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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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etwas, und dann wird er … dann werden Sie den Kopf von jemandem, der damals lebte, neu programmieren.«
    »Hmm«, machte sie. »Sie haben wohl schon mal das eine oder andere Physikbuch gelesen, was?«
    Ich sagte irgendetwas, aber es kam wahrscheinlich wie ein einziger Brei heraus, weil mein Kopf sich längst in den Whirlpool erweiterter Möglichkeiten gestürzt hatte.
    In einer der ältesten Geschichten der Artus-Sage hatte Merlin ein Schachspiel mit Figuren, die sich von selbst bewegten und – noch beeindruckender – niemals ein Spiel verloren. Heutzutage haben die meisten von uns, die Schachcomputer kennen, diese Geräte wachsen und reifen sehen; deshalb ist es kein Wunder, dass sie für uns selbstverständlich sind. Aber 1998 zeigte ich einmal meinen alten Excalibur einem über achtzigjährigen schachsüchtigen Maya-Addierer in Santa Eulalia – ziemlich weit oben im Hochland von Huehuetenango, an der Rückseite des Nirgendwo –, und man merkte ihm den vollen Anprall der Technik an durch die Furcht und Begeisterung in seinen Augen und daran, wie er immer wieder mit dem Ding spielte, während er auf seiner Pemex-Öl-Kiste vor der Bodega saß, sich durch ein altes Ruy-Lopez-Spiel nach dem anderen klickte, jedes einzelne verlor und bis in die Nacht hinein spielte. Schließlich schenkte ich ihm das Ding zusammen mit einem Jahresvorrat an Mignonbatterien. Und jetzt empfand ich diesen Ansturm selbst, dieses Mondlandungs-, DNS -Aufklärungs-,Radium-Reinigungs-Staunen. Dieser Hundesohn, dachte ich. Dieser Sohn zweier Hunde.
    Marena hatte sich abgewandt und die kleine Nische verlassen, war an dem Bewehrungsstahl vorbeigegangen und in eine Gasse zwischen einem riesigen Löffelbagger und einem Betonmischer mit zueinander passenden apotropäischen Streifen getreten. Ich folgte ihr.
    »Tony Sic wird gehen«, sagte ich.
    »Wohin gehen?«
    »Zurück.«
    »Zurück in alte Zeiten, meinen Sie?«
    »Ja.«
    »Das ist nicht ganz genau …«
    »Leihen Sie mir das Ding nur für eine Minute«, sagte ich. »Ich verspreche, dass ich es zurückgebe, ehe ich gehe.« Zum Teufel mit Sic, dachte ich. Ich war sickig auf Sic. Dieser selbstgefällige Bastard. Er wird es sehen. Er wird wissen, wie es war. Und ich nicht. SCHEISSE ! Es heißt immer, Sex, Gier und Angst wären die stärksten Antriebe, aber tatsächlich ist es die Eifersucht. Keiner der anderen drei kommt ihr auch nur nahe.
    »Ganz im Ernst«, sagte ich. »Ich kann es viel besser als dieser Typ. Ich habe ihn mit drei Steinen fertiggemacht. Ich weiß unendlich viel mehr als er – Sie wissen schon, den Kram, den er erst noch lernen muss, konnte ich schon runterbeten, als ich fünf war.«
    Eine kurze, brutale Pause folgte. Wieder zog ein Hubschrauber nach Westen; er patrouillierte die Grenze.
    »Hören Sie«, sagte sie schließlich. Sie setzte sich auf einen Klotz aus frisch gegossenem Beton, schlug ein unsichtbares Bein über das andere und steckte sich mit sehr Dietrich-liken Bewegungen eine Camel an. Ich blieb stehen und versuchte, nicht im Kreis umherzustapfen, wie ich es gern tue. Komm schon, Jed, reiß dich zusammen. Bewahre wenigstens einen letzten Tropfen Sang-froid. Sie weiß, dass du es tun willst, aber du hast ihr noch nicht klargemacht, wie scharf du darauf bist.
    »Ich entscheide nicht allein darüber«, erklärte sie. »Was immer mit Tony getan wird, ist bereits im Gange.«
    »Ich weiß außerdem, dass ich jeden Aspekt des Spiels erfassen kann«,fuhr ich fort. Ich bemerkte, dass ich mir mit den Händen vor dem Gesicht herumwedelte, und stopfte sie in meine Taschen. »Ganz egal, als wie kompliziert es sich erweist.«
    »Sie wissen nicht, was von Ihnen verlangt wird. Nicht einmal ich weiß es.« Sie nahm einen langen Zug und stieß Rauch aus. »Aber trotzdem stecke ich jetzt in der Tinte.«
    »Mir ist egal, was verlangt wird«, sagte ich. Verlangt , also wirklich. Ich muss doch bitten. »Ich habe eine Milliarde Mal die nötige Motivation, um es richtig zu machen. Ich habe mehr Motivation als … als … ich weiß es nicht, als das gesamte Lee-Strasberg-Institut.«
    »Das glaube ich Ihnen sogar.«
    »Ja, es ist wahr.« Tatsächlich würde ich dafür mein rechtes Ei geben, dachte ich. Und meinen rechten Arm, mein rechtes Auge, mein rechtes Bein und mein rechtes Gehirn. Alle meine nicht-dominanten …
    »Trotzdem, nachdem ich Ihnen so viel gesagt habe, muss ich Seppuku begehen.« Sie ließ die Zigarette fallen und drückte sie mit der Spitze eines hellgrünen,

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