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20.000 Meilen unter den Meeren

20.000 Meilen unter den Meeren

Titel: 20.000 Meilen unter den Meeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Mond durch die Wolkendecke sichtbar und seine Strahlen ließen die Wasserfläche aufschimmern. Das gab uns wieder etwas Mut, ich versuchte, mich hochzurecken und den Horizont zu überblicken. Ganz kurz sah ich die Fregatte, vielleicht 5 sm von uns entfernt, kaum noch erkennbar. Nirgends ein Boot. Ich wollte rufen, aber die grenzenlose Enttäuschung und die geschwollenen Lippen ließen es nicht zu. Conseil schrie ein paar Mal um Hilfe in die Nacht.
    Und da schien mir, als käme Antwort auf seinen Ruf. Wir hielten sofort inne.
    »Hast du gehört?«
    »Ja!«
    Und er schrie gleich noch einmal. Diesmal hörten wir deutlich die Antwort einer menschlichen Stimme. Noch ein Opfer? Oder die Antwort vom Suchboot? Conseil richtete sich mit großer Anstrengung auf meine Schulter gestützt empor, hielt Ausschau, während ich versank, und versuchte dann, nachdem er mich ein zweites Mal gerettet hatte, zu erklären, was zu sehen war : »Ich sah … ich sah … ich habe gesehen …«
    Dann schüttelte er den Kopf, winkte und schwamm los, mich hinter sich herziehend. Wir bewegten uns mit letzter Kraft und die Orientierungsrufe, die Conseil zwischendurch ausstieß, wurden immer schwächer. Aber die andere Stimme kam immer deutlicher aus dem Dunkel. Ich öffnete den Mund, um ebenfalls zu rufen, und da blieb die Kinnlade krampfhaft geöffnet, wieder drang Wasser in mich hinein, ich war starr vor Schrecken und Kälte, versuchte zu schlucken, sank, unfähig, mich zu bewegen … da erhielt ich einen kräftigen Stoß, mein Körper schlug an einen Gegenstand und ich fand die Kraft, wieder mich anzuklammern. Man riss mich empor, aus dem Wasser, aber ich spürte noch, wie ich die Salzlauge erbrach, dann verlor ich das Bewusstsein.
    Ich bin dann wohl durch das kräftige Reiben, das man mit meinem Körper veranstaltete, wieder aufgewacht. Conseil war der Erste, den ich erkannte. Dann sah ich die andere Gestalt ganz deutlich im Mondlicht: Ned Land.
    »Was, Ned Land! Sind Sie auch von dem Stoß ins Meer geschleudert worden?«
    »Allerdings, meiner Harpune nach. Aber ich hatte mehr Glück als sie, denn ich konnte gleich auf einem kleinen Inselchen Fuß fassen.«
    »Inselchen?«
    »Oder Rieseneinhorn, wenn Sie wollen. Jedenfalls wurde mir ziemlich klar, warum meine Harpune nicht eindringen konnte.«
    »Und warum nicht?«
    »Weil Ihr fischiger Meersäuger aus Eisenplatten gemacht ist, Herr Professor.«
    Und diese Bemerkung war es, die mich wieder völlig zu Bewusstsein brachte. Ich sprang auf und trat mit dem Fuß gegen den Grund, auf dem wir standen. Offenbar ein harter Stoff: ein knochenartiger Schild vielleicht? Musste ich das Tier unter die amphibisch lebenden Reptilien einreihen? Eine Art urzeitlicher Schildkröte oder Alligator?
    Aber nein! Dieser schwärzliche Rücken war nicht schuppig, sondern glatt und poliert! Der Ton beim Klopfen war metallisch, und so unglaublich das schien, der Körper bestand aus regelrecht genieteten Eisenplatten. Kein Zweifel: Das Wundertier, das Ungeheuer, das Naturschauspiel, das die gesamte Gelehrtenwelt gefoppt und dessentwegen die Seeleute beider Hemisphären den Kompass verloren hatten, war ein noch größeres Wunder, als jeder glauben mochte: ein Wunder von Menschenhand. Denn dass ein Gott Wunder laufen lässt, ist nicht weiter aufregend, es gehört zu seinem Geschäft. Aber das Unmögliche plötzlich auf mysteriöse, aber menschliche Art verwirklicht zu sehen, das kann einem den Kopf schon verwirren.
    Kein Zweifel also daran, dass wir uns an »Deck« eines Unterseefahrzeugs befanden, das, soviel ich jetzt sehen konnte, Fischform besaß.
    »Aber wenn das ein Fahrzeug ist«, sagte ich, »dann hat es eine Maschine zur Fortbewegung und dann hat es Maschinisten und eine Mannschaft …«
    »Sicher«, antwortete Ned Land, »obwohl sich das Ding seit den drei Stunden, die ich auf ihm hocke, noch nicht gerührt hat.«
    »Gut, aber wir wissen doch, dass es fahren kann, dass es sich gerührt hat. Dazu braucht’s eine Maschine. Und einen Maschinisten. Und daher sind wir wohl gerettet.«
    »Hm.«
    In diesem Augenblick begann an einem Ende des Apparats ein starkes Brausen, das offenbar von einer Schraube herrührte, denn wir setzten uns in Bewegung. Das war zunächst für uns noch nicht gefährlich, da das obere Teil des Fahrzeugs 80 cm aus dem Wasser ragte. In dem Augenblick aber, wo es dem Fahrzeugführer einfallen würde, auf Tauchstation zu gehen, waren wir verloren. Wir mussten uns deshalb so rasch wie möglich mit

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