200 - Die Suche beginnt
biss sich auf die Unterlippe. Ein Halbwüchsiger und eine schwangere Frau lagen weinend in ihren Armen. Auch sie selbst würgte die Angst.
Kaum war die Tür zugefallen, hatte sich wieder eine Menschentraube um Moses Jackson gebildet. Über das alte Funkgerät stand Moses mit Paulie Canterbury in Verbindung. Die Nachricht von seiner Befreiung und Schmitts Tod hatte die Hoffnung der gefangenen Rebellen angefacht.
»Sie haben das Hauptschott erreicht«, flüsterte Moses.
»Sie steuern Jackson Sieben jetzt in den Zentralgang.«
Paulie Canterbury hatte zwei Fremde und einen Wolfsmutanten bei sich. Und einen Schwarm Stechfliegen. Keiner der Gefangenen konnte sich einen Reim auf diese merkwürdigen Informationen machen.
Manche glaubten an einen der üblen Scherze, für die der junge Canterbury berüchtigt war.
»Wir sollen die Tür verbarrikadieren und keinen Gardisten mehr herein lassen!« Moses stand auf, drückte das Funkgerät ans Ohr und deutete auf die Luke. Die Männer schoben Regale und die Schlachtbank davor. »Es geht los!«, zischte Moses Jackson. »Die Gardisten greifen den Panzer an! Die Stechfliegen gehen auf sie los…!«
Nach Rebekkas Rechnung gab es außerhalb des Kerkers noch sechsundzwanzig Bunkermitglieder, Henner Miller nicht mitgerechnet. Sieben davon gehörten zur Leibgarde des Alten. Weitere fünf waren als fanatische Anhänger bekannt, machte zusammen mit dem Alten dreizehn.
Dreizehn ernst zu nehmende Gegner – das musste doch zu schaffen sein!
Niemand verlangte Einlass in den Kerkerraum. Dafür vibrierten die Wände vom Motorengebrüll des schweren Panzers. Auch Schusslärm hörten sie. Eine halbe Stunde und länger standen sie vor der Tür und lauschten. »Sie haben die Zentrale besetzt«, sagte Moses endlich. »Ronny Hager hat aufgegeben. Der Alte ist tot, wahrscheinlich Herzinfarkt. Die Fliegen haben ihn angegriffen…«
Der Rest des Satzes ging in Jubelgeschrei unter. Wenig später schaltete Canterbury jun. über die Funkzentrale eine Verbindung von Moses Jackson in sämtliche Bunkerräume. »Der Tyrann ist tot«, verkündete der neue Premier. »Heute ist ein guter Tag für Hermannsburg. Ich fordere die letzten Widerständler auf, ihre Waffen in der Zentrale abzuliefern und aufzugeben…«
***
Drei Tage Pause gönnten sich Matt Drax und Rulfan.
Danach beluden sie Jackson 7 mit Material und Proviant.
Paulie Canterbury hatte sich bereit erklärt, die beiden Freunde bis an die australische Westküste zu transportieren. »Zunächst einmal bis dorthin«, hatte er gesagt, und es klang, als würde er drauf brennen, mindestens einmal um die Welt zu fahren. »Dann wissen wir, ob der Panzer auch die restliche Strecke schafft.«
Einen derart weiten Weg jedoch trauten Matt und Rulfan dem schwarzen Gefährt nicht zu. Der Panzer war zerbeult und angerostet.
Canterbury hatte seine Geliebte überredet, ihn als Copilotin zu begleiten. Rebekka Bloom zierte sich zunächst ein wenig, doch Paulie machte ihr in Gegenwart des Premiers und der beiden Fremden eine Liebeserklärung. »Ich will keine Stunde mehr ohne dich sein«, schwor er der fülligen und einen halben Kopf größeren Frau. Sie willigte sofort ein.
Später gestand Paulie dem Mann aus der Vergangenheit: »Ich halte es einfach nicht aus ohne Sex, verstehst du, Matt?« So genau wollte Matthew Drax es eigentlich gar nicht wissen.
Moses Jackson und seine beiden Minister Henner Miller – Matt, Rulfan und Paulie hatten ihn in letzter Sekunde vor der Erschießung retten können – und Noah Miller-Jackson verabschiedeten die Besatzung von Jackson 7. Danach stiegen sie ein und der Panzer startete.
Matt fühlte sich noch immer ziemlich erschöpft. Er bekam weiche Knie, wenn er länger als zwei Stunden auf den Beinen war. Fieber hatte er jedoch keines mehr, und sein Zustand war einigermaßen stabil.
»Wir danken euch«, sagte Matt, während die Ruinen von Hermannsburg zurückblieben. »Es bedeutet uns viel, so schnell wie möglich nach Afrika zu kommen.«
»Wir haben zu danken«, sagte Paulie Canterbury. Er und Rebekka Bloom steuerten den Flugpanzer Richtung Westen das Gebirge hinunter. »Ohne euch wäre ich tot. Oder, was noch schlimmer wäre, ich müsste als Chef der Leibgarde im Bunker versauern.« Moses Jackson hatte ihm den Posten angeboten.
»Das hätte deiner Karriere nicht geschadet«, sagte Rebekka spitz.
»Karriere! Ich schei…!« Ein strenger Blick der Frau ließ Paulie verstummen. »Ich pfeife auf Karriere! Zwei Tage am Stück
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