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2001 Himmelsfeuer

2001 Himmelsfeuer

Titel: 2001 Himmelsfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Schutz eigens angeheuerter berittener Wachposten zu stellen. Wahrlich unhaltbare Zustände.
    Luisa konnte das natürlich nicht verstehen. Sie saß zu Hause, ließ sich von vorn bis hinten bedienen, führte ein angenehmes Leben. Und hortete heimlich Geld für eine zweifelhafte Reise nach Spanien! Es stand ihr nicht zu, ihm Vorwürfe zu machen für seine Bemühungen, es zu etwas zu bringen. War es ihm anzulasten, dass er Pech gehabt hatte? Sie sollte vielmehr dankbar sein, dass Navarro es auf ihren Rancho abgesehen hatte und außerdem ihre Tochter heiraten wollte. Jetzt konnte das Leben weitergehen wie früher, die drohende Armut war gebannt.
    Weibsbilder! dachte Lorenzo missmutig. Als er dann sein Pferd in einen entspannten leichten Galopp fallen ließ und auf das Dorf Los Angeles mit seinen zweihundert Seelen zuritt und die warme, trockene Sonne wohlig auf seinen Knochen spürte, als er den Staub der Straße roch und das Summen der Insekten hörte, besserte sich seine Laune zusehends. Er war heilfroh, dass Navarro den Rancho übernahm und von nun an alle Probleme auf dessen Schultern lasten würden.
    In Vorfreude auf den Nachmittag, den er in der angenehmen Gesellschaft von Francisco Reyes, dem
alcalde
des Pueblo, mit Würfelspiel und erlesenem Madeira zu verbringen gedachte, kam Hauptmann Lorenzo zu dem Schluss, dass Bankrott zu gehen ein Segen sein konnte.
     
    »Die eheliche Pflichterfüllung ist kein Vergnügen«, klärte Luisa mit ernster Miene ihre Tochter auf, »aber gottlob jeweils nur von kurzer Dauer. Dein Mann wird rasch zur Sache kommen und gleich danach einschlafen.« Dies traf nach Luisas Meinung auf alle Männer zu; nicht einen Augenblick lang überlegte sie, dass sie bei ihrer Hochzeit mit Lorenzo noch Jungfrau gewesen war und niemals mit einem anderen geschlafen hatte.
    Sie hielt sich mit ihrer Tochter in dem Schlafgemach auf, das für das frisch verheiratete Paar hergerichtet worden war. Das Eheversprechen war in Gegenwart des Priesters erfolgt, die Eheschließung im amtlichen Register vermerkt worden, und nach einer schicklichen Zeitspanne hatte Luisa ihre Tochter an der Hand genommen und sie dem Kreis der Feiernden entzogen. Zusammen mit einer Indianerin half sie Angela jetzt aus dem Brautkleid.
    Angelas Gedanken drehten sich nicht um das mit Bougainvilleablüten bestreute Brautbett, sondern um die Zitronen- und Orangenbäume, die sie pflanzen wollte. »Ich habe Señor Navarro von meinem Vorhaben erzählt, und er findet es gut. Auch einen Weingarten anzulegen hält er für eine hübsche Idee.«
    Unter dem wachsamen Auge einer Anstandsdame hatte Navarro vor drei Monaten, an dem Tag, da die
Estrella
ohne ihre beiden weiblichen Passagiere in See stach, begonnen, Angela den Hof zu machen. Von da an erschien er täglich, setzte sich mit ihr unter den Zinnkrautbaum, den Lorenzo für viel Geld aus Australien hatte kommen lassen, und dann unterhielten sie sich über das Wetter, über Padre Xaviers letzte Predigt, über eine neue Pferdezüchtung, wobei sie sich höflich mit Señor beziehungsweise Señorita ansprachen. Zuweilen saßen sie auch nur stumm da. Nach drei Monaten waren sie füreinander noch immer Fremde, die Heiratsabsichten hegten.
    Mit einem wehmütigen Seufzer räumte Luisa Angelas Unterröcke weg. »Du hast Glück. Navarro ist überaus großzügig.« Sie versuchte, nicht an die langen goldenen Ohrringe zu denken, die sie trug, ein Geschenk von Navarro an seine Schwiegermutter. Sie stammten, hatte er gesagt, von der Mumie einer Aztekenprinzessin. Mit diesem Mann, überlegte Luisa, halten Geister Einzug im Haus; es ist so gut wie sicher, dass die Geister der Indios aus Mexiko hier auftauchen und Anspruch auf den ihnen geraubten Schatz erheben.
    Sie warf einen Blick auf die messingbeschlagene Schatulle auf der Frisierkommode, die Navarros Hochzeitsgeschenk für Angela enthielt und erst geöffnet werden sollte, wenn das neu vermählte Paar allein war.
    Einen Gedanken zumindest fand Luisa tröstlich: Navarro würde Angela immer treu sein. Er war, wie sie wusste, nicht auf Eroberungen aus, sondern auf Besitz; er handelte nicht aus dem Herzen heraus, sondern mit Überlegung; er war weder impulsiv noch leidenschaftlich, sondern kalt und berechnend. Für die Befriedigung seiner sexuellen Bedürfnisse würde seine Frau sorgen, er brauchte also keine andere.
    Angela griff nach der Hand der Mutter. »Mach dir keine Sorgen um mich, Mamá. Ich komme schon zurecht.«
    Die Ironie, dass eine Tochter die

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