2012 - Die Prophezeiung - Alten, S: 2012 - Die Prophezeiung - Phobos
Anhänger, die allesamt den Lenden der sechshundertzwanzig Männer und Frauen entstammen, die in der ersten Schöpfungsstunde an der Küste eines fremden Meeres erwacht sind.
Dreizehn Tuns sind vergangen, seit die Gefolgsleute von Chilam Balam in der Neuen Welt eine Wiedergeburt erfahren durften. Die Historiker seines Volkes beschreiben die Ankunft als einen gesegneten Augenblick,
doch die Darstellung des Jaguar-Propheten im Buch des Rates erzählt eine andere Geschichte.
Die Luft war viel kälter gewesen als der Wind, der Chilam Balam jetzt bis auf die Knochen erschauern lässt, und die tobende See war voller weißer Berge gewesen. Zu jener Zeit hatten der Jaguar-Priester und sein Volk noch nicht gewusst, was gefrorenes Wasser ist und worum es sich bei den gewaltigen Eisbergen handelte, die von den Gletschern des Südpols aus nach Norden trieben. Balam erklärte damals, dass das kühlere Klima diese weißen Tempel der Ozeangötter geschaffen habe, und führte sein Volk auf der Suche nach Wärme, Nahrung und Schutz ebenfalls in Richtung Norden.
Während sieben grausamer Wintermonate starb ein Drittel seines Volkes. Blutfrau ging fast an einer Krankheit zugrunde und musste wochenlang von ihrem Seelengefährten auf einer Trage gezogen werden. Gelegentlich stießen die Männer und Frauen auf frei liegende Streifen Erde mit den Überresten einer vergangenen Zivilisation und auf Knochen, die unter dem Gewicht von Zeit und Eis zermalmt worden waren.
Weil sie das Land für verflucht hielten, zogen sie weiter und setzten ihren Weg entlang der Pazifikküste Südamerikas fort.
Und dann erschien ihnen eines Tages im Morgennebel das Zeichen des großen Lehrers: ein Dreizack, eingemeißelt in einen Berghang und so groß und so breit wie Kukulkans Pyramide. Als sie die Öffnung des Tals erreichten, entdeckten sie einen Süßwasserfluss, der dort ins Meer strömte und der voller Fische war. Als sie dem Fluss in Richtung Osten folgten, fanden sie einen üppigen Wald voller Obstbäume, wilder Tiere und essbarer
Pflanzen. Zahllose Bäche strömten von den nahe gelegenen Bergen ins Tal und führten fruchtbare Erde mit sich.
Ohne zu zögern, erklärte der Jaguar-Prophet, dass dieses Land der Ort ihres zukünftigen Königreichs sei.
Während der nächsten zehn Tuns herrschten Frieden und Wohlstand bei den Itza. Weil die Berge sie vor den Launen der Witterung schützten und sie keine Feinde aus dieser Welt zu fürchten hatten, konnte nichts den Aufbau ihrer Stadt beeinträchtigen, während sie vom wachsenden Wissen ihres Führers über Ackerbau, Architektur und Handwerk zu neuen Leistungen ermuntert wurden.
Aber jedes Eden hat seine Schlange und jeder Führer einen Rivalen. Und so kam es, dass Chilam Balam ein weiteres Mal den heiligen Berg besteigen und die Höhle der Wunder betreten musste, denn er wollte den großen Lehrer fragen, wie er mit Sieben Ara umgehen sollte.
Blutfrau hatte die Höhle entdeckt. Weil sie nach zwei Tuns in der Neuen Welt noch immer unfruchtbar war, war sie alleine die Küste entlanggegangen und hatte zu den Schöpfern des Dreizacks gebetet, als sie bemerkte, wie Vögel von einer Stelle in der Nähe des Gipfels aufflogen.
Chilam Balam benötigte einen ganzen Tag, um die Spitze des in den Stein gegrabenen Symbols zu erreichen, sowie eine weitere Stunde, um zum Gipfel und zum Höhleneingang zu gelangen, der nach Osten zeigte. Er blieb drei Uinal -Zyklen lang an diesem heiligen Ort, trank Wasser aus einem Bach in der Nähe und ernährte
sich von den Früchten einer kleinen Gruppe von Jakarandabäumen.
Die Höhle selbst reichte tief hinab in den Berg und führte ihn an den göttlichen Wohnsitz eines anderen legendären weisen Mannes.
Was Kukulkan für die Maya war, war Viracocha für die Inka. Inschriften und Reliefs beschreiben den Schöpfer und Lehrer als einen bärtigen Mann mit europäischen Zügen, silberweißem Haar, türkisblauen Augen und einem verlängerten Schädel. Legenden der Aymara-Indianer in Südamerika berichten davon, wie Viracocha sich in der Zeit der Dunkelheit aus dem Titicacasee erhob, um der Welt das Licht zu bringen. Wie Kukulkan schenkte Viracocha seinem Volk große Weisheit. Schließlich verließ er die Indianer, indem er zu Fuß über den Pazifik davonging.
Die äußere Gestalt Viracochas war derjenigen Kukulkans so ähnlich, dass Chilam Balam zunächst vermutete, er habe Kontakt zum Geist des weisen Mannes der Maya aufgenommen, als der fahlhäutige Prophet ihm zum ersten
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