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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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losrannten, spürte ich, wie unter meinen Sandalen der Stein bebte. Ich wankte leicht und fing mich wieder. Gemeinsame, vielfältige Ängste können einen in einer Welle mitreißen. Wenn Sie am 11. September in New York, am Indischen Ozean oder während des Domino Star in Florida oder bei einer der anderen großen Katastrophe dabei gewesen sind, dann wissen Sie, dass es einen Moment gibt, wo alle um Sie herum völlig verunsichert sind. Jeder starrt den anderen an, und man sieht, dass keiner etwas weiß, dass alle dasselbe denken wie man selbst, nämlich dass alle sterben könnten und der Rest der Welt vielleicht schon vernichtet worden ist. Die Gesellschaft erzeugt eine Art Schwerkraft, der man auch dann noch unterliegt, wenn man in einer persönlichen Krise steckt. Während einer globalen Krise fehlt diese Schwerkraft, und es entsteht ein Gefühl des Absurden.
    Inzwischen war der Pöbel richtig in Fahrt. Ich drehte den Kopf weit nach links, um einen letzten Blick auf Koh zu werfen. Sie schwebte zu uns herab. Nein, sie wurde getragen. Es sah aus, als käme sie auf einer menschlichen Standseilbahn. Ich hatte ein nasales Bellen gehört, und jetzt, wo ich die Szene sah, konnte ich erkennen, dass es Frau Gelb war, die Oberin, die Koh anschrie. Es klang nach mehr als nur einer schweren Beleidigung.
    Hun Xoc tippte mir dreimal auf den Unterarm.
    Das war ein paar Sekunden, ehe ich mich zusammenriss und begriff, was er mir signalisierte: Wir gehen. Ich langte hinter mich und gab Gürteltierschiss dasselbe Zeichen.
    Die Geblüte unterhalb von mir setzten sich in Bewegung. Lasst uns bloß abhauen von diesem überspannten Felsen.
    Ich sprang die 35-Zentimeter-Stufe hinunter. Dann noch eine. Und noch eine.
    Noch vierzehn Stufen. Auf dem Hof der Klapperschlange hatten ein paar Frauen angefangen, das Rasslerlied zu singen; nun fielen immer mehr Leute ein, und der Gesang und das Lachen mischten sich mit dem Geschrei und dem Geigenspiel zu einem Lärm, der, wie ich finde, auch heute noch jeden in den Wahnsinn treiben konnte, obwohl niemanden mehr irgendetwas schockiert.
    Stufe. Stufe.
    An den blau verputzten Steinplatten unter meinen Füßen sah ich, dass wir auf dem Platz angekommen waren. Die Geblüte vor mir hielten inne und gingen weiter. Ich marschierte oder schlurfte vielmehr hinterher.
    Das Stopp-Signal kam von vorn bei mir an. Okay. Ich stoppte. Wir warteten.
    Ein Schlag an die Brust hieß »aufstellen«. Ich schlug Gürteltierschiss vor die Brust.
    Ich hob meinen Schild. Die Geblüte rückten dichter zusammen.
    12-Kaiman hatte sich als aufgeschlossener Geist erwiesen, besonders für einen Kommisskopf. Ich hatte ihm von der klassischen Schildkröte erzählt, der Infanterieaufstellung, die Alexander der Große erfunden hat und die von den frühen Cäsaren gegen nicht so gut organisierte Heere von Schottland bis Pakistan eingesetzt worden war. Die Idee hatte ihm gefallen, und er setzte sie um. Die Formation war dazu gedacht, sich unter minimalem Verlust durch eine Menschenmenge zu schieben. Man rückte quasi dicht zusammen und hob die Schilde, um sich einen Panzer zu schaffen. Die Soldaten am Rand der Formation hielten ihren Schild mit beiden Händen, und die in der zweiten Reihe hielten die Speere zwischen ihnen hindurchgestreckt, um jeden damit niederzustechen, der ihnen zu nahe kam. Leider besaßen wir keine dicken hölzernen Pavesen wie die Römer. Man kann nicht alles haben.
    Ich hob meinen Schild über den Kopf zwischen die der anderen.
    Ich hatte in der Schildkröte die am besten geschützte Position inne. Wie beim 9-Ball die Kugel 5 in der Mitte des Rhombus. Dadurch konnte ich nicht viel sehen, und das Hauptgeräusch waren das Stapfen der Füße, das schwere Atmen der Männer und das Knacken der Korbschilde.
    Wir krochen voran und mühten uns durch die Menschenmenge. Der Boden war hier mit roten Weihnachtssternblättern bestreut, sodass wir beim Laufen einen roten Wirbelsturm erzeugten. Nach vorn konnte ich gar nichts erkennen und hinter uns nur, dass in der Nähe von Kohs Haus Rauch aufstieg.
    Mist. Wenn ein echtes Feuer ausbricht, bekamen wir Probleme.
    Wir gelangten an die Westseite des Klapperschlangen-Hofes und stiegen die nördlichsten Stufen hinunter zur Hauptachse.
    Wir hatten gehofft, dass die Puma-Geblüte selbst dann, wenn sie ihre Führer fänden und sich formierten, nicht auf einen gezielten Vorstoß einer kleinen Gruppe in einen entlegenen Teil ihres Geländes vorbereitet wären. Vielleicht ließen sie

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