2012 - Die Neue USO
eigenen Verblüffung schmerzhafte Stiche in der Herzgegend fühlte.
Die Bewohner vom fünften Arkonplaneten galten als instinktsicher und reaktionsschnell. Zwar waren sie rauflustig und leicht reizbar, aber keineswegs die „affenähnlich Primitiven", als die sie von dünkelhaften Arkoniden immer noch gerne bezeichnet wurden. Die gedrungenen Leiber waren an 2,9fache Lepso-Gravitation angepaßt; die Beine glichen Säulen, die Arme waren überlang, die haarlosen Kugelköpfe kahl, schwarzhäutig, dünnlippig, nasenlos.
Die Naats hatten sich zur einer Föderation zusammengeschlossen. 250 von ihnen im Verlauf der Jahrhunderte besiedelte Welten zählten dazu. Ihre Artgenossen im Arkon-System selbst waren geknechtete Bürger des Kristallimperiums, während die Naat-Föderation als selbständiges Sternenreich galt - inzwischen aber ebenfalls umschlossen vom Einflußbereich Bostichs.
Ich winkte Cory Varynne, wies auf mein leeres Glas und fragte bedächtig: „Wann hast du Feierabend, Schönste?"
„Gegen fünf."
„Hast du Lust, noch was zu unternehmen?"
„Mit dir?"
Ich grinste breit. „Würde ich sonst fragen? Ich dachte ans Dhwymon-Caveern oder ein Bad in der Chylamassa."
Sie schüttelte bedauernd den Kopf. „Ein anderes Mal gerne."
„Gut." Ich versuchte mir die Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Tröstend legte Cory ihre Hand auf meine, und das besserte meine Stimmung gleich wieder - für fünfzehn Sekunden.
Als Cory nämlich den Naat wieder bediente und dieser, mit Blick auf mich, eine Frage stellte, winkte sie lächelnd ab. Ich fluchte stumm und war fest entschlossen, meine Aufmerksamkeit die nächsten Stunden intensiv den Moondrinks zu widmen.
Die Beklemmung ließ sich aber nicht beseitigen; in mir rumorten verstärkt Eifersucht, Melancholie und Ärger auf mich selbst.
Was hat Cory mit diesen Naats zu schaffen? Sie kennt sie! Informationshandel? „... und Shabazza sprach: Es werde Licht." Sonthrax' Baß dröhnte plötzlich anstelle von Sytarns Ansage in meinen Ohren. „Doch siehe da, der Böse fand den Schalter nicht!"
Aus völliger Dunkelheit, vereinzelt von glühenden Pünktchen erhellt, brach zu Supernova III fast ungefiltert Licht der Kunstsonne durch die Decke, schwächte sich ab und ging über in ein Feuerwerk von Blitzen, Funken und strahlenden Wolken. Hildaal Sytarn hätte es nicht besser machen können.
Ich winkte Cory und raunte: „Gleich geht es los. Sonthy kommt in Fahrt."
Wir sahen zur Podiumsfläche. Mochte mein pflanzlicher Mitbewohner auch kein Hominider sein, nannte er doch ein beachtliches Parapotential sein eigen. Jetzt kam es voll zum Einsatz, als Sonthrax aus der Schießbude sprang.
Sofort wirbelte er mit wehenden Wurzeln umher, während die paranormalen Gaben ihr Spektrum entfalteten, Verästelte Blitze und Lichtkaskaden sprühten über der Kopfblüte. Die Kraftfeldmembranen des Lautsprechersystems summten den Anfang eines dreißig Minuten langen Epos: Großbarde My'quor fo Zaal; Kosmogenese der Milchstraße.
Sonthrax' Kräfte griffen nach der Materiestruktur des Todesturms und riefen vielfältige „Elementargeister" wach; umherstreunende Parakräfte, die wie Irrwische nach den Befehlen der Pflanze tanzten. Exotische Reigen strahlten auf der ganzen Wahrnehmungsebene, bizarre Rosetten entstanden, leuchtende Fontänen stiegen auf, Waberlohen und dunstige Nebelschleier pulsierten und bebten. Gelbe, blaue und rote Sternchen mischten sich, wurden getrennt, und immer neue Funken glühten. Noch waren sie in kompakter Ballung vereinigt, die aber anschwoll und sich dabei abflachte.
Cory flüsterte: „Unglaublich!"
Das gesamte Wahrnehmungsniveau verschob sich, und das Innere der Folterkammer „verschwand", als Sonthrax' hypnovisuelle Projektion vexierbildhaft die bekannte Umgebung überdeckte. Fünf- bis achttausend Gäste mochten inzwischen anwesend sein, verfolgten atemlos das Schauspiel.
Vor düsterem Hintergrund wirbelte die Pflanze im Takt der Musik und umkreiste die vielfarbige Ballung blitzender Lichtpünktchen. Beim aufpeitschenden Mittelakt entstand aus der Ansammlung eine rotierende Wolke. Einzelne Lichter, Nebelfetzen und Funken strebten nach außen, spiralige Arme entstanden. Zum tosenden Schlußakkord der Kosmogenese schwebte die naturgetreue Wiedergabe der Milchstraße im Raum.
Ich raunte begeistert: „Und jetzt das Finale!"
Die Pflanze tanzte über die Miniatursterne, sprang von Spiralarm zu Spiralarm, drehte über dem grellen Galaktischen Zentrum eine
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