ihr Versagen immer gleich sind. „Wir hätten den Kampf zu unseren Gunsten entscheiden können." Nur wenn in deinem Rücken ähnlich starke Persönlichkeiten gestanden hätten wie du. Der Lift hielt, und Zorn Jynthasso stieg mit dem Gefühl aus, dass jeder seiner einzelnen Schritte richtig gewesen war. Trotz der riesigen Verluste, die er hatte hinnehmen müssen, war er überzeugt davon, dass der Sieg der terranischen Wachflotte greifbar nahe gewesen und nur durch die Schuld der eigenen Kräfte verlorengegangen war. Er betrat einen Hangar, in dem eine Space-Jet stand.
    Zögernd blieb er stehen, denn jetzt wurde ihm bewusst, dass eigentlich ein ganz anderer Hangar sein Ziel gewesen war. Doch dann ging er mit einem Achselzucken weiter. Es war ihm egal, dass es ein ziviler Kleinraumer war.
    Katie Joanne blickte überrascht auf, als Zorn Jynthasso plötzlich bei ihr in der Zentrale der Space-Jet erschien. Der letzte General war blass bis an die Lippen. Seine Augen lagen tief in den Höhlen und waren stark gerötet. Seine Wangen waren hohl geworden, und seine Haut sah so trocken aus, als müsse sie reißen wie Pergament. „Ich wollte gerade starten", sagte sie und hätte sich danach am liebsten auf die Lippen gebissen. Natürlich hatte sie das vorgehabt. Überflüssig, es zu sagen. Sie ärgerte sich, weil sie nicht den Mund gehalten, sondern Kontakt zu ihm gesucht hatte, den er offensichtlich nicht wollte. Damit hatte sie Schwäche bewiesen. Genau das mochte er nicht. Die Journalistin spürte, dass der Militärstratege weit davon entfefl1t war, sie wahrzunehmen. Fraglos wusste er, wer sie war, doch er beachtete sie nicht. Er nahm sie hin, weil sie an Bord war, aber für ihn spielte keine Rolle, ob sie da war oder nicht. Jynthasso setzte sich auf den Pilotensitz und öffnete die Hangartore, die nun dem Befehl des Syntrons gehorchten. Sie begriff, dass sie zuvor geschlossen geblieben waren, weil er sich bereits im Hangar befunden hatte und nicht gefährdet werden durfte.
    Der Stratege startete, und der Diskus schwebte in den Raum hinaus. Katie Joanne beobachtete ihn, und es dauerte lange, bis sie erfasste, welchen Kurs er angelegt hatte. Während die rasch entschwindende MARTINUS in Richtung Merkurbahn flog, lenkte er die Space-Jet zur Erde, dorthin, wo WAVE sich befand, dorthin, woher die MARTINUS gerade zuvor geflüchtet war. Reiß dich zusammen! befahl sie sich. Du bist bei Zorn Jynthasso, und dies ist ein historischer Moment. So eine Chance kommt nie wieder für dich. Du musst sie nutzen! Du musst darüber be richten. Das ist dein Beruf! Sie atmete einige Male tief durch, dann setzte sie sich neben den letzten General. Sie hob ihren Armsyntron kurz an die Lippen und flüsterte einige Befehle. Mehrere Mikrokameras schwärmten aus und nahmen verschiedene Positionen innerhalb der Zentrale ein. Sie waren hauptsächlich auf Zorn Jynthasso gerichtet. Die Bilder wurden ungeschnitten an den Bordsyntron übermittelt und von dort nach Sol Tel auf der Erde abgestrahlt. Katie Joanne war sicher, dass der dortige Syntron des Senders sie aufzeichnete. „Das Ende der Schlacht hatte ich mir anders vorgestellt", sagte sie. Er wandte sich ihr zu und blickte sie so eigenartig an, dass es ihr eiskalt über den Rücken lief. Die Space-Jet beschleunigte mit Höchstwerten. Auf den Monitoren zeichnete sich eine schnell größer werdende Erde ab,

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