2007 - Die Schatztaucher
heute befinden wir im Torm-Karaend-System uns in gewisser Hinsicht sogar in einer glücklichen Lage."
Necker runzelte die Stirn. „Wie das?" fragte er.
Der Bibliothekar sah ihn an, als hätten ihn alle guten Geister verlassen. „Weil seit der großen Schlacht die Mundänen nie wieder Interesse an Torm Karaend gezeigt haben. Wir wissen, für uns ist der Krieg zu Ende. Wir können uns auf das tägliche Leben konzentrieren und versuchen, die Wirtschaft wieder in Gang zu bringen. Leider sind uns nur wenige Raumschiffe geblieben, und unser interstellarer Handelsverkehr ist noch sehr gering."
Niedergeschlagen senkte er den Blick. „Aber was könnten wir anderen Völkern auch großartig anbieten?"
Necker überlegte kurz - sehr kurz, um die Aufmerksamkeitsspanne des Bibliothekars nicht über Gebühr zu beanspruchen. „Die Schlacht von Torm Karaend", sagte er dann. „Verlief sie so einseitig, daß nur Schiffe der Galaktischen Krone zerstört wurden?"
„Aber nein, aber nein. Die Mundänen haben ihre Wracks längst abtransportiert, nur die der Krone blieben zurück. Schon kurz nach der Schlacht haben wir damit begonnen, sie systematisch auszuschlachten. Sie tragen einen nicht unerheblichen Teil zur angestrebten wirtschaftlichen Gesundung bei."
In der Tat hatten sie beim Anflug auf den Planeten primitive, maximal lichtschnelle Bergungsfähren geortet, die zwischen der Planetenoberfläche und den treibenden Wracks pendelten. „Und sagen dir die Begriffe Auroch Maxo-55 und Kym-Jorier etwas?"
Der Bibliothekar sah zu Marth Ravved hoch, und Marth sah Necker an. Dann schüttelte er den Kopf.
Auch Dustaff sah Necker an und schüttelte den Kopf. „Wir suchen, wir suchen", sagte der Serimer dann. „All meine Leute suchen. Ich würde auch suchen, wüßte ich nur, wo ich damit anfangen sollte. Aber Segafrendo ist groß, sehr groß."
Damit hatte der Bibliothekar zweifellos recht. Die riesige Kugelgalaxis von 270.000 Lichtjahren Durchmesser wies mehr als fünf Billionen Sonnenmassen auf. Das waren unvorstellbare Werte. Die heimatliche Galaxis verfügte bei einem Durchmesser von rund 100.000 Lichtjahren gerade einmal über Milliarden Sonnenmassen.
Necker rechnete kurz im Kopf nach. Wenn nur ein Prozent der Sonnen über Planeten verfügte und davon wiederum nur ein Prozent geeignete Umweltbedingungen aufwies, kam man auf 500 Millionen bewohnbare Welten. Die Mom´Serimer hatten erwähnt, daß etwa fünf Millionen Welten tatsächlich besiedelt waren, also wiederum ein Prozent davon.
Und wenn er von einer Durchschnittsbevölkerung von lediglich 500 Millionen Bewohnern pro Planet ausging, bestand die Gesamtbevölkerung von Segafrendo aus sage und schreibe 2,5 mal zehn hoch fünfzehn intelligenten Lebewesen - das waren 2,5 Billiarden.
Wie gering war da die Chance, daß ausgerechnet das erste, bei dem sie sich erkundigten, etwas von einem Kym-Jorier wußte?
Trotzdem konnte er seine Enttäuschung nicht ganz verbergen. „Meine Leute sind gut", sagte der Bibliothekar. „Sie verstehen sich auf das Suchen. Aber leider sind sie etwas aus der Übung. Es kommt kaum noch jemand her. Wer interessiert sich heute noch für die Vergangenheit von Segafrendo, so lange nach der entscheidenden Schlacht? Wäre diese Bibliothek nur mein Beruf und nicht meine Berufung, hätte ich schon längst beantragt, sie zu schließen. Aber ich sage mir immer wieder, wir bergen die Schätze der Vergangenheit, damit andere nach ihnen tauchen können, wenn sie nur wollen."
Diesmal sah Necker seinen Bruder an. „Ich habe nichts gesagt", beteuerte Marth.
Necker konzentrierte sich wieder auf das Wesentliche. „Warum war damals ausgerechnet das Torm-Karaend-System das Angriffsziel der Mundänen?"
Der Bibliothekar riß die schmalen, mandelförmigen Augen auf, die wie bei allen Serimern seitlich hinter der Nase saßen. „Damals war Pragaend ein wichtiger Stützpunkt der Kosmologen von Segafrendo", sagte er stolz. „Die Kosmologen von Segafrendo?" wiederholte Necker. Er befürchtete, daß er sich mit seinen ewigen Wiederholungen etwas einfältig anhörte. Fast so wie Dustaff. „Sie hatten es sich damals zur Aufgabe gemacht, die Herrschaft der Superintelligenz ESTARTU in Segafrendo zu protokollieren und zu interpretieren. Es handelte sich um eine Gruppe von Dokumenten-Forschern, die die Entstehung, den Glanz und das Wirken der Superintelligenz in Segafrendo preisen wollten."
ESTARTU, dachte Necker. Schon wieder ESTARTU. „Und was ist aus diesen Kosmologen
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