20 Science Fiction Stories
die Familientradition nicht fortführen wollte. Das konnte einfach nicht wahr sein!
»Nach dem Essen«, sagte er schließlich, »werde ich mich mal ernsthaft mit ihm unterhalten. Ich bin sicher, daß wir keiner dämonischen Einmischung bedürfen.«
»Gut«, antwortete Frau Dee. »Ich bin fest davon überzeugt, daß du es dem Jungen verständlich machen kannst.«
Sie lächelte, und Dee erhaschte einen Funken des alten Hexenlichts in ihren Augen.
»Mein Braten!« entfuhr es Frau Dee, das Hexenlicht verlosch. Eilig lief sie zurück in die Küche.
Das Essen verlief schweigend. Morton wußte, daß Fräulein Greeb dagewesen war. Voller Schuldgefühle stocherte er auf seinem Teller herum, nur ab und zu warf er seinem Vater einen verstohlenen Blick zu.
Herr Dee zerlegte den Braten und teilte ihn aus. Seine Stirn war in drohende Falten gelegt. Frau Dee wagte es nicht, über belanglose Dinge zu sprechen.
Nachdem er sein Dessert verschlungen hatte, eilte der Junge in sein Zimmer.
»Jetzt werden wir ja sehen«, sagte Herr Dee zu seiner Frau. Er trank seinen Kaffee aus, wischte sich die Lippen und stand auf. »Ich werde mich jetzt gleich mit ihm unterhalten. Wo ist mein Überzeugungs-Amulett?«
Frau Dee dachte einen Augenblick angestrengt nach. Dann ging sie zum Bücherregal. »Hier.« Sie zog es aus einem bunt eingebundenen Buch. »Ich habe es als Lesezeichen benutzt.«
Herr Dee steckte das Amulett ein, holte tief Luft und betrat das Zimmer seines Sohnes.
Morton saß an seinem Arbeitstisch. Vor ihm lag ein Notizbuch, das mit Zahlen und winzigen präzisen Zeichen vollgekritzelt war.
Auf der Tischplatte waren sechs sorgfältig gespitzte Bleistifte aufgereiht, ein Radiergummi, ein Abakus und eine Spielzeug-Rechenmaschine. Seine Bücher hingen unordentlich über den Tischrand; unter ihnen befanden sich Geld von Rimraamer, Praktische Einführung in die Kontokorrentbuchführung der Banken von Johnson und Calhoun, und viele andere.
Herr Dee schob ein Kleiderbündel beiseite und machte es sich auf dem Bett bequem. »Wie kommst du voran, mein Sohn?« fragte er in freundlichem Ton.
»Prima, Vater!« antwortete Morton eifrig. »Ich bin schon bei Kapitel vier in der einfachen Buchführung. Und ich habe schon alle Antworten –«
»Mein Junge«, unterbrach ihn Dee leise, »und wie steht’s mit deinen normalen Hausaufgaben?«
Morton blickte unsicher drein und scharrte mit den Füßen.
»Du weißt, daß nicht viele Jungens die Chance haben, heutzutage noch Hexenmeister zu werden.«
»Ja, natürlich, weiß ich.« Dann blickte er ihn fest an und sagte mit hoher Stimme: »Aber, Vater, ich möchte doch Kontorist werden. Wirklich, Vater!«
Herr Dee schüttelte den Kopf. »Morton, in meiner Familie hat es immer einen Hexenmeister gegeben. Achtzehnhundert Jahre lang sind die Dees in den übernatürlichen Kreisen berühmt gewesen.« Morton ließ den Blick aus dem Fenster schweifen und rückte unruhig auf dem Stuhl hin und her.
»Du willst mich doch nicht enttäuschen, mein Sohn?« Dee lächelte traurig. »Jeder kann Kontorist werden, weißt du. Aber nur wenige Auserwählte beherrschen die Schwarzen Künste.«
Morton wandte sich wieder dem Vater zu. Er ergriff einen Bleistift, untersuchte die Spitze und drehte ihn langsam zwischen den Fingern.
»Na, mein Sohn, was hast du mir darauf zu sagen? Willst du nicht lieber etwas mehr für Fräulein Greeb arbeiten?«
Morton schüttelte den Kopf. »Ich will Kontorist werden.«
Herr Dee konnte seinen Ärger nur schwer unterdrücken. Was war mit dem Amulett der Überzeugung los? Sollte der Zauber nachgelassen haben? Er hätte es neu aufladen sollen. Trotzdem sprach er weiter.
»Morton«, sagte er mit belegter Stimme. »Ich bin nur ein Meister dritten Grades. Meine Eltern waren sehr arm. Sie konnten mich nicht auf die Universität schicken.«
»Ich weiß«, flüsterte der Junge.
»Ich wünsche dir all die Dinge, die ich selbst nie besessen habe. Morton, du kannst ein Meister ersten Grades werden.« Nachdenklich schüttelte er den Kopf. »Es wird nicht leicht sein. Aber deine Mutter und ich haben ein bißchen beiseite gelegt, und irgendwie werden wir den Rest schon zusammenkratzen.«
Morton biß sich auf die Lippen und spielte nervös mit dem Bleistift.
»Na, was hältst du davon, mein Sohn? Als ein Meister ersten Grades brauchst du doch nicht in einem Laden zu arbeiten! Du kannst ein direkter Agent des Schwarzen werden. Ein direkter Agent! Was sagst du dazu, Junge?«
Einen Augenblick
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