200 - Die Suche beginnt
winkte Schmitt seinen Begleiter heran.
»Führen Sie den Befehl aus, Nummer Achtzehn!«
Er und Richards stiegen noch zwei Stufen höher, um den anderen vorbei zu lassen. Der Mann, der auf die Anrede
Nummer Achtzehn
hörte, zog seine Faustfeuerwaffe. Sie erinnerte Matt Drax an einen klobigen Revolver, der fast nur aus einer lang gestreckten Trommel bestand. Canterbury jun. zog die Beine an, als der Schütze auf ihn zukam. In seinen Zügen stand plötzlich nichts als nackte Angst.
Matt nahm die Arme von den Schultern seiner Begleiter. Jetzt musste etwas geschehen, oder die Chance war vertan! Von Schmitt und Richards erwartete er nicht die geringste Unterstützung für die Reise an die Westküste und nach Afrika. Dazu kam, dass im Bunker Menschen getötet werden sollten. Er musste einfach handeln, jetzt!
Als Nummer Achtzehn mit gezogener Waffe an ihm vorbei ging, warf er sich auf ihn und stürzte mit ihm auf die Stufen. Matt hörte die Waffe auf Metall aufschlagen.
Rulfan nahm zwei Stufen auf einmal, sprang Richards an und entwand ihm die Faustfeuerwaffe. Schmitt stand breitbeinig und riss seine Waffe aus dem Holster. Eine Mischung aus Verblüffung und Wut spiegelte sich in seinem Gesicht.
Er wusste nicht, wohin er zuerst schießen sollte.
Schließlich zielte er auf Canterbury junior. Der brüllte seine Angst hinaus.
Ein kurzes Schwert wirbelte durch die Luft und traf Schmitt mit der flachen Klingenseite an der Brust. Die Heilerin hatte es geschleudert. Der Mann stürzte auf die Stufen, seine Salve krachte in die Hallendecke, Geröll und Dreck regnete herab.
Richards klammerte sich an Rulfans Unterschenkeln fest und brachte ihn zu Fall. Schmitt richtete sich auf und zielte auf den Albino, Mauricia warf sich in die Schussbahn. Schüsse krachten in kurzer Folge. Es klang, als würde ein Maschinengewehr bellen, und in das metallene Gebell mischte sich sofort der Schusslärm einer zweiten Waffe. Die Echos hallten durch die alte Flugzeughalle, ein Querschläger pfiff über die Treppe und knallte gegen ein Geländer, das dröhnte wie eine verstimmte Glocke.
Dann war es vorbei.
Richards lag bäuchlings auf dem Boden vor der Treppe. Ungläubig beobachtete er, wie Matthew Drax den Gefangenen losband. Vier Stufen über ihnen lag der tote Schmitt. Matts Kugeln hatten ihn erwischt. »Wer zum Teufel sind Sie wirklich?«, fragte Canterbury junior.
»Commander Matthew Drax, wie gesagt. Nur nicht aus Sidnee, sondern aus Riverside, USA.« Matt spähte zu Rulfan und Mauricia hinüber, während er die Fesseln des bulligen Burschen löste. Sorgenfalten türmten sich auf seiner Stirn. Rulfan kniete sich stumm neben den reglosen Körper der Heilerin. Tränen liefen ihm über die Wangen.
Mauricia war tot.
Sie fesselten Richards und sperrten ihn in den Kontrollraum über der Treppe ein. »Drück uns die Daumen, Dany«, sagte Canterbury zum Abschied.
»Wenn wir nämlich den Alten und seine Arschkriecher nicht besiegen, kann keiner zurückkommen und dich hier rausholen!«
Sie begruben Mauricia vor dem Zaun des Flugfelds.
Matt bestand darauf, dass sie ein Holzkreuz an ihrem Grab aufrichteten. Mit seinem Messer schnitzte Rulfan folgende Worte in den Querbalken: Hier ruht Mauricia aus Doyzland. Zwei Männer verdanken ihr das Leben.
Die Schillys sammelten sich in der Flugzeughalle, als die Männer die Außenwandung von Jackson 7 mit Mauricias Heilsalbe einschmierten. Chira nahmen sie mit ins Cockpit, damit ihr Geruch die Stechfliegen nicht wieder vertrieb. Paulie Canterbury hatte ihnen inzwischen berichtet, was sich im Bunker abspielte. Als er die wegen des Stromausfalls ausgehängten Luken und Schotts erwähnte, war Rulfan auf die Idee mit den Fliegen gekommen. Noch gut erinnerte er sich daran, wie vor wenigen Monaten eine Nebelwolke aus Mücken der Rozière gefolgt war, angelockt von einer ausgelaufenen Flasche Alkohol. [2]
Der Schillyschwarm rund um den Flugpanzer wurde dichter und dichter. Paulie Canterbury startete das Triebwerk. Er steuerte die schwere Maschine aus dem Hangar und nahm Kurs auf den Bunker.
***
Die Tür wurde auf gestoßen, vier Leibgardisten stürmten in den Schlachtraum. Zwei richteten ihre Laserblaster auf die Gefangenen, zwei packten Henner Miller und zerrten ihn nach draußen. Die Gardisten schlugen die Tür zu und verriegelten sie.
Miller war der Zweite, den sie zum Standgericht und zur Hinrichtung abholten. Die Erschießungen fanden außerhalb des Bunkers zwischen den Ruinen statt.
Rebekka Bloom
Weitere Kostenlose Bücher