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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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zum Feuer hin gedreht hatte. Er hielt sein Kind mit beiden Händen, an den Haaren und am Gürtel, schwenkte es vor und zurück, um Schwung zu holen, und warf es wie einen Sack Kartoffeln in die Flammen. Das Kind flog kreischend durch die Luft, setzte aus, als es auf den Kohlen landete, und schrie dann noch schriller, bis seine kleinen Lungen sich mit Rauch gefüllt hatten.
    Hun Xoc nahm mich mit zwei Fingern seiner Speerhand und steuerte mich vorwärts. Hier oben wären wir Brandpfeilen schutzlos ausgesetzt. Ich stapfte die Stufen hinunter zum Platz. Wir formierten uns wieder und setzten uns in Marsch.
    Wir hatten den Platz halb überquert, als mir auffiel, dass die Menschenmenge vor uns dichter geworden war. Die Geblüte an der Spitze prügelten auf die Leute ein. Ich stolperte nach vorn und stützte mich am Vordermann ab, der sich als 4-Sonnenschauer entpuppte, der Hautausbesserer. Gut. Es ist immer praktisch, einen Arzt in der Nähe zu haben. Autsch.
    Ich konnte nichts sehen.
    Ich drehte mich, tastete und fand die Schulter von Gürteltierschiss. Er hatte da eine Brandnarbe, deshalb erkannte ich ihn. Ich deutete auf meine Augen. Er beugte sich über mich, dass er fast nach hinten kippte, nahm meinen Kopf in beide Hände, zog mir mit den Fingern die Lider auseinander und leckte mir die Augäpfel ab.
    Das war eine Maßnahme, die den Balsam ergänzen sollte und die wir alle eingeübt hatten. Für einen fremden Beobachter sah es so aus, als würden wir gerade eine Kampfpause machen, um zu bumsen. Und tatsächlich kam ich trotz der Wattierung nicht umhin zu spüren, dass Gürteltierschiss eine steinharte Erektion hatte. Ist nur der Stress, überlegte ich. Komm ja nicht auf dumme Ideen.
    Ich machte die Augen auf. Ah. Besser. Etwas prallte gegen unseren Teil der Schildkröte. Es war eines der Gila-Geblüte. Er war nur noch ein schlaffer Körper. Er war an der Außenseite der Formation schwer verwundet worden und wurde in die Mitte weitergereicht. Eine Reihe vor uns legten sie ihn nieder. Wir konnten es nicht vermeiden, auf ihn zu treten. Unser Nacom, unser Henker, tötete ihn, indem er ihm die Arterien an den Achselhöhlen durchschnitt.
    Das Problem hier war, dass jede Gruppe ihre Toten mitnehmen wollte. Man wollte nicht, dass tote Verwandte einem Gegner in die Hände fielen. Aber 12-Kaiman und ich hatten gesagt, dass wir das uns nicht erlauben durften. Trotzdem kamen die Geblüte mit der Vorstellung nicht zurecht, sie einfach liegen zu lassen. Und wir wollten nicht, dass sie dachten, wir würden es mit ihnen genauso machen, wenn sie getötet würden, sodass sie dann im Berg als Sklaven für die Seelen ihrer Feinde arbeiten müssten. Darum hatten wir uns einen Kompromiss ausgedacht. Der Nacom schnitt dem toten Geblüt den Pferdeschwanz und die Hoden ab, damit sie zu dessen Familie gebracht würden, löschte mit einer Raspel die Tätowierungen und trieb ihm Atem, Name undUay mit einem kleinen Dreschflegel aus Haifischleder aus. Dennoch musste 12-Kaiman den Geblüten eigens befehlen, den Toten liegen zu lassen. Es war, als wollte man von zwei Hunden am Strand verlangen, einen toten Fisch wieder fallen zu lassen.
    Wir warteten. Unter den Gummisohlen unserer Sandalen klebte das Blut des Toten. Ab und zu schoben wir uns vorwärts und wurden wieder zurückgedrängt wie ein kleiner Hund, der gegen die Tür seines Käfigs drückt.
    Vielleicht würden wir auch nicht weiterkommen. Was war eigentlich los? 4-Sonnenschauer machte einen Schritt vor. Ich tat dasselbe und trat über die Beine einer Leiche. Weiterer Widerstand. Verdammt – und dann wurde plötzlich nachgegeben, etwas zerbrach, und wir strömten immer schneller und schneller vor. Ich bekam die Füße an den Boden. Ich spürte weiche Stöße gegen die Körper um mich herum. Die Menschenmenge vor uns machte Platz. Ich reckte den Kopf, um zu sehen, wo wir waren, aber ich sah nichts weiter als den Kopfputz meines Vordermanns und den dunkelgelben Keil der Hurrikan- mul , die dahinter aufragte. Ich hörte verschlüsselte Zurufe hin und her gehen, aber das waren nicht unsere. Wahrscheinlich Pumas, dachte ich. Mist. Ich spürte, wie das Signal, nach rechts abzubiegen, durch unseren vereinten Körper lief. Wir torkelten, und ich wurde gegen meinen Vordermann gedrückt, bis ich praktisch an seinen blau tätowierten Ohrläppchen nuckelte. Wir drangen langsam in eine schmale Gasse zwischen zwei Plätzen ein. Die Vorhut konnte immer nur wenige Leute auf einmal hineinschleusen. Mir

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