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2012 – Das Ende aller Zeiten

2012 – Das Ende aller Zeiten

Titel: 2012 – Das Ende aller Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D’Amato
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Gang verlief sechzig Schritt weit nach Osten und gabelte sich dann. Wir gingen nach rechts, wie Koh uns angewiesen hatte. Der Gang verengte sich zu einem trapezförmigen Tunnel, in dem der kondensierte Atem herabtropfte. Er roch nach Geheimhaltung und Sporen bildenden Pilzen. Das Licht war zu Ende. Hun Xoc blieb stehen. Von vor uns waren Kampfgeräusche zu hören. Der Tunnel machte eine leichte Biegung, sodass wir nichts sehen konnten. Mist.Wir hatten gehofft, nicht mehr viele Leute anzutreffen, weil während der Vigilie absolut jeder draußen zu sein hatte. Aber offenbar waren die Pumas nicht dumm. Als die Dinge die falsche Wendung nahmen, waren einige von ihnen auf ihr Grundstück zurückgekehrt. Scheiße. Sie könnten uns stundenlang aufhalten – warte. Die Geblüte vor uns setzten sich wieder in Bewegung. Wir hatten gewonnen. Hoppla. Zu früh gefreut. Wir hielten an. Wir gingen weiter. Gingen weiter, stoppten, gingen weiter. Stockdunkel war es. Hun Xoc und ich tasteten uns über Leichen voran. Am Boden schnaufte noch einer, und als ich mich über ihn beugte, stieß ich gegen den Griff einer Keule. Ich tastete daran entlang. Sie steckte im Mund des Keuchenden. Ich zog sie heraus und ging weiter. Voraus war Licht. Wir kamen in einen Hof mit einem eigenartigen Kampfergeruch und nackten Mauern, die sich zwei Stockwerke hoch zu einem sonnigen Rechteck erhoben. Die Schreie der panischen Städter ringsherum schienen weit weg zu sein. Der Boden war weich: Erde. Schwarze, fette Erde. Der Hof war mit Bäumen bestanden, einer Gummibaumart, die auf den Inseln indio desnudo genannt wird. Sie hatten eine rote, abblätternde und wahrscheinlich giftige Rinde, und zwanzig davon standen in vier ordentlichen Reihen, jeder an die zehn Armlängen hoch. Sie saßen voll kleiner Früchte, die wie Persimonen direkt aus den Ästen wuchsen. Einen Ast schaute ich mir näher an. Die Früchte waren Schnecken. Der ganze Ast wimmelte von schwarz-orangenen Baumschnecken. Diese Art kannte ich noch nicht, aber sie musste zur Gattung Liguus gehören. Ich konnte sie mir nicht genauer ansehen, denn Hun Xoc zog mich am Rand des Hofes entlang zu einer niedrigen Tür. Ich bückte mich und folgte ihm in der Hocke, bis zu den Knöcheln in warmem Schlamm und Wasser. Wir schlurften auf allen vieren durch einen Berg zerbrochener Krüge und eine zerfetzte Ledertür. Dahinter half mir Hun Xoc, mich aufzurichten. Der Raum war die Arzneikammer.



(58)
    Ich stand in dem größten Innenraum, den ich bisher gesehen hatte. Hier in der guten alten Zeit, meine ich. Er war breit, eigentümlich lang und setzte sich immer weiter fort. Eine Doppelreihe alter Holzpfeiler stützte das Dach. Sie hatten die Gestalt von Wächtern wie bei dem so genannten Tempel der Krieger in Chichén Itzá und waren frisch mit den Puma-Farben bemalt. Durch hohe Wandschlitze fiel schwaches Tageslicht ein. Entlang der Steinwände gab es viele Nischen, und der Raum stand gerammelt voll mit großen Körben und niedrigen Tischen, mannshohen Wasserkrügen, Becken, Schöpfkellen, Sieben, Pfropfen, Mörsern, Stößeln, Schalen, Phiolen und dergleichen mehr. Augenscheinlich wurde außer den Tzam-lic-Drogen hier noch eine Menge anderes Zeug hergestellt. Wahrscheinlich war es alles bloß Quacksalbermedizin. Schlangenöl und Konsorten. An einer Wand gab es Wasserrinnen und ein großes Steinbassin wie ein Porno-Whirlpool, in dem ein paar Enten herumflatterten. Mit dem Bauernhofgeruch der Enten und der Teichbrühe hatte der Raum ein bisschen von diesem ekelhaften Duftkerzen- und Duftkissengestank der Pseudolandhausstil-Läden. Addierer und Gehilfen rannten hektisch umher und kippten Tongefäße aus den Nischen, sodass sie durch Scherben gingen.
    Die Harpyien-Geblüte drängten herein, packten das Personal und versuchten, die Leute festzuhalten, ehe sie sich vergiften oder eine Ader aufschlitzen konnten. Überall war Kampflärm und Rauch. Nein, nicht Rauch. Staub. Die Mischer oder Mischerinnen – ein Toter neben mir war eine Frau in Männerkleidung, also hatte Koh vielleicht recht – rissen Vasen mit Narkosepulvern aus den Regalen und schmetterten sie zu Boden. Gelbe Staubwolken stiegen in die Rauchschächte über den kalten Feuerstellen auf. Ich hörte unsere Männer würgend durch denStaub taumeln. Hun Xoc rief allen zu, sie sollten sich das Gesicht verhüllen. Mir stoben stechende Partikel entgegen, und obwohl ich durch das Tuch und durch die Nase atmete, bekam ich ein bisschen von dem Zeug ab. Es

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