2007 - Die Schatztaucher
geworden?" fragte er.
Der Bibliothekar schüttelte sich in einer hilflos anmutenden Geste. „Ich weiß es nicht", sagte er. „Sie sind einfach verschwunden. Vielleicht fielen sie den Mundänen zum Opfer. Aber ich weiß es wirklich nicht genau. Und wenn ich es nicht weiß, weiß es niemand."
„Eingebildeter Hansel", sagte Dustaff sehr leise. „Und ihre Erkenntnisse sind verlorengegangen?" fragte Necker. „Ja. Sie wurden damals in den sogenannten Kosmologischen Theatern einer interessierten und kulturell beflissenen Öffentlichkeit vorgestellt. Aber soweit ich weiß, hat keins dieser Theater den Angriff auf unser System vor 251 Segaf überstanden."
„Dann suchen wir hier weiter nach Auroch Maxo-55", sagte Marth. „Genau", sagte Dustaff. „Nein", sagte Necker und legte behutsam die Hand auf die Schulter des Bibliothekars. „Unser Freund hier sucht weiter. Und spornt seine Leute zu beispiellosem Einsatz an. Das tust du doch für uns, nicht wahr?"
Der Serimer nickte eifrig. „Es ist unsere Aufgabe, Wissensdurstigen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen."
„Wir schauen dann später noch mal vorbei", sagte Necker. „Jetzt gehen wir erst einmal spazieren."
„Bist du völlig durchgeknallt?" polterte Marth Ravved, als sie die Bibliothek verlassen hatten. „Erstens bestimme ich hier, wo es langgeht."
„Er bestimmt", sagte Dustaff. „Das bestreitet doch gar keiner, Bruderherz", sagte Necker. „Meinst du etwa, ich reiße mich darum, Entscheidungen für zwölf Leute zu treffen? Viel zu anstrengend."
Sein Bruder musterte ihn argwöhnisch. „Und zweitens war dieses Museum eine Goldgrube! Der große Hit! Diese Trottel sind doch so frustriert, weil sich keiner mehr für ihre blöden Bücher interessiert, daß sie alles für uns getan hätten! Einfach alles!"
Sein Zorn war schon wieder verraucht. „Kann ich ja auch verstehen", fügte er hinzu. „Wer interessiert sich schon für bescheuerte Bücher?"
Necker ging ungerührt weiter und schleckte an der dritten der Süßspeisen, die er erstanden hatte.
Sie war noch süßer als die beiden ersten. „Verstehst du denn nicht?" fuhr Marth aufgebracht fort. „Die Besatzung der SOL lacht über uns!
Wir zwölf Deppen versuchen, in die unzugängliche Mittelstück-Sektion der SOL einzudringen. Ich komme mir vor wie ein Sportler, der kurz in eine fremde Welt eintaucht. Wir tragen unseren Spitznamen wohl zu Recht."
Necker schwieg. „Immer wieder präsentieren wir seltsame Funde. Wir haben ein paar teils erstaunliche, aber stets unbrauchbare Geräte auf gestöbert. In unserer Arbeit sieht die Mehrheit der SOL-Besatzung keinen Sinn."
Necker ging zielstrebig weiter. „Und jetzt können wir die Entdeckung machen, die die ganze Expedition rettet. Wenn uns das gelingt, sind wir an Bord endlich unseren Nimbus als Witzfiguren los. Und dann werden auch die entsprechenden Mittel in die Erforschung des Mittelstücks der SOL gesteckt, die wir seit langem anmahnen. Erfolglos, wie du vielleicht mitbekommen hast, wenn du dir gerade mal nicht die Wampe vollhaut."
Sein Bruder streckte ihm die Zunge heraus und leckte an der Süßspeise. „Oder mit deiner geheimnisvollen Freundin herummachst, die dich immer so hart rannimmt, daß du dich danach tagelang dienstunfähig schreiben läßt."
„Du bist doch nur neidisch, Marth. Frag dich mal, warum du dich so gern durch enge, dunkle, feuchte Gänge wühlst."
Einen Augenblick lang schien Marth Ravved die Fäuste fliegen lassen zu wollen, dann atmete er tief aus und ließ die Arme schlaff an den Seiten herabhängen. „Bei dir Faulpelz ist wirklich Hopfen und Malz verloren. Du denkst nur ans Fressen und ... Na ja. Aber wir haben eine Mission, Necker!"
„Und du hast die große Spur entdeckt?"
„Natürlich! Das Museum ist unsere einzige Chance. Diese bescheuerten Kosmologischen Theater gibt es nicht mehr ..." Marth versuchte, die Stimme des Bibliothekars nachzuäffen. „Für eine interessierte und kulturell beflissene Öffentlichkeit ... Hast du so einen Quark schon mal gehört?"
Necker blieb stehen und ließ den Blick über die rudimentären Reste des zerstörten Amphitheaters gleiten, die er auf dem Weg zur Bibliothek zufällig gefunden hatte.
Marth verstummte und betrachtete ebenfalls das Trümmerfeld. Dustaff stand nur da und gaffte.
Dann griff Marth Ravved in die Taschen seines Overalls und wühlte nach geeigneten Werkzeugen. „An die Arbeit, Jungs", sagte er.
5.
Ränkeschmiede
„Die Untersuchungen sind
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