200 - Die Suche beginnt
erwartete. »Bleiben Sie stehen!«
Er setzte den Feldstecher ab und hob seine Faustfeuerwaffe. »Was haben Sie hier verloren?«
»Helfen Sie mir!«, rief Matt. Unbeirrt schleppten Rulfan und die Heilerin ihn durch Gestrüpp und Trümmer der Treppe entgegen. »Bitte! Ich bin verletzt!«
Der Mann auf der Treppe ließ die Waffe ein wenig sinken. »Wer sind Sie?« Auch der andere, der Gefangene, drehte den Kopf und blinzelte zu ihnen.
»Commander Matthew Drax von der Community Sidnee. Wir haben Expeditionen ausgesandt, um zu sehen, wie es den anderen Bunkervölkern nach dem langen Stromausfall geht.«
»Wir kommen schon zurecht!« Der Grauhaarige steckte seine Waffe nun in den Gürtel. »Wir brauchen keine Hilfe! Seit wann nennt ihr euch an der Ostküste ›Community‹?«
»Ist eine längere Geschichte.« Matt und seine Gefährten hatten sich der Treppe bis auf zehn Meter genähert. »Ich brauche Wasser und Medikamente. Können Sie mir helfen, Mister…?«
»Richards, Daniel Richards. Nummer Neun der Bunkerkolonie von Hermannsburg. Was ist passiert? Und was haben Sie mit diesen Primitiven zu schaffen?«
Er deutete auf Rulfan und Mauricia.
»Unser Langstreckenpanzer ist liegen geblieben«, sagte Matthew Drax. »Mörderische Insekten haben uns überfallen. Ich bin der Einzige, der ihre Stiche überlebt hat. Bis jetzt. Das Barbarenpaar hier hat mich gefunden. Sie haben meine Wunden versorgt und mich gepflegt.«
»So, so.« Man konnte sehen, wie der Mann namens Richards die Nase rümpfte. Geringschätzig musterte er Rulfan und die Heilerin, während er die vier Stufen der Treppe herunterstieg. Er war auffällig gut frisiert.
»Ich habe die beiden gebeten, mich herzubringen«, sagte Matt mit schmerzverzerrtem Gesicht. Aus den Augenwinkeln beobachtete er den langhaarigen Gefangenen. »Ich brauche ein paar Tage, um mich zu erholen.« Der Gefesselte am Fuß der Treppe beäugte ihn misstrauisch; misstrauischer noch als der Grauhaarige.
»Sicher ist Ihre Bunkerführung bereit, Sidnee anzufunken.«
Matt, Rulfan und Mauricia erreichten die erste Stufe der Treppe. Der Gefangene beobachtete sie mit gerunzelter Stirn. Matt hätte wetten können, dass er Verdacht schöpfte.
»Sie stellen sich das alles ein bisschen zu unkompliziert vor, fürchte ich.« Richards stand eine Stufe über ihnen und stemmte die Fäuste in die Hüften.
»Wir haben selbst eine Menge Probleme, müssen Sie wissen…«
Schritte näherten sich rasch. Alle fünf blickten zum Hangartor. Zwei Männer liefen von dort durch die Flugzeughalle. »Da sind Sie ja endlich, Nummer Drei!«, rief Richards ihnen entgegen.
»Unser Panzer hängt fest!«, entgegnete der Angesprochene. Die beiden Männer kamen zur Treppe.
»Wir mussten uns zu Fuß auf den Weg machen.« Sie stiegen zu Richards auf die Treppe. »Was sind das für Leute?« Der Mann, der das Wort führte, betrachtete Matt, Rulfan und die Frau mit harter, ausdrucksloser Miene. Er war groß und kahlköpfig. Schmitt stand auf dem Namenschild seines Kampfanzugs.
»Drax«, sagte Matt. »Commander Matthew Drax aus Sidnee.« Er wiederholte seinen Spruch und seine Bitte. Es fiel ihm nicht schwer, den Hilflosen zu mimen: Er hatte Schmerzen und fühlte sich wie ein ausgespucktes Lupafrühstück.
Schmitt hörte sich an, was er zu sagen hatte. Mit keinem Zucken seiner Mundwinkel ließ er erkennen, was er von Matts Geschichte hielt. Kalt musterte er ihn und seine Gefährten. »Ich sehe schwarz für Sie«, sagte er schließlich. »Aber wir reden später.« Und dann an Richards gewandt: »Ich bin übrigens befördert worden.«
»Oh!« Richards machte große Augen. »Nummer Zwei?«
»Von Schmitt kannst du dir eine Scheibe abschneiden, Richards!« Zum ersten Mal ergriff der Gefangene das Wort. Er feixte verächtlich. »Hirn ausschalten, gehorchen und zuschlagen, so bringt es in Hermannsburg sogar eine Kampftaratze wie er zum Vizepremier.« Canterbury jun.
stand auf dem Namensschild seines verschlissenen Schutzanzuges.
Schmitt sah ihn an. Seine Kaumuskeln arbeiteten.
»Nummer Eins hat angeordnet, dich hinzurichten, Nummer Vierzig.« Canterbury jun. erstarrte. Seine Augen verengten sich. »Deinen rebellischen Freunden wird gerade der Prozess gemacht. Vielleicht tröstet es dich zu wissen, dass auch sie diese schöne Welt verlassen müssen.« Jetzt verzog sich auch seine Miene zu einem flüchtigen Grinsen. Es war ein böses, kaltes Grinsen.
»Nimm’s nicht persönlich, Paulie.« Mit einer knappen Kopfbewegung
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