Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
Vom Netzwerk:
fasste jemand ans Handgelenk, und mit leichter Verzögerung begriff ich, dass derjenige eine Nachricht darauf tippte: Dicht zusammenbleiben. Es war Hun Xoc. Ich drückte kurz seine Hand zum Zeichen, dass es mir gut ging. Jetzt konnten wir Kampfgeräusche hören. Natürlich kein Waffenklirren. Kämpfe mit Feuersteinäxten und Obsidianspeeren hören sich an wie scharrende Füße, zerschellendes Glas gemischt mit ein paar Spottbemerkungen, Schreien und Knacklauten.
    Etwas gab nach, und wir bewegten uns wieder. Der Trupp drängte sich voran wie Teig durch eine Teigpresse, und ich ließ mich unter einen Torbogen tragen und hinunter in einen tiefer gelegenen Hof. Jetztberührten meine Füße wieder den Boden oder vielmehr die Schicht zuckender Körper, auf denen wir gingen. Wir stiegen vier Stufen hinauf und gelangten in einen anderen Hof, überquerten ihn und strömten sechzehn Stufen hinab auf einen Platz. Sechzehn Stufen, dachte ich. Gut. Das heißt, wir sind fast da.
    Ich fiel hin, machte drei Schritte auf den Knien und wurde von 2-Hand und Gürteltierschiss hochgezogen. In einer kurzen Pause des Menschenlärms hörte ich 12-Kaimans Befehl, die Schildkröte zusammenzuhalten.
    Alles bremste ab. Wir blieben stehen. Wir wurden von allen Seiten bedrängt. Au. Mein linkes Auge blinzelte. Mist. Das Efeuzeug hätte nach ein, zwei Minuten aufhören sollen zu brennen. Wie ein Kristall unter Druck drängten wir uns aneinander, um die Gitterstruktur unserer Formation zu erhalten, und reckten die Hälse, um ein bisschen frische Luft zu bekommen. Wir kamen drei Schritte vorwärts, indem wir zwischen Körper traten. Es war, als wateten wir durch lebendige Lasagne. Jemand packte mein linkes Fußgelenk. Ich trat mit dem anderen Fuß dagegen und fiel nach vorn. Mein Vordermann stieß mich zurück, aber nicht gutmütig. Ich kam ins Gleichgewicht und stach mit dem Speer nach der fremden Hand, doch sie ließ nicht los. Ich folgte mit der Speerspitze dem Arm bis zum Kopf. Der biss mich in den linken Knöchel. Verdammter Mist. Ich rammte ihm die Obsidianspitze in die Wange. Sie drang ein und schrammte über seine Zähne. Er ließ los, schnellte empor, um wieder zuzubeißen, wobei er mit wildem, hasserfülltem und gleichzeitig schläfrigem Blick zu mir heraufstarrte. Ich stach ihm den Speer ins Auge, zog ihn heraus und stieß ihn in den Mund. Die Hand wurde schlaff. Ich zog meinen Speer heraus, und wir gingen weiter. Verdammt. Er ist hinüber. Du hast ihn umgebracht. Verdammt.
    Es sind zu viele, dachte ich verschwommen, ich werde zu Tode gequetscht, und niemand wird je erfahren, was passiert ist. Marena wird denken, ich hätte gekniffen. Sie wird nicht einmal wissen, dass ich so weit gekommen bin, dass ich bisher gute Arbeit geleistet habe, dass ich es wirklich versucht habe. Geschieht mir recht, denn ich habe mich mit Fanatikern eingelassen. Diese Leute denken immer,sie können über Lava gehen. Idiot. Todo por mi culpa. Verdammt, ich bin müde.
    Ja. Müde. Ruh dich einen Moment aus. Warte einfach, was passiert. Ich sah mich zusammenbrechen, gerade als es weitergehen sollte.
    Weitergehen. Okay. Bewegen. Vorwärts. Eine halbe Wegstunde, Halbewegstunde, Halbewegstundenoch. Auf, auf. Wir kamen an eine weitere Treppe. Hoch und rüber. Runter. Ich fasste nach Hun Xoc und hielt mich an ihm fest, als wäre er die Ducht unseres Kanus, das in diesem Strom aus Schweiß und Öl durch Stromschnellen ritt.
    Quer rüber. Schieben. Schieben. Noch mal. Hoch. Vorwärts, Hunde, oder wollt ihr ewig leben? Diese Mauer war doppelt so hoch wie die vorige, und als ich oben ankam, riskierte ich einen Rundblick. Von hier aus konnten wir über die Plätze sehen und erhielten eine gute Aussicht auf die Vororte im Norden und Westen und die mit Lehmziegelhäusern bedeckten Hänge. Rauchsäulen stiegen auf, dehnten sich aus und neigten sich in der stillen Luft leicht nach Westen. Hinter ihnen sah man Scharen von Pilgern über den Kamm ins Tal strömen. Sie bildeten Wirbel und Windungen, während sie sich langsam zum Teocalli-Viertel drängten.
    Ich brauchte eine Minute, bis ich begriff, was da vorging: Anstatt vor dem Feuer wegzulaufen, eilten die Menschen ihm entgegen, in die Stadt hinein zur Hauptachse, schoben sich darauf zu und in die Flammen.
    Also, ich hatte unlängst schon ein, zwei üble Dinge erlebt, aber in diesem Moment war ich wirklich entsetzt bis ins Mark. Die vielen Leute strömten herein, scharten sich zusammen und quetschten sich zu Tode wie Truthähne

Weitere Kostenlose Bücher