20 Science Fiction Stories
dessen ganz sicher. Der Grund, weshalb ich so spät zurückkam, lag darin, daß ich einem Versuch nicht widerstehen konnte. Zuerst konzentrierte ich mich darauf, sie zu hassen, und innerhalb von zwei Minuten tauchten sie auf. Als sie aber mein Gesicht umsummten, dachte ich, wie sehr sie den Eulen ähnelten und was für nette kleine Haustiere sie abgäben. Und weg waren sie. Ich machte das mindestens ein halbes Dutzend Mal, und dann fiel mir plötzlich ein, daß Sie nach mir suchen würden. Und so knüpfte ich die hundertzwölf Knoten auf und rannte, so schnell ich konnte, ins Dorf zurück.«
Eisenstein ließ sich in den Sessel sinken. »Liebt eure Feinde«, sagte er. »Ein neues Insekten-Schutzmittel.«
Er stand auf. »Entschuldigen Sie mich einen Augenblick. Ich melde schnell mal eine Verbindung mit dem Hauptquartier an. Sie können dann gleich Ihren Bericht durchgeben.«
Allein gelassen, blickten Lucy und Leonard einander an. Schließlich begann er etwas unbehaglich:
»Ich will ganz bestimmt nicht noch mehr Sitten und Gebräuche verletzen. Eh – was sagt man eigentlich – eh – zu einem Mädchen, das kein Haus hat?«
»Das«, sagte Lucy, »ist eine jener interessanten Parallelen, die Sam so gern in unserer beider Zivilisation aufdeckt. Man sagt: ›Darf ich dich küssen?‹«
Will Stanton Das Geburtstagsgeschenk
Ich verließ das Haus gegen zehn Uhr morgens. Über meinen Knickerbockern trug ich Ledergamaschen und auf dem Rücken einen Proviantsack mit meinem Mittagessen darin. Mein Fernglas steckte in einem Behälter, der an einem Riemen über meiner Schulter baumelte. Das Handbeil, ein Messer und das Kochgeschirr waren an meinem Gürtel befestigt – meine Mutter neckte mich deswegen.
»Glaubst du, daß ein Gürtel all diese Dinge und auch noch deine Hosen hochhalten kann?« sagte sie. »Das ist ein bißchen viel verlangt.« Ich entschuldigte mich, schließlich hatte sie mir das meiste der Gegenstände gekauft.
»Ich möchte, daß du gegen vier Uhr zurück bist«, fuhr sie fort. »Ich möchte, daß du dann etwas für mich erledigst. Aber nicht später als vier, und auch nicht vorher.« Ich konnte mir gut denken, worum es ihr ging, denn ich hatte ja schließlich Geburtstag. Aber keiner von uns beiden ließ sich das anmerken. Ich stieg die Stufen hinunter und trat auf die Straße.
Für einen Samstagmorgen herrschte eine ziemliche Ruhe – ein paar Leute harkten in ihren Vorgärten Blätter zusammen, aber von den Kindern war nichts zu entdecken. Ich ging ein Stückchen an den Häusern entlang und schlug dann den Pfad, der hinter Pokey Michaels Haus durch die Felder führte, ein. Pokey war mein bester Freund. Wir haben schon viele gemeinsame Entdeckungsfahrten unternommen, sind zusammen in die Berge gewandert, und wir wollten ein Boot bauen, sobald wir Zeit haben würden.
Ich überquerte den Bach und kletterte den schmalen Pfad hinauf, der in die Berge führte. Normalerweise wären Pokey und wahrscheinlich auch ein paar weitere Freunde mit mir gekommen, aber an diesem Samstag hatten sie sich alle auf die eine oder andere Weise entschuldigt. Ich war ziemlich sicher, daß ich die meisten von ihnen gegen vier Uhr zu Hause bei mir antreffen würde. Fast jedes Jahr haben meine Leute zu meinem Geburtstag irgendeine Überraschung für mich bereit. Und ich glaubte, daß es diesmal im Hintergarten ein Festessen geben würde, mit Braten und natürlich Kuchen und Eis und Süßigkeiten.
Ich erreichte Rocky Ridge in genau achtundzwanzig Minuten. Ich hatte es schon in einer kürzeren Zeit geschafft, aber ich versuchte an diesem Morgen ja auch keine Rekorde zu brechen. Von hier aus konnte ich einen guten Teil der Stadt überblicken – jedenfalls die Dächer. Das Dach von unserem Haus und auch das von Pokey war nicht zu entdecken, es gab zu viele Bäume, aber man konnte Spud Ashleys Dach erkennen und das Fenster zu seinem Zimmer. Mit dem Fernglas war es sogar möglich, Signale dorthin zu senden – wir wollten den Code dazu lernen.
Als ich mich ein wenig ausgeruht hatte, machte ich mich an das steilste Stück des Weges. Hier wucherten Eichengestrüpp und dichtes Unterholz, so daß man kaum sechs Meter sehen konnte. Immerzu mußte ich an mein Geburtstagsgeschenk denken – es würde ein Gewehr sein, das war ganz sicher. Kein Luftgewehr, das besaß ich schon seit vielen Jahren, sondern ein richtiges, ein 22er.
Der Grund meiner Annahme waren die Spaße, die meine Leute darüber machten. »Du bist so versessen
Weitere Kostenlose Bücher