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20 - Im Reiche des silbernen Löwen I

20 - Im Reiche des silbernen Löwen I

Titel: 20 - Im Reiche des silbernen Löwen I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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muß natürlich bis ins kleinste wissen, wo und wie Ihr meinen kleinen, treuen Hadschi Halef gefunden habt. Jetzt aber weiter! Kommt!“
    Wir setzten den aus einem so seltenen Grunde unterbrochenen Marsch fort; es wurde uns beiden schwer, zu schweigen; aber es war wirklich besser, wenn wir unsere Gedanken jetzt nur auf die Gegenwart und ihre Forderungen richteten. Was Perkins betrifft, so schien er von unserem Erstaunen angesteckt worden zu sein, denn er machte ein Gesicht, als ob in seiner Gegenwart der Sultan von Stambul über den Kaiser von China hinweggestolpert sei.
    Meine Vorhersagung bewahrheitete sich: Ich verfehlte das Regenbett nicht; nach ungefähr einer Stunde sahen wir im Osten vor uns einen dunklen Strich erscheinen, welcher Wald bedeutete. Notabene, das Regenbett lag nördlich von dem Beaver-Creek; wir hatten aber einen Umweg nach Westen gemacht und kamen also aus dieser Himmelsrichtung nach dem Regenbett. Der Grund dafür war der, daß die Comanchen, welche sehr wahrscheinlich die gerade, direkte Linie ritten, nicht auf Spuren von uns treffen sollten.
    Es muß gesagt werden, daß der Wald am Regenbett ein längliches Viereck bildete, welches keine bedeutende Fläche bedeckte. Siebzig Indianer konnten ihn recht gut in einer Stunde so genau durchsuchen, daß sie einen darin versteckten Menschen unbedingt finden mußten. Dazu kam der Umstand, daß wir die Stelle, an welcher die Comanchen lagern würden, nicht vorher wissen konnten. Wir mochten für uns wählen, welche Stelle wir wollten, so mußten wir gewärtig sein, daß sie grad auch zu derselben kommen würden. Und selbst wenn dies nicht der Fall war, so konnten wir durch irgendeinen Umstand aufgefunden, vielleicht durch das Schnauben von Dschafars Pferd verraten werden. Denn dieses Tier hatte noch keinem Westmann gehört, und jedes ungeschulte Pferd pflegt laut zu werden, wenn andere Pferde in seine Nähe kommen. Darum antwortete ich, als Perkins mich nach unserm Versteck fragte:
    „Wir verstecken uns nicht, sondern bleiben auf dem freien, offenen Camp, wenigstens ihr beide.“
    „Aber da werden wir ja gesehen!“
    „Nein. Diese offene Lage ist das beste Versteck, welches es unter den heutigen Verhältnissen geben kann.“
    Er, der sich am liebsten ganz verkrochen hätte, wollte Einwände erheben; da ermahnte ihn Dschafar:
    „Widersprecht ihm nicht! Seit ich weiß, daß er Kara Ben Nemsi ist, bin ich überzeugt, daß er stets das Richtige trifft.“
    „Wenn auch nicht stets, sondern möglichst oft“, berichtigte ich sein Lob. „Wir halten gleich da an, wo wir uns jetzt befinden; das ist der geeignetste Punkt für uns.“
    „Warum der geeignetste?“ fragte Perkins doch. „Ich bin auch Westmann und als Scout engagiert. Ich denke, daß ich ein Wort mit dreinzureden habe.“
    „Wenn ich es Euch erlaube! Ihr wißt ja, auf welche Weise wir uns kennengelernt haben, und ich bitte, dies nicht zu vergessen. Dennoch will ich Euch meine Gründe sagen.“
    Während wir abstiegen und die Pferde anbanden, fuhr ich fort:
    „Der Wald ist klein, und die Comanchen zählen siebzig Reiter. Sie brauchen sich gar nicht sehr zu zerstreuen, um uns zu entdecken, zumal wir nicht wissen, an welcher Stelle sie lagern werden. Unsere Pferde machen Spuren, welche nicht verschwinden, bis die Roten kommen, und ein einziges Schnauben oder gar Wiehern kann uns sehr leicht das Leben kosten.“
    „Hm, das ist wahr“, gab er ängstlich zu.
    „Nehmt dagegen diese Stelle hier an! Die Comanchen kommen von Süden nach dem Wald und verlassen ihn in nördlicher Richtung; wir aber befinden uns westlich von ihm; sie werden also nicht hierherkommen, uns gar nicht sehen. Und käme ja einer von ihnen in Sicht, so kann man, wenn man gut aufpaßt, sich schnell entfernen, ehe er einen bemerkt hat. Ist es da nicht vorteilhafter, hier zu liegen, als drin im Wald, wo die Entdeckung fast sicher und das unbemerkte Entfernen ganz unmöglich ist?“
    „Ja“, gestand er ein. „Aber wie sollen die Gefangenen befreit werden, wenn wir hier bleiben, während die Indianer sich im Wald befinden?“
    „Das laßt meine Sache sein! Ich habe Euch ja gesagt, daß ich Euch keiner Gefahr aussetzen werde, und Mr. Dschafar kennt den Wilden Westen und seine Bewohner zuwenig, als daß ich ihm zumuten dürfte, sich zu beteiligen. Ich gehe also allein nach dem Wald, und Ihr bleibt hier, bis ich zurückkehre.“
    „Und wenn die Roten indessen doch hierherkommen?“
    „So reitet Ihr schnell westlich fort und

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