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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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er in einem geheimen, unpunktbaren Teil der Anlage. Ich versuchte es mit
MARENA
. Ihr Punkt leuchtete in dem Wohntrakt auf, der bald ein Hotel werden sollte; wahrscheinlich war sie in ihrem Zimmer. Was immer also Taro, Tony und Boyle anstellten, sie war nicht bei ihnen. Hmm. Ich stand auf, ging – zu schnell – zum Ausgang, eilte die Treppe hoch – die Aufzüge funktionierten noch nicht – und schoss hinaus in die Sonne, flitzte über den geteerten Hof und in den Wohntrakt. Der lange Gang war voller labberiger Heiliger der Letzten Tage mit makellosen unmodischen Haarschnitten, die mit großen Packen unmodischer Wäsche in die Zimmer wuselten und wieder hervorkamen. Eine Flugzeugladung davon war heute Morgen gelandet, und mit jeder Stunde trafen mehr ein. Auf der LAN -Portal-Seite des Stakes waren wir – unter »Andere wichtige Informationen« – aufgefordert worden, sie nicht als Flüchtlinge zu bezeichnen, weil es sich um Amerikaner handele. Ich drängte mich zu Marenas Tür durch. Schlug dagegen. Keine Reaktion. Ich markierte ihren Punkt und berührte
DRINGEND
. Ich wartete. Ihre Stimme kam aus meinem Netphone.
    »Was ist denn?«, fragte sie.
    »Es ist dringend«, stieß ich hervor.
    »Ich bin unter der Dusche.«
    »Es ist mein Ernst. Wirklich. Wirklich.«
    »Warten Sie.«
    Zwei Minuten später öffnete sie die Tür. Sie trug einen großen, schäbigen grünen Bademantel von Marriott Amenities und hatte sich ein grünes Handtuch wie eine Federkrone um den Kopf gewickelt. Ihr Gesicht war feucht. Zu jeder anderen Zeit wäre es sexy genug gewesen, um mich abzulenken. Ich sagte nur, ich müsse, müsse, müsse einfach mit ihr reden, und zwar ultraprivat.
    »Gehen wir nach draußen«, sagte sie. Wie viele Asiaten – und, sokommt es mir vor, immer mehr Menschen heutzutage, darunter auch ich – ging sie, wenn sie Abgeschiedenheit suchte, nicht in einen kleinen Raum und schloss die Tür hinter sich, sondern begab sich nach draußen, wo man sehen kann, dass niemand lauscht. Sie führte mich am Pausenraum und der Wäscherei vorbei auf die Rückseite des Gebäudes. Die unteren fünfzehn Zentimeter ihres Bademantels streiften durch den Staub. Wir standen in einer Art schattiger Nische zwischen dem PVC -Wandbelag und einem Zweimeterstapel Bewehrungsstahl.
    »Okay, was ist denn so wichtig?«
    »Ich habe über diese Geschichte mit dem Kerr-Raum nachgedacht.«
    »Was soll damit sein?«, fragte sie. Wenigstens tat sie nicht so, als wüsste sie von nichts.
    »Nur dass … wissen Sie, wenn man wirklich lernen will, wie die Alten das Spiel gespielt haben, müsste man sie fragen.«
    »Und wie sollten wir das Ihrer Meinung nach anstellen?«, fragte sie. Sie war nur schwer zu verstehen in dem Knattern eines weiteren Turbopropflugzeugs, das zur Landung ansetzte.
    »Vielleicht habt ihr eine Zeitmaschine«, sagte ich. Verdammt, das klang nun wirklich nicht sehr ungezwungen. Nein, überhaupt nicht.
    »Soll das ein Witz sein?« Marena schälte sich das Handtuch vom Kopf. Für solch eine kleine Person hatte sie wirklich viel Haar, und jetzt war es aufgebauscht und stachlig, sodass sie ein wenig wie die hübsche Abart einer Trollpuppe aussah. »Zeitmaschinen können nicht funktionieren. Oder?«
    »Hängt das nicht davon ab, was man damit anstellt?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Es ist keine … es hat mit Freaky Friday zu tun«, sagte ich.
    »Wer hat Ihnen von Freaky Friday erzählt?«
    »Das heißt, dass man keinen stofflichen Gegenstand verschicken wird.«
    Sie ließ das Handtuch auf den Boden fallen und fuhr sich mit den Händen durchs Haar, modellierte es zu einer großen, herunterhängenden Flosse. Sie sah mir in die Augen. In ihrem näheren Auge lagder untere Rand der braun-goldenen Iris im direkten Sonnenlicht, und man konnte sehen, dass sie die Form eines abgeflachten Kreisrings hatte, der über einer dunklen Mulde lag. Ich blickte in ihre Pupille hinein, hoffte auf ein Zucken oder ein Verengen der Iris oder etwas anderes, das … Die Sache ist jedoch die, dass die Leute die Augen zwar für die Fenster zur Seele halten, sie in Wirklichkeit aber genauso stumm und undurchsichtig sind wie alles andere auch.
    Irgendwo summte ihr Netphone. Als sie mit der Hand in die Tasche fuhr, um ihn auszuschalten, beendete sie das Duell der Blicke. »Ich hatte Max versprochen, ihn um genau diese Zeit anzurufen«, sagte sie.
    »Man sendet bloß eine Welle, und der SSC erzeugt eine … eine nackte Singularität oder ein Wurmloch oder so

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