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20 Science Fiction Stories

20 Science Fiction Stories

Titel: 20 Science Fiction Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse
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Schatten.
    (…später, nicht jetzt … glaube, ich habe sie völlig erschreckt …)
    Zögernd ging der Priester wieder.
    (…Lieber Gott, mach ihn wieder lebendig … wollte nicht … töten …) Dann kam der Eindruck des blonden Mädchens, das in seinem Stuhl leise weinte, (…will nicht mehr leben …)
    Gegen Mittag war die Kirche keine Zufluchtsstätte mehr. Tausende tummelten sich in den Straßen, und ihre Gedankenströme drangen selbst durch das dicke Mauerwerk. Lois’ Gesichtszüge verzerrten sich vor Schmerz. Sie verbarg das Gesicht in den Händen, damit ihre Qualen nicht beobachtet werden konnten. Wie lange würde das noch dauern? Sie versuchte zu beten. Aber sie konnte sich nicht konzentrieren.
    Verzweifelt kämpfte sie gegen eine Menschenmasse, die sie mit ihren Gedanken der Angst und Gier, des Betrugs, der Lust, des Egoismus, Neids und Hasses bewarfen.
    Und als sie schon glaubte, sich dem Angriff ergeben zu müssen, begann er etwas abzuebben. Kurz nach halb zwei konnte sie sich entspannen.
    Um halb vier, als die Intensität der Eindrücke am geringsten zu sein schien, ging sie zitternd zu der großen Tür … Jetzt mußte sie auf dem schnellsten Weg zur Stiftung jagen, die nicht weiter als vier Häuserblocks von hier entfernt lag. Sie starrte hinaus, und die Gedankenströme sprangen sie an.
    (… blondes Gift wie die kommt aus der Kirche … warum, zum Teufel, muß die schon beten? …)
    (… verdammter Schacher … eintausend Kröten mehr werden nicht mehr vermißt als die ersten achttausend … Herrgott … wieder so eine … ob sie wohl? … Maud wird glauben, ich sei heute außerhalb …)
    Stiftung – Kirche – Stiftung – Kirche. Lois wiederholte diese beiden Worte immer wieder. Sie mußte kämpfen. Sie durfte sich nicht noch einmal in die erschreckende Tiefe einer verlorenen Identität ziehen lassen!
    Sie mußte … ein angemessenes Ge s chenk zum Gedenktag für die kleine Frau finden.
    »Nein!« schrie sie und begann zu rennen. Eine Reihe Leute drehten. sich erstaunt um.
    »Stiftung – Kirche«, murmelte sie.
    »Stiftung – Kirche –«
    Sie taumelte, fiel beinahe und hielt sich an einem Pfosten fest.
    »Stiftung – Kirche – Stiftung s chöner Salon – Stiftung – Börse – Kirche – die Eckkneipe, um Bill zu treffen –«
    Die Hände vors Gesicht schlagend, kreischte sie. »Kirche! Kirche!«
    (…zum Zahnarzt … zum Buchmacher auf dem ersten Stock … zum Apartment der Rothaarigen …) Die Worte, die ein Ziel ausdrückten, schienen jetzt vorzuherrschen.
    »K IRCHE !« schrie sie, drehte sich um und lief zurück.
    Dann stürzte sie die Stufen hinauf und in das dämmrige, mit Kerzenrauch durchzogene Innere; sie stolperte auf einen Kirchenstuhl nahe dem Altar zu, wandte sich aber schnell nach rechts und lief in eine dämmrige Ecke.
    Hier war ihre Zuflucht. Hier waren die Stimmen nicht lauter als ein Flüstern. Hier konnte sie sich ausruhen – bis …? Bis die Nacht kam und sie zu der wahnsinnserregenden Bahnstation zurückkehren würde, um sich eine Fahrkarte nach Hause zu kaufen.
    Ein Erschöpfungsschlaf verdrängte endlich die quälenden Gedanken.
    (…Hoffentlich ist sie nicht krank …) Lois wurde den schwachen Gedanken gewahr, als sie durch das sanfte Schütteln einer Hand erwachte.
    Erschreckt, nicht fähig, im Augenblick festzustellen, wo sie sich befand, setzte sie sich auf.
    »Hab keine Angst, Kind. Es ist alles in Ordnung.«
    Sie drehte sich um und blickte in das lächelnde Gesicht eines Priesters. Aber sein Lächeln verwandelte sich in Erstaunen. (… dasselbe Mädchen, das fast den ganzen Tag hier war … ob? …)
    »Es scheint, als hätten wir hier eine junge Dame, die sich in Schwierigkeiten befindet.« Er kratzte sich am Kinn und lächelte.
    Die bunten Glasfenster, durch die jetzt kein Licht mehr fiel, glänzten stumpf. Durch die große Tür drang die Dunkelheit – und Stille, nur ab und zu von dem entfernten Klang einer Hupe unterbrochen. Bitter bemerkte sie, daß die Stiftung längst geschlossen war.
    »Natürlich«, fuhr der Priester fort, »sehen wir mit Vergnügen auf jene, die das Sakrament besuchen. Aber leider müssen wir die Türen um zehn Uhr schließen.«
    »Ich – ich werde gehen. Ich wußte nicht, daß es schon so spät ist.« Sie schob sich seitwärts aus dem Stuhl und ging auf den Ausgang zu.
    Aber er faßte ihren Arm. »Du bist in Schwierigkeiten, mein Kind. Willst du mir nicht sagen, was dir fehlt?«
    Zögernd biß sie sich auf die Lippen und

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