2012 - Die Prophezeiung - Alten, S: 2012 - Die Prophezeiung - Phobos
ihren Theorien eine gut sitzende, aufeinander abgestimmte Anzahl von Kleidungsstücken anzufertigen. Doch das funktioniert nie. Es hat bei Newton nicht funktioniert, und es hat bei Einstein nicht funktioniert. Und der Grund, warum es nicht funktioniert, mein kleiner Mottenschwarm, besteht darin, dass wir ein ganz falsches Bild von der Flamme haben.
Während die Singularität das bevorzugte Modell für fast jede energetische Erscheinung in unserem beobachtbaren und vermeintlich verstehbaren Universum bleibt, hat die Stringtheorie die Wissenschaftler davon abgelenkt, die außerordentlich unproduktiven Mängel der Quantenphysik genauer unter die Lupe zu nehmen – jenes Forschungsgebiets, das inzwischen über einen quasi-religiösen Status verfügt. Nennen Sie mich einen Häretiker, wenn Sie wollen, doch Sie sollten meinem Rat Beachtung schenken: Die Antworten auf die Fragen unserer Existenz liegen in den jungfräulichen Reichen des Exotischen – in der Dunklen Energie, den Gravitonen und den Super-M-Branen-Theorien, die sich mit zehn Dimensionen beschäftigen und nicht nur mit jenem Inselchen namens physisches Universum, das wir alle teilen und in dem keine vernünftige Vorstellung von Zeit zu finden ist.«
Er sieht auf die Uhr. »Übrigens, eine interessante Vorstellung, die Zeit. Früher habe ich die Zeit als Standard-Raumzeit
bezeichnet. Jetzt scheint mir die Zeit eine Funktion unserer dreidimensionalen linearen Welt zu sein – eine Vorstellung, der in der Realität nichts entspricht, eine Illusion, die unsere besondere Spezies bioplanetarischer Hominiden wahrnimmt, damit wir in der Hyperblase unserer Nicht-Realität den Überblick über unsere Handlungen bewahren können.
Schon wieder eine Häresie, sagen Sie? Nicht wenn einem klar ist, dass unsere Wahrnehmung der Realität von unserer dreidimensionalen Existenz verzerrt wird. Beginnen wir mit ein paar grundlegenden Einsichten. Alles in unserem physischen Universum besteht aus Atomen, doch die Atome selbst existieren in der virtuellen Welt der Nicht-Zeit. Atome sind die Realität, wir sind die Illusion. Denken Sie an den Raum und an die Entfernungen einzelner Objekte in der Mikrowelt oder in der Makrowelt kollidierender Galaxien. In seinen speziellen Theorien zur Gravitation brachte unser Herr und Erlöser Albert Einstein die These vor, dass die Gravitation als eine Folge der Raumkrümmung auftritt, als bestünde der Kosmos aus einer gewaltigen Leinwand aus Schaum. Laut Albert dem Großen verhält sich die Erde wie eine gewaltige, sich drehende Bowlingkugel in der Mitte eines Roulettekessels, deren Masse dafür sorgt, dass der Mond genauso um die Erde kreist wie unser eigener Planet um die Sonne. Falsch, mein lieber Patentamtsangestellter! Nicht jedes Objekt in unserem Sonnensystem – von anderen Objekten im All ganz zu schweigen – passt zu Ihrer maßgeschneiderten zweidimensionalen Gravitationswellentheorie. Als Beweis nenne ich Ihnen Oberon, den Uranusmond, der seinen Planeten über den Polen umkreist, während
Charon, Plutos größter Mond, sich ebenfalls nicht an die Theorie anpassen will. Trotz überwältigender Gegenbeweise hat sich die Quantenphysik bisher geweigert, Bruder Alberts Bowlingkugel-auf-einer-Matratze-Theorie der Schwerkraft zurückzuweisen aus Angst, als häretisch abgestempelt zu werden. Stattdessen wurde die Theorie so zurechtgeschneidert, dass sie zu unseren Bedürfnissen passt.
Die Antwort auf die Frage der Gravitation wie auf diejenige der Zeit liegt im Inneren des Atoms. Sir Isaac Newton hat als Erster angedeutet, dass jedes Atom im Universum mit jedem anderen Atom durch etwas verbunden ist, das man als elektromagnetisches Seil bezeichnen könnte. Nehmen wir zwei Wasserstoffmoleküle, von denen jedes aus zwei Atomen besteht. Jedes der zwei Atome in Molekül eins ist mit jedem der zwei Atome in Molekül zwei durch elektromagnetische Seile verbunden. Für alle Nicht-Mathematiker, die zu Hause mitzählen: Das macht insgesamt vier Seile. Stellen Sie sich diese Seile jetzt als Spinnfäden vor. Wenn sich die beiden Moleküle voneinander entfernen, werden diese Spinnfäden länger und überlagern sich, wodurch sie wie ein einziges Seil wirken. Wenn sich die beiden Moleküle annähern, erhöht sich die Spannung, weil sich die Spinnfäden wieder in Richtung der jeweils zwei Atome auffächern. Dies ist wichtig für die Gravitation: Die Entfernung der Atome verändert den Winkel der Spannung. Da das Gewicht eines Objekts ortsabhängig ist,
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