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1995 - Der Tod auf Terra

Titel: 1995 - Der Tod auf Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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auch wieder nicht. Das Zyklopenauge schien mich aus dem Hologramm heraus in dunkelgrünem Feuer anzustarren. Zu den Rändern hin verlief es übergangslos in ein helles Lindgrün. Ein Blick, der offenbar die Optik vernichtete, denn die Aufzeichnung endete abrupt.
    Noviel Residor begann wieder zu sprechen: „Die Reporter der TNR und nicht nur sie verlangen dringend Aufklärung. Sie wollen wissen, wer nach dem Tod der Regierung Terras Geschicke lenkt. Dass Cistolo Khan mit seiner PAPERMOON trotz der Blockade noch keinen Landeversuch unternommen hat, kreiden sie ihm an. Wenn diese und andere Fragen publik werden, dürfte es schwierig sein, die zu erwartenden Tumulte in den Griff zu bekommen. Namhafte Stimmen behaupten bereits, wir hätten es mit mehreren Zyklopen zu tun. Zwar wurden niemals zwei dieser Kreaturen zur gleichen Zeit gefilmt, doch ihre Präsenz an den verschiedensten Orten liegt oft nur wenige Sekunden auseinander. Margret, dein Trupp und du, ihr werdet den Zyklopen angreifen. Das ist ein höchst offizieller Auftrag. - Bringt ihn zur Strecke!"
    Die Hochspannung war mit Händen greifbar. Residor hatte es sich einfach gemacht: eine Aufzeichnung, ein wahnwitziger Auftrag, und das war's. „Ihr habt es gehört", sagte die TLD-Agentin ohne erkennbare Regung. „Wir werden den Kerl zur Strecke bringen. Wir kriegen ihn." Ihr Blick blieb an mir hängen. „Wir können auf dich zählen, Perry?"
    „Wie willst du dem Zyklopen überhaupt nahe kommen?" antwortete ich mit einer Gegenfrage. „Wir finden Mittel und Wege. Es gibt etwas, Perry, was sich anmessen lässt. Die Streustrahlung seiner Technik. Vielleicht ist er ja auch Teleporter, dann könnten ihn die Psi-Impulse verraten. Es hat nur noch niemand versucht, das herauszufinden; wir waren viel zu sehr damit beschäftigt, unsere Wunden zu lecken. Hier werden wir jedenfalls nicht mehr gebraucht."
    „Das Vorhaben ist Wahnsinn", warnte ich. Margret Zhamant und einige andere schauten mich überrascht an. Als wollten sie nicht verstehen, was ich eben gesagt hatte. „Für mich gibt es keinen Zweifel daran, dass der Zyklop von WAVE geschickt wurde", fuhr ich fort. „Wahrscheinlich handelt es sich sogar um Ramihyn persönlich, der Terra zur Kapitulation aufgefordert hat."
    „Das klingt, als würdest du die Kapitulation vorschlagen." Ich schluckte schwer. „Wenn es hilft, ein weiteres sinnloses Sterben abzuwenden ..." Es fiel mir nicht leicht, das zu sagen; alles, wofür ich jemals gekämpft hatte, strafte ich mit diesem einen Satz Lügen. Ich kam mir vor wie ein Verräter und begann mich schuldiger zu fühlen als vorher. Aber wir brauchten einfach Zeit, die uns eine Kapitulation verschaffen konnte. „Du bist der Sechste Bote von Thoregon", drängte Margret Zhamant. „Solltest du das Interesse an deiner Heimatwelt verloren haben? - Nein, entschuldige", fügte sie sofort hinzu, „so habe ich das nicht gemeint."
    Sinnend blickte ich zu den endlosen Wolkenbänken hinauf, die das Licht der Stadt nur spärlich reflektierten. Terrania schien in Lethargie versunken zu sein. „Ein Wesen wie Ramihyn", warnte ich noch einmal und hoffte gleichzeitig, ich würde mich irren, „kann man nicht einfach angreifen."
    „Das ist deine Sicht der Dinge, und sie mag richtig sein", sagte die Agentin. „Aber ich habe einen Befehl erhalten, den ich ausführen werde. Persönlich würde ich es begrüßen, wenn du dich uns trotz deiner Bedenken anschließt."
    Alles war so einfach, keine Herausforderung für eine Wesenheit, die vor fast drei Millionen Terra-Jahren Kriege und Auseinandersetzungen als beinhartblutiges Vergnügen empfunden hatte. Niemand widerstand dem auf volle Kapazität geregelten Anzug des Todes. Im Umkreis von eineinhalb Kilometern erlosch innerhalb von sechzig Sekunden jegliches Leben. Terraner, die der Wirkung nur kürzeste Zeit ausgesetzt waren, starben nicht sofort an Herz- und Atmungsversagen, sie würden dennoch nur wenige Tage überleben und währenddessen dahinsiechen.
    Dunkel entsann sich Ramihyn jener Epoche, als er der führende Feldherr seiner Rasse gewesen war und in seiner Galaxis alle Schlachten gewonnen hatte. Sein Körper war größer und stärker und imposanter gewesen als der, den er heute besaß. Die Terraner würden ihn als schwarzfelliges, bärenartiges Wesen bezeichnet haben. Sie sind schwach ...
    Auf Dauer wirkt ihr Sterben wenig befriedigend ... Die Meeresstadt hatte er längst hinter sich gelassen. Terra war ein kleiner Planet, den er schnell

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