2012 - Die Prophezeiung - Alten, S: 2012 - Die Prophezeiung - Phobos
»Wer zum Teufel zapft da gerade GOES an?« Das ganze gut besetzte Büro kann sie hören.
Ein paar Köpfe drehen sich zu ihr um. Niemand antwortet.
»Verdammt nochmal, wer es auch immer ist, der sich mit diesem Ding irgendeinen Nacktbadestrand ansieht, der sollte sich besser ausloggen, bevor ich mit Schreibtischen um mich werfe!«
»Alexis, wo ist das Problem?«
Sie dreht sich um, und ihr Vorgesetzter steht neben ihr. Jeramie Wright ist ein hundertdreißig Kilo schwerer ehemaliger Kampfsport-Champion, der auf einer bis zehn reichenden Einschüchterungsskala einen Wert von 9,7 erreichen würde.
»Sir, ich brauche Zugang zu …«
»Zu GOES. Ja, wir alle haben Sie gehört. Doch falls Sie es noch nicht gehört haben: Jeder Sektor außer Ihrem ist seit heute Morgen um sechs Uhr in höchster Alarmbereitschaft. Wir untersuchen alleine im Pazifischen Feuerring über einhundert Vulkanausbrüche, und ich habe bereits sieben Tsunami-Warnungen für den westlichen Pazifik herausgegeben. Ich brauche Sie in der Arbeitsgruppe, die die mögliche Entstehung einer Welle vor Sumatra überwacht …«
»Sir, ich untersuche bereits ein möglicherweise gefährliches Ereignis – Cumbre Vieja.« Sie zeigt ihm den Bericht. »Ich habe die nächstgelegene DART-Boje überprüft, die in der Richtung liegt, die das Ereignis wahrscheinlich nehmen würde. Die Boje funktioniert nicht.«
»Das System ist völlig überlastet. Warten Sie eine halbe Stunde und versuchen Sie es dann nochmal. Melden Sie sich unterdessen bei Bonnie Fleanor. Sie braucht Ihre Hilfe.«
»Eine halbe Stunde ist zu spät, Sir, bitte … Ich weiß, dass die Sache umstritten ist, aber Cumbre Vieja gilt immer noch als potenzieller Auslöser für einen Mega-Tsunami. «
»Es würde zu lange dauern, um die Wahrscheinlichkeit zu berechnen.« Ihr eindringlicher Blick lässt seinen Widerstand schwinden. »Wo ist die nächste DART-Boje auf der Route, die das Ereignis nehmen würde?«
»Weit draußen, mitten im Atlantik. Deshalb brauche ich Zugang zu GOES. Wenn die Eruption zu einem Erdrutsch geführt hat, dann müsste die Satellitenüberwachung das aufgezeichnet haben.«
Jeramie beugt sich über ihre Schulter und gibt mit Hilfe ihrer Tastatur seinen eigenen Benutzernamen und sein Passwort in ihren Computer ein. »Sie sind drin. Beeilen Sie sich.«
Auf dem Bildschirm baut sich der Zugang zum Geostationary-Operational-Environmental-Satellite-Netz- werk auf, abgekürzt GOES. Sie gibt den Längen – und den Breitengrad von La Palma ein, und das System verbindet sie mit GOES-15.
Ihr Vorgesetzter bleibt in der Nähe, als eine Echtzeitaufnahme von Westafrika auf ihrem Bildschirm erscheint.
Mit ihrer Maus bewegt sie die Bordkamera des Satelliten, der sich auf einer festgelegten Umlaufbahn befindet, so weit nach Westen in Richtung Atlantik wie möglich. Dann holt sie mit dem Zoom drei der größten Inseln im Osten der Kanaren heran, denn La Palma selbst liegt zu weit im Westen. »Sir, La Palma liegt in einem blinden Fleck. Was soll ich tun?«
»Vergessen Sie das Überwachungsband. Geben Sie die Koordinaten der ausgefallenen DART-Boje ein.«
Sie tut es, und das System verbindet sie mit GOES-12. Das neue Satellitenbild zeigt im Osten Teile Spaniens und des Mittelmeeres. Wieder lenkt sie die Kamera nach Westen und sucht mit Hilfe einer Linse, die auf eine Beobachtungshöhe von sechshundert Metern eingestellt ist, den scheinbar endlosen blauen Ozean ab, der auf ihrem Bildschirm erscheint. Dann bewegt sie sich entsprechend der Koordinaten der DART-Boje nach Nordosten.
Eine dünne, weiße, bogenförmige Linie erscheint, die inmitten des gewaltigen blauen Ozeans kaum zu erkennen ist.
Sie zoomt sich heran, bis die Linie zu einer sich bewegenden Wassermasse wird, die keine erkennbare Rückseite hat und auf die Küste Großbritanniens zurast.
»Oh Gott.« Jeramie Wright starrt das Ding auf dem Bildschirm an, während seine Hände das Kommunikationsgerät in seinem Ohr aktivieren. »Hier Wright. Wir verfolgen einen Mega-Tsunami im Nordatlantik, und zwar … Szeifert?«
»Siebenundvierzig Komma fünf Grad Nord, vierzehn Grad West, einhundertzweiunddreißig Seemeilen südwestlich von Großbritannien. Die Geschwindigkeit beträgt
835 Kilometer pro Stunde, geschätzte Höhe etwa neunzehn Meter. Sofern es bei dieser Geschwindigkeit bleibt, wird die Welle in dreiundzwanzig Minuten Cornwall erreichen.«
»Haben Sie alles mitbekommen, Davis? Geben Sie eine Tsunamiwarnung für Cornwall raus.
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