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20 Science Fiction Stories

20 Science Fiction Stories

Titel: 20 Science Fiction Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse
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vielleicht helfen.
    Zögernd ging sie auf die Hauptstraße zu. Ein unheilvolles Flüstern von tausend Gedanken in der erwachenden Stadt kam auf sie zu – eindringliches, aber lautloses Gemurmel von Gedanken, die noch nicht verständlich waren.
    Sie umklammerte mit der einen Hand die Mantelaufschläge, die andere steckte sie tief in die Tasche und fühlte dabei die kleine viereckige Karte. Sie zog sie heraus und las den Namen, Morton Nelson, und die Adresse, die darunter stand.
    Würde sie ihn in der Stiftung finden? Er war sehr interessiert gewesen, als sie ihm im Zug erzählt hatte, wohin sie wollte. Er arbeite dort, und er hat ihr seine Hilfe angeboten.
    Die Sonne ging gerade auf, als sie auf das Stadtzentrum zuging.
    (…verdammt zeitiger Job …) Unerwartet traf sie der erste Gedankenstrom, und sie zuckte erschreckt zusammen, als ein Auto an ihr vorbeifuhr.
    (…wenn ich einen Schnitt von 60 habe … gegen Mittag in Kington …) Ein anderes Auto raste in entgegengesetzter Richtung.
    (…Ich geb’s auf, jawohl; das tue ich … schmeiße ihm den Kram vor die Füße … Ballspiel, wenn ich rechtzeitig loskomme … sollte ihm den Hals umdrehn …)
    Mit verzerrtem Gesicht ballte sie die Hände zu Fäusten. Jedesmal, wenn ein Auto vorbeikam, zuckte sie zusammen.
    Sollte sie aufgeben? Sie gab diesen Gedanken aber wieder auf: Da war der überfüllte Wartesaal und das Fahrkartenbüro – ein Tollhaus, das sie gleich nach ihrer Ankunft hinaus in die Straßen getrieben hatte. (…nicht schlecht! … was sie wohl …kann mir heute nicht freinehmen …)
    Bremsen kreischten, und neben ihr hielt ein Wagen. »Steig ein, Kleine«, rief ein lächelnder Mann aus dem Fenster. »Ich nehm dich ein Stückchen mit.«
    (… SIEHT GUT AUS … Joe wird schon noch ein freies Zimmer haben …) Lois blickte weg und ging schneller. Sie empfing die Eindrücke von Enttäuschung, Unwillen, dann Resignation. (…Na ja – sowieso viel z u tun …)
    Die Gedankenströme begannen jetzt erbarmungslos an ihrem Bewußtsein zu zerren. Sie wuchsen zu fast unerträglicher Intensität an.
    Kam es daher, weil sie gestern ihre Kapazität, ihnen zu widerstehen, fast voll erschöpft hatte?
    Ein Taxi fuhr langsam heran, und sie winkte ihm.
    »Wissen Sie, wie spät es ist?« fragte sie, nachdem sie eingestiegen war.
    »Zwei Minuten nach halb neun.«
    Erleichtert seufzte sie. Die Stiftung mußte jetzt schon auf sein.
    (…was mit der wohl los ist? … sieht unschuldig aus … kann man nie wissen … bei Sadie vielleicht …)
    Jeder Gedanke des Taxifahrers war wie ein tiefer Stachel, Flüche, unzüchtige Ausrufe, neurotische Delirien.
    Wie tausend Lanzen stachen verwirrende Bilder auf sie ein und setzten sich zu einem lautlosen Gemisch von Rachsucht, Abscheu, Ärger, Unzufriedenheit und Vorurteil zusammen.
    Und wo es keinen Schmutz gab, da war die Angst. Sie war gezwungen, alle Regungen ringsum zu ertragen.
    Es war, als müßte sie Hunderte von Problemen auf einmal lösen – und keines war ihr eigenes.
    Würde sie sich je wieder davon befreien können? Sie ausschließen können? Konnte die Stiftung ihr helfen?
    Das Taxi bog in einer scharfen Kurve in die Hauptstraße ein und zwängte sich zwischen die unzähligen Wagen des Innenstadtverkehrs.
     
    Verzweifelt schloß Lois die Augen. Die Ströme fielen jetzt wie Raubtiere über sie her und steigerten sich ins Unerträgliche. Sie sank in sich zusammen und schlug die zitternden Hände vors Gesicht.
    (… verdammter Narr … mach, daß du verschwindest … blöder Polyp … ich werde zu spät kommen … noch nicht ein einziges grünes Licht heute morgen … fährt wie eine Irre, dieses Weib …)
    Hupen ertönten. Schrille Pfiffe. Sie schluchzte krampfhaft.
    (…die Lady hat ‘nen Tick …) »Fehlt Ihnen was, Fräulein?« fragte der Taxifahrer unmutig. (… entweder übergeschnappt oder … vielleicht gefährlich …)
    »Es wird schon wieder besser«, stammelte sie. »Nur – Kopfschmerzen.«
    »Oh.« (…Kopfschmerzen – ha! … reif für die Klapsmühle …)
    Sie bemerkte plötzlich, daß das Auto stillstand …
    »Wo sind wir?« Ihre Hände verkrampften sich.
    »Vierte, Ecke Allington.«
    Nur noch fünf Straßenzüge! Sie kannte sich hier aus – sie hatte die Karte studiert, damit sie wüßte, wo sie sich befand, wenn sie nicht mehr klar denken konnte.
    »Warum fahren wir nicht weiter?« Sie rückte auf dem Sitz vor.
    »Verkehrsstockung. Sieht aus, als wär’n ein paar ineinandergefahren.«
    (… IHR B ENEHMEN

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