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20 Science Fiction Stories

20 Science Fiction Stories

Titel: 20 Science Fiction Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse
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Dorf; in luftleeres Schweigen, als schwerelose Feder, mit rasselndem Gefüge, in vulkanartigem Ausbruch, in angstvollem Brüllen; im Start, im Zögern, dann im ständigen Ansteigen, prachtvoll getragen, wunderbar geführt, und sie würden lachen und jauchzen und sich gegenseitig umarmen und verbrüdern. Oder die Namen anderer, noch nicht Geborener oder anderer lang Verstorbener ausrufen, die von dem Weinwind oder dem Salzwind oder dem stillen Säuseln der Heißluft im Ballon oder dem Wind des chemischen Feuers verweht waren. Und jeder würde die hellen Federn sich bewegen fühlen und die tiefvergrabenen Knospen der Flügel, die aus den Schulterblättern auszubrechen drohen. Jeder ließ das Echo seines Fluges zurück beim Umkreisen der Erde mit den Winden, um in späteren Jahren wieder den Söhnen von Söhnen ihrer eigenen Söhne davon zu erzählen, schlafend, aber den unruhigen Mitternachtshimmel sehend.
    Hinaus, noch weiter hinauf, höher, höher! Eine Frühjahrsflut, ein Sommerstrom, ein nie endender Fluß aus Flügeln!
    Eine Glocke schlug weich an.
    Nein, flüsterte er, ich werde in einem Moment aufwachen. Warte … Das Ägäische Meer glitt unter dem Fenster weg, verschwand; die atlantischen Dünen, die französische Landschaft lösten sich in mexikanische Wüste auf. In seinem Zimmer nahe des Lagers rührten sich keine Federn in goldenem Wachs. Draußen waren keine vom Wind geformten Wasserblasen, keine rasselnden Maschinen. Draußen lag nur eine Rakete, ein leicht entzündbarer Traum, der darauf wartete, daß seine Hand ihn in Bewegung setzte.
    In der letzten Sekunde seines Schlafs rief jemand seinen Namen. Ruhig gab er die Antwort, wie er sie während der Stunden nach Mitternacht immer wieder vernommen hatte. »Icarus Montgolfier Wright.« Langsam wiederholte er ihn, damit der Fragende ihn auch richtig verstand und sich die Reihenfolge der Buchstaben einprägen konnte. »Icarus Montgolfier Wright.
    Geboren neunhundert Jahre vor Christus. Grundschule: Paris, 1783. Gymnasium: Kitty Hayk, 1903. Abschuß von der Erde zum Mond, heute, so Gott will, am 1. August 1965. Gestorben und begraben, wenn alles glückt, auf dem Mars, im Sommer 1999 im Jahre unseres Herrn.«
    Dann ließ er sich allmählich dem Wachsein entgegentreiben.
    Eine Stunde später, als er die Wüste durchschritt, hörte er jemanden wieder und wieder und wieder rufen: »Jedediah Prentiss …!«
    Und er konnte nicht sagen, ob jemand hinter ihm war. Und auch nicht, ob es eine Stimme war oder viele, jung oder alt, nahe oder sehr weit entfernt, die ihn mit ihrem Ruf verfolgten – er konnte auch das nicht sagen. Er drehte sich nicht um, schaute nicht zurück.
    Denn der Wind wurde allmählich stärker, und er gab sich ihm hin und ließ sich von ihm über die Wüste tragen – zu der Rakete, die dort auf ihn wartete.

Robert Sheckley Der Kontorist
     
     
    Herr Dee saß in seinem großen Lehnstuhl; er hatte den Gürtel seiner Hose gelockert; zu seinen Füßen lagen die einzelnen Blätter der Abendzeitung verstreut. Gemütlich rauchte er seine Pfeife und war mit sich und der Welt zufrieden. Er hatte heute schon zwei Amulette und einen Liebestrank verkauft; seine Frau wirtschaftete in der Küche herum, wo sie ein köstliches Mahl zubereitete; und seine Pfeife zog vorzüglich. Voller Wohlbehagen seufzte Herr Dee, gähnte herzhaft und räkelte sich.
    Morton, sein neunjähriger Sohn, schleppte eilig einen Stoß Bücher durchs Wohnzimmer.
    »Wie war’s in der Schule?« fragte Herr Dee.
    »Alles in Ordnung«, antwortete der Junge, ohne stehenzubleiben.
    »Was hast du denn da?« fragte Herr Dee und deutete auf die Bücher.
    »Nur ein paar Sachen über Buchführung«, sagte Morton, ohne seinen Vater anzusehen. Er eilte in sein Zimmer.
    Herr Dee schüttelte den Kopf. Irgendwie war der Junge auf den Einfall gekommen, Kontorist zu werden. Ein Kontorist! Gewiß, Morton war schnell im Rechnen; trotzdem mußte er diese unsinnige Idee aufgeben. Für ihn gab es Größeres zu tun.
    Die Türglocke schlug an.
    Herr Dee machte seinen Gürtel zu, stopfte hastig das Hemd in die Hose und öffnete die Haustür.
    Draußen stand Fräulein Greeb, Mortons Lehrerin.
    »Kommen Sie herein, Fräulein Greeb«, sagte Dee. »Darf ich Ihnen etwas anbieten?«
    »Ich habe nicht viel Zeit«, antwortete Fräulein Greeb. Sie blieb unter der Tür stehen und hatte die Hände in die Hüften gestemmt. Mit ihren grauen, unordentlichen Haaren, ihrem schmalen Gesicht mit der langen Nase und den

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