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2012 - Folge 10 - Im Bann der Loge

2012 - Folge 10 - Im Bann der Loge

Titel: 2012 - Folge 10 - Im Bann der Loge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei
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des Campingbusses.
    »Wie du befohlen hast, habe ich ihn gestern noch verhört, Herr. Er zeigte sich nicht allzu auskunftsfreudig. Vielleicht hast du mehr Erfolg, immerhin ist er … in diesem Zustand dein Geschöpf. Aber etwas, das ich ihm entlocken konnte, dürfte dich interessieren. Es hat hiermit zu tun.«
    Der Indio zog einen durchbrochenen Reif aus der Hosentasche. Er bestand aus drei parallelen Ringen; zwei silberfarbene fassten einen jadegrünen ein. Alle drei Elemente setzten sich aus mehreren Segmenten zusammen und wiesen verschiedene Einkerbungen auf.
    »Der geöffnete Armreif, der sich beim Tod des Jungen von seinem Handgelenk gelöst hat«, erkannte der Mann in Weiß sofort. »Was bewirkt er? Hast du ihn schon einmal angelegt?«
    »Nein, Herr, das wollte ich nicht ohne deinen Befehl tun. Und was er bewirkt, sagt dir dein Diener am besten selbst.«
    Der Mann in Weiß trat auf Alejandro zu, der nach medizinischen Maßstäben tot gewesen war und nun wieder lebte – dank seines Eingriffs, als er den letzten Lebensfunken in seinem Hirn zu neuem, untoten Leben angefacht hatte. »Was ist das?« Der Weiße zeigte auf das Schmuckstück.
    Die stumpfen Augen des Jungen ruckten in Richtung des Fragestellers. Dennoch blieben sie so ausdruckslos wie zuvor. Nur in seinem Gesicht glaubte Pauahtun eine Veränderung festzustellen. Der Suárez-Bursche schien einen inneren Kampf auszufechten.
    »Ein Armreif«, kam es ihm schließlich über die Lippen. Jetzt, da der Damm gebrochen war, sprudelten die Worte wie ein Wasserfall. »Drei Ringe. Je dreiundzwanzig Segmente. Zwölftausendeinhundertsiebenundsechzig verschiedene Kombinationen. Trennt sich von seinem Träger erst, wenn dieser stirbt. Ein Gewicht von sieben …«
    Der Mann in Weiß hob die Hand und Alejandro verstummte schlagartig. »Woher stammt er?«, stellte er die nächste Frage.
    »Von der Frau.«
    »Welcher Frau?«
    »Der rothaarigen Frau.«
    »Das habe ich gestern schon versucht«, wagte es Pauahtun sich einzumischen. »Ich glaube, er weiß es selbst nicht.«
    »Wozu dient er?«, fragte der Mann in Weiß Alejandro.
    Erneut tauchte die Ahnung von Widerwillen auf dem Gesicht des Toten auf. »Er weist den Weg.«
    »Wohin?«
    »Zu dem Raum ohne Wände.«
    »Was bedeutet das?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Was befindet sich in dem Raum?«
    Das Gesicht des Autisten nahm einen verängstigten Ausdruck an. »Gestalten. Dinge. So viel. So groß.«
    »Dinge? Was für Dinge?«
    »Gegenstände, die etwas tun. Die Menschen heilen. Oder sie … sie töten. Sie einfrieren. Sie transportieren. Oder … oder …«
    Wieder hob der Mann in Weiß die Hand und wandte sich an Pauahtun. »Was soll das? Warum denkst du, dass wir damit etwas anfangen können?«
    Der Indio lächelte. »Ich glaube, mit dem Raum ohne Wände meint er den Petersplatz in Rom, von wo sie mit dem Ballon geflohen sind. Die Gestalten, von denen er spricht, sind die Besucher. Und dann die Dinge! Manche können die Leute heilen, wie die Ausrüstung der Ärzte, die bei einem Großereignis immer anwesend sind. Manche können töten, wie die Waffen der Sicherheitskräfte. Sie einfrieren. Das sind Fotoapparate. Sie transportieren. Dabei handelt es sich um Autos.«
    »Das mag alles sein. Aber wie kann uns das helfen? Ich warne dich, Pauahtun, verschwende nicht meine wertvolle Zeit.«
    Der Indio senkte den Kopf. »Entschuldige.« Er wandte sich an Alejandro. »Du siehst ängstlich aus. Erklär uns, warum.«
    »Weil er böse ist.«
    »Der Raum ohne Wände?«, hakte der Mann in Weiß nach.
    »Nein. Der Rätselball.«
    Ein kurzer Blick zur Maschine bewies, dass der Weiße diesmal wusste, wovon der Autist sprach.
    »Deshalb wollte Tom so rasch wie möglich von dort verschwinden«, fuhr Alejandro ohne Aufforderung fort.
    »Von dem Raum ohne Wände?«
    Der Untote nickte. »Von dem Tor. Dort war die Rätselkugel besonders böse. Sie bewegte sich viel schneller als jetzt. Je weiter wir uns mit dem Ballon entfernt haben, desto langsamer wurde sie.«
    Für einen Moment schien es sogar dem Mann in Weiß die Sprache zu verschlagen. »Triff mich draußen, Pauahtun!« Einen Lidschlag später war er verschwunden.
    Als der Indio den Campingbus verließ, sah er seinen Herrn inmitten der Logenmitglieder stehen. Er deutete auf eines von ihnen, einen kleinen Mann mit Drei-Tage-Bart und engstehenden Augen, der auf den Logennamen Camazotz hörte.
    »Komm her!«, befahl der Mann in Weiß.
    Camazotz gehorchte.
    Der Weiße winkte Pauahtun

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