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20 - Im Reiche des silbernen Löwen I

20 - Im Reiche des silbernen Löwen I

Titel: 20 - Im Reiche des silbernen Löwen I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sagen.“
    „Das wäre klug von Euch, denn ich bin nicht der Mann, der sehr leicht zu täuschen ist. Wir werden die Roten sehr bald einholen und dann auch mit den Weißen reden, zu denen der gehört, den Ihr bestohlen habt. Ihr werdet ihm gegenübergestellt werden.“
    „Das könnt Ihr tun. Ich habe ihn nicht bestehlen wollen.“
    „Oho! Ist dieses Pferd etwa nicht sein Eigentum?“
    „Ja, es gehört ihm.“
    „Der Dolch auch?“
    „Ja.“
    „Und die Sachen in den Satteltaschen?“
    „Auch.“
    „Wollt Ihr etwa behaupten, daß er Euch das alles geschenkt habe?“
    „Nein; das fällt mir nicht ein.“
    „So bleibt nur übrig, anzunehmen, daß Ihr es ihm gestohlen habt.“
    „Nein; es sind noch andere Fälle möglich.“
    „Möchte wissen, welche! Soll er Euch das Pferd etwa geliehen haben?“
    „Ja, das ist es. Er hat es mir geborgt.“
    „Ausrede!“
    „Es ist keine Ausrede, sondern die Wahrheit. Es ist wirklich besser, wenn ich aufrichtig mit Euch bin, und wenn Ihr mich anhört, so tut Ihr nicht nur mir, sondern auch Euch einen Gefallen damit, weil Ihr den Roten nachreiten wollt.“
    „Gut, wollen einmal sehen oder vielmehr hören. Also flunkert nicht wieder! Wie ist Euer richtiger Name?“
    „Ich heiße Perkins.“
    „Jetzt vielleicht!“
    „Nein, stets. Perkins ist mein Name. Ich und noch zwei Westmänner wurden von einem Weißen engagiert, ihn über das Gebirge zu bringen; er ist es, dem das Pferd gehört.“
    „Wer und was ist er?“
    „Das wissen wir nicht genau. Er spricht nicht viel. Wir müssen ihn Mr. Dschafar nennen.“
    „Dschafar? Ah! Spricht er englisch?“
    „So leidlich, daß wir ihn verstehen können.“
    „Ist noch jemand bei ihm?“
    „Er hat zwei englische Diener, die von ihm, glaube ich, in London engagiert worden sind.“
    „Wißt Ihr denn nicht, woher er ist?“
    „Nein. Er ist, wie gesagt, nicht mitteilsam und hat eine solche Art und Weise, daß wir ihn nicht gut nach seinen Verhältnissen fragen können.“
    „Aber gewiß wohlhabend?“
    „Ja, das muß er sein. Er hat zwei Packpferde und bezahlt uns gut. Ein Christ ist er wohl nicht, wenn ich mich nicht irre.“
    „Woraus schließt Ihr das?“
    „Daraus, daß er täglich fünf- oder sechsmal in einer sehr eigentümlichen Weise betet und in einer Sprache, welche wir nicht verstehen.“
    „Bedient er sich dabei eines Teppichs, auf dem er betet?“
    „Ja, er hat eine Decke, auf welcher er während des Gebetes abwechselnd steht, kniet und liegt. Er wirft dabei ganz sonderbar mit den Armen um sich, breitet sie aus, kreuzt sie auf der Brust oder faltet die Hände. Es ist zuweilen fast zum Lachen.“
    „Wie kleidet er sich?“
    „Ganz so wie wir, außer, daß er auf dem Kopfe eine Lammfellmütze trägt. Sein Haar ist dunkel, und er hat einen so starken, lang herabhängenden Schnurrbart, wie ich noch nie gesehen habe.“
    „Wie alt ungefähr?“
    „Vielleicht vierzig Jahre.“
    „Er ist ein Orientale, höchstwahrscheinlich ein Perser. Freilich kann ich mir nicht erklären, wie ein solcher nach Amerika und gar in den wilden Westen kommt. Wo will er hin?“
    „Nach San Francisco. Wir sollen ihn nach Santa Fé bringen, wo er andere Führer nehmen will. Glaubt Ihr mir nun, Mr. Shatterhand?“
    „Eure jetzigen Angaben scheinen die Wahrheit zu enthalten. Nun sagt ebenso aufrichtig, warum Ihr von ihm entwichen seid!“
    „Ihr denkt, daß es sich um eine Entweichung handelt? Ich kann doch in seinem Auftrag von ihm fortgegangen sein.“
    „Hört, fang ja nicht wieder an, Euch zu sperren! Ihr habt uns Veranlassung zum größten Mißtrauen gegeben und Euch so grob und widersetzlich betragen, daß es wirklich großer Mühe von Eurer Seite bedarf, uns eine andere Meinung beizubringen. Sagt noch eine einzige Unwahrheit, so handeln wir ganz einfach nach dem Gesetze der Prärie und geben Euch eine Kugel. Pferdediebstahl wird mit dem Tod bestraft, und wir haben weder Zeit noch Lust, uns lange mit Euch herumzuschleppen.“
    „Ich habe das Pferd doch gar nicht gestohlen!“
    „Pshaw! Ihr seid mit einem Pferd getroffen worden, welches Euch nicht gehört, und mit andern Gegenständen, welche auch nicht Euer Eigentum sind. Ihr habt uns belogen, uns über die Indianer und über Euch täuschen wollen, was uns bei den hiesigen und gegenwärtigen Verhältnissen leicht verderblich werden kann. Das ist mehr als genug, Euch kurz den Prozeß zu machen. Wenn wir davon absehen und nachsichtig mit Euch verfahren sollen, müßt Ihr wahr

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