20 Science Fiction Stories
verschluckte das Klappern seiner Maschine.
Die Erzählung traf kurz nach sechs im Stand ein. Der Händler mit dem narbigen Gesicht trippelte von einem müden Bein aufs andere, als er sie sechsmal las, bevor er sie zögernd und widerwillig zum Kauf anbot.
Um halb sieben kam der kleine glatzköpfige Mann die Straße heraufgehumpelt. Ein Tag harter Arbeit, ein wohlverdienter Feierabend, dachte er, und blieb am Zeitungsstand an der Ecke stehen, um sich etwas zum Lesen zu kaufen.
Er japste. Beim heiligen Georg im Himmel, eine neue Shaggley-Story! Welch ein Glück!
Und auch noch das einzige Exemplar! Er ließ einen Vierteldollar für den Verkäufer liegen, der gerade nicht in der Nähe war.
Er trug die Geschichte nach Hause, an skelettartigen Ruinen vorbei (seltsam, daß sie nicht beseitigt wurden), und las sie schon unterwegs.
Er beendete sie, noch bevor er zu Hause ankam. Zum Abendessen las er sie noch einmal und schüttelte den Kopf über das Wunder der Spannung. Sie haucht mir neues Leben ein, dachte er, sie inspiriert mich.
Aber nicht heute abend. Jetzt war es Zeit, die Dinge wegzuräumen; die Hülle über die Schreibmaschine, den schäbigen Mantel, die fadenscheinigen schmalgestreiften Ärmelschoner, die Augenlider, die Postbotenkappe und den Ledersack – alles an seinen Platz.
Um zehn schlief er und träumte von Pilzen. Und am Morgen wunderte er sich wieder einmal, warum die ersten Beobachter die Wolke nicht als einen Giftpilz beschrieben hatten.
Gegen 6 Uhr morgens hatte er bereits gefrühstückt und saß hinter der Schreibmaschine.
Diese Geschichte erzählt davon, so schrieb er, wie Ras die wunderschöne Priesterin von Shahglee traf und sie in heißer Liebe zu ihm entbrannte.
Ray Bradbury Icarus Montgolfier Wright
Er lag auf seinem Bett, der Wind strich durch das Fenster und flüsterte zu ihm im Traum. Wie der Wind der Zeit, der sich in den Höhlen von Delphi fängt, so sagte er, was über gestern, heute und morgen gesagt werden muß. Manchmal stieß in weiter Entfernung eine einzelne Stimme einen Schrei aus, dann wieder waren es zwei Stimmen, ein Dutzend, eine ganze Menschenrasse stieß durch seinen Mund ihren Schrei aus, aber ihre Worte waren immer die gleichen:
»Wir haben es getan. Seht! Wir haben es getan!«
Ganz plötzlich tauchten er, sie, einer oder viele in seinem Traum auf – und flohen. Die Luft zog über einer sanften warmen See dahin, in der er verständnislos schwamm.
»Seht! Seht! Es ist geschehen! Wir haben es getan!«
Aber er verlangte nicht, daß die ganze Welt aufmerksam wurde, er zwang nur seine eigenen Sinne, die Luft, den Wind, den aufgehenden Mond zu sehen, zu schmecken, zu riechen und zu berühren. Er schwamm allein im Himmel. Die schwere Erde war verschwunden.
Aber warte nur, dachte er, warte nur ab!
Heute nacht – was für eine Nacht ist das?
Natürlich die Nacht vorher. Die Nacht vor dem ersten Flug einer Rakete zum Mond. Hinter diesem Raum wartet die Rakete auf dem ausgedörrten Wüstenboden, einhundert Jahre entfernt, auf mich. Tut sie das? Ist dort eine Rakete? Warte! dachte er. Er krümmte sich, wälzte sich herum, schwitzte, starrte auf die Wand – das wirre Flüstern zwischen den Zähnen. Sei ganz sicher! Du – du, wer bist du?
Ich? dachte er. Mein Name?
Jedediah Prentiss, geboren 1938, promoviert 1959, lizensierter Raketen-Pilot 1965. Jedediah Prentiss … Jedediah Prentiss …
Der Wind fegte seinen Namen fort! Er griff danach. Er schrie!
Dann, nachdem er sich beruhigt hatte, wartete er darauf, daß der Wind seinen Namen zurückbrachte.
Er wartete lange. Um ihn war nichts als die Stille, und nach vielen tausend Herzschlägen fühlte er Bewegung.
Der Himmel öffnete sich wie eine weiche blaue Blume. Das Ägäische Meer schwang weiße Flügel durch eine entfernte weinfarbene Brandung.
In dem Aufschlagen der Wellen am Strand hörte er seinen Namen.
Icarus.
Und wieder ein hauchendes Flüstern.
Icarus.
Jemand rüttelte seinen Arm. Es war sein Vater, der den Namen rief und die Nacht von ihm abschüttelte. Und er selbst lag sehr klein da, halb zum Fenster und dem Gestade tief unten und dem weiten Himmel hoch oben gewandt. Er fühlte den ersten Morgenwind die goldenen Federn, die neben seinem Lager in Bernsteinwachs gebettet waren, zerzausen. Goldene Flügel kamen in den Armen seines Vaters zum Leben, und zitternd spürte er auch den schwachen Zug an seinen eigenen Schultern, als sein Blick von diesen Flügeln hinunter zum Kliff
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