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2012 - Die Neue USO

Titel: 2012 - Die Neue USO Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nicht überlaufen; hierher hatten wir uns zurückgezogen. Es mochte Zufall sein, daß wir bei der neuen Bedienung saßen. Ich schielte über das Glas und musterte die Frau, ehe ich Stephs Frage beantwortete: „Einen Moon bestellen."
    Er winkte fahrig ab, während sie reagierte und ein gefülltes Glas über den Tresen schob. „Das meinte ich weniger. Du bleibst bei deinem Studium?"
    „Richtig. Ich habe jetzt die nötigen Mittel, bin frei und ungebunden. Außerdem macht es Spaß."
    „Ich verstehe dich nicht." Stephens Blick wurde unwirsch. „Das Bootsrennen - gut. Schöne Abwechslung. Aber auf Dauer in Ahnengrüften wühlen? Nichts für mich!"
    Er war Korridor-Einweiser des Kouchella-Raumhafens und damit bestversorgter Raumhafenangestellter. Mein Hang für Ahnenforschung, von der die Beschäftigung mit Positroniken nur ein Teil war, mußte einem Mann wie Stephen Gham unverständlich bleiben. „Was ist an der Prä-Monos-Epoche denn wirklich aufregend?" Stephen hob die Brauen. „Oder diese klobigen P-Chips? KorraVir hin oder her - niemand ist in der Lage, auf die Schnelle und komplett syntronische durch positronische Technik zu ersetzen. Schon was die Kosten betrifft..."
    Ich sagte beschwörend; „Und doch erleben wir das Ende des syntronischen Zeitalters!"
    Er nickte schwerfällig, allerdings nicht überzeugt. Lepso mochte eine Fundgrube für KorraVir sein, doch sämtliche Gruppen hüteten sich, es hier einzusetzen. Vom scharfen Auge des Staatlichen Wohlfahrtsdienstes gar nicht zu reden; in dieser Hinsicht endete die Freizügigkeit dieser Welt abrupt.
    Seit Jahrtausenden wechselte die Regierung mitunter mehrmals in der Woche, bekämpften sich sämtliche vertretenen Machtgruppen, Organisationen und Einzelpersonen auf das erbittertste - doch wenn es um Lepso als Ganzes ging, konnten alle an einem Strang ziehen.
    Schweigend tranken wir. Wie schon oft war der tote Punkt des Gesprächs erreicht - keiner konnte den anderen überzeugen. Der Alkohol tat das übrige, in meinem Kopf rauschte es verhalten.
    Stephen und ich spürten die zurückliegenden Stunden. Mit anderen Worten: Wir waren gut angeheitert, wenn auch nicht „stabbesoffen", wie Sonthrax vor einigen Minuten gelästert hatte.
    Verwundert bemerkte ich, daß das Glas schon wieder leer war. Ich winkte und wandte mich an die Frau: „Trockene Luft hat dieser Laden. Eine Füllung, bitte."
    „Kommt sofort."
    Sytarn hat nicht übertrieben, dachte ich und beugte mich vor. Die „Neue" war wirklich außerordentlich hübsch. Hüftlange Haare, von der Spange zum Zopf über dem linken Ohr gerafft, schimmerten in metallischem Violett; die weiße Rüschenbluse und enge Leggings bestätigten in Verbindung mit hochhackigen Schuhen den Hang zum Prähistorischen. „Und für dich ebenfalls was", murmelte ich zögernd.
    Sie hob den Kelch, in dem hellblaue Flüssigkeit sprudelte: „Plophos-Vinjo."
    „Prompte Reaktion!" murmelte ich ironisch. „Ich bin - sofern es sich nicht herumgesprochen hat - Arto Bonning."
    „Cory Varynne." Sie lächelte, daß mir kochend heiß wurde. Hinter dem Namen schwang für mich eine riesige Seelenlandschaft, Emotionen und Unbewußtes umfauchten als Geysire meine virtuelle Matrix, als sie kurz den Kontakt herstellte.
    Ich hob das Glas, geblendet von ihrer Ausstrahlung, die wie der Kern der Milchstraße glühte. Die von ihr ausdünstenden Pheromone hüllten mich trotz geringster Konzentration wie eine Wolke ein, und mein Körper reagierte spontan: Zehntelsekundenlang schwebte ich auf rosiger Wolke, umgeben von bebendem Vibrieren und einem Paket voller Erwartung und Verlangen. Ein bizarrer Netzkontakt vermittelte über das Distanzbedürfnis vordergründiger Vernunft hinausgehende Nähe, Ideeninhalte flössen zu strudelnden Bildern zusammen. „Ach - mußt wissen, was du tust!" Steph kippte polternd vom Hocker und riß mich aus den Online-Visionen und Träumen, Mühsam kam er wieder hoch, blickte verständnislos umher und wankte davon. „Tschau!" rief ich hinter ihm her, ohne daß er reagierte. Mit der Zielstrebigkeit eines Angetrunkenen suchte er sich seinen Weg, so daß ich brummig sagte: „Erstaunlich, wozu Besoffene in der Lage sind. Bei ihnen ist die kürzeste Verbindung von Punkt Anach Bimmer die Umsetzung kompliziertester Gleichungssysteme" Cory lachte glockenhell und murmelte etwas wie „Böser Spötter", während sie andere Gäste bediente. Von ihrer virtuellen Netz-Persönlichkeit gingen Wellen unwiderstehlicher Anziehungskraft aus,

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