2012 - Die Neue USO
wich zurück. Der riesige Schädel grinste verbrannt in meine Richtung, leere Augenhöhlen starrten dunkel und beängstigend anklagend. „Arto?" kreischte Sonthy und huschte heran. „Ich bin in Ordnung, Kiemer", wiegelte ich ab und tippte an den Multi-Kom. Menüs der Holomatrix erschienen in meinem Blickfeld. „Schußanalyse."
„Hochenergie-Emitter, Wärmeenergie von vielen Gigajoule bei Ehundert", kommentierte der Pikosyn sachlich. In Gedanken stimmte ich zu; es waren mindestens hundert Meter Entfernung gewesen.
Aber: Wer hat Evan ermordet? „Servo!" sagte ich. „Meine Waffe! Kleiner, du bleibst in Deckung."
Entgegen meiner Erwartung gab es keinen zweiten Schuß. „Klar, Mann."
Ein Kraftfeld reichte mir den Kombistrahler. Ich packte den Gurt, schwang ihn um die Hüften und schloß mit einem Ruck die Schnalle. Dann griff ich zur Waffe. Ich hob die Schultern und fühlte kalten Schweiß die Wirbelsäule hinabrinnen, während ich leise sagte: „Sicherheitskontrolle, Meldung.^ „Keine verdächtigen Subjekte. Spurenanalyse weist auf mehrere Personen hin, hominide Körperform. Optische Übertragung abrufbereit." Die Holo-Einblendung zeigte Spuren am Fuß der Wohnpyramide; verwaschene Infrarotspätaufnahmen. „Die Leute haben exzellente Kampfausrüstung getragen!"
„Wer ist der Feind? SWD? Galactic Guardians?" knurrte ich. „Was wollen sie?"
Auf meinen Befehl hin schafften Subeinheiten des Servos Evans Leiche fort und reparierten die Tür, während ich auf die Terrasse hinaustrat und trotz der warmen Nacht schauderte. Das Zikadenzirpen dröhnte überlaut in meinen Ohren.
Sonthrax sprang auf meine Schulter, zwei Wurzelbeinchen streichelten meinen Hals. Die Anspannung entlud sich mit zitternden Knien und einem wilden Schrei: „Ich lebe! Verflucht, ihr Bastarde, mich bekommt ihr nicht so leicht."
„Genau!"
Ich atmete keuchend ein und aus, verließ die Terrasse, löste den Waffengurt und donnerte ihn in den Sessel. Aus den Lautsprechern drang weiterhin Musik; Dritter Satz: Finale.
„Mächtig Betrieb!" Nörgelnd ordnete Sonthrax, als exotische Epaulette auf meiner Schulter drapiert, die Wurzelfasern, um richtig zur Geltung zu kommen. „Der Bedarf an Amüsement ist eben groß bei zwanzig Millionen Einwohnern." Mit zustimmendem Nicken sah ich mich um. „Trotzdem hast du recht, Kleiner."
Hunderte, manchmal von bizarrer Körperform, schwebten im vertikalen Schacht, wie ich von projizierten Prallfeld-Hohlkugeln sicher von Antigravstrahlen getragen. „Du erregst Aufmerksamkeit, mein Bester." Sonthys Baß dröhnte und lenkte weitere Blicke auf uns. „Und ich sonne mich in deinem Schein, Freund Arto."
„Albernes Gewächs", murmelte ich und begutachtete den Faltenwurf des Overalls. „Erstaunlich, mit welch geringem Aufwand man heutzutage auffallen kann. Präkosmische Anleihe genügt, um als Exot verschrien zu sein."
Ich ließ mich bis zur obersten Plattform des Lepsopalit-Todesturms emportragen und betrat die Verteilerhalle in der unteren Etage. Eine primitiv aussehende Mechano-Rolltreppe stellte die Verbindung zum oberen Stockwerk der Scheibe von hundertachtzig Metern Durchmesser dar und mündete im Foyer der Folterkammer. „Zweiundvierzig Kilometer südöstlich der Altstadt, halbwegs zwischen Grüngürtel und dem Kouchella-Raumhafenkomplex, erheben sich am Sliabh-Riebhach-See inmitten eines prächtigen Parks bis in Höhen von hundert Metern die morschen Uraltmauern des Selbstmord-Colosseums, auch als das Kasino bekannt", zitierte Sonthrax summend aus seinen Reminiszenzen, „von dem der Lepsopalit weitere dreihundertfünfzig Meter aufragt. Sechs gewaltige Strebe- und die zylindrische Zentralsäule tragen drei Plattformen, deren Einrichtungen einigen zehntausend Gästen gleichzeitig erlesenes bis bizarres Vergnügen bieten - nicht zuletzt den Blick auf die Arenen des Selbstmord-Colosseums ..."
Das mattschwarze Stahltorfuhr beim Durchschreiten der Infrarot-Lichtschranke mit betont scheppernden Geräuschen auf. Rechts und links erstreckte sich, nur vom Eingang durchbrochen, die umlaufende Theke. Totenschädel diverser galaktischer Völker hingen an Speeren, die Augenhöhlen fahl illuminiert. „... wird die unter der Dachkuppel verankerte Kunstsonne perfekt von Kraftfeldern abgeschirmt und gebändigt. Sie dienen gleichzeitig als Spiegel und Prismen, die das Licht in allen Regenbogenfarben, stetig aufblitzend und flimmernd, über die Stadt lenken. Selbstmord-Colosseum und Lepsopalit sind eine der
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