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2012 - Folge 10 - Im Bann der Loge

2012 - Folge 10 - Im Bann der Loge

Titel: 2012 - Folge 10 - Im Bann der Loge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei
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der Kollegen gesessen.
    Auch der Grauhaarige warf nur einen kurzen Blick auf das Namensschild, glich es mit der Liste auf seinem Monitor ab, händigte ihm einen Schlüssel aus, mit dem er in alle Büros gelangen konnte, und winkte ihn mit grimmiger Miene durch. Vermutlich grämte er sich, dass er ausgerechnet an den Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr Dienst schieben musste. Wie sehr würde er sich ärgern, wenn er erführe, dass der nächste Jahreswechsel sein letzter war.
    Für einen hämischen Augenblick lang war Hanahau versucht, ihm davon zu erzählen. Aber natürlich tat er nichts dergleichen. Es zählte nur der Auftrag und den wollte er gewissenhaft ausführen. Das brachte ihm Punkte beim Mann in Weiß ein. Vielleicht gelang es ihm sogar, Pauahtun als Führer der Loge abzulösen. Immerhin hatte der sich in letzter Zeit einige grobe Schnitzer geleistet. Wenn der Rest seiner Mission ähnlich glatt über die Bühne ging, rechnete Hanahau sich gute Chancen dafür aus.
    Das Eindringen ins Gebäude war schon einmal erschreckend einfach verlaufen. Aber kein Wunder, wenn man die Macht eines Gottes hinter sich wusste.
    Wie der Mann in Weiß aus dem ebenfalls digital gespeicherten Zimmerbelegungsplan erfahren hatte, befand sich McDevonshires Büro im fünften Stock zur Straße hin gelegen. Nummer 512.
    Der Form halber bewaffnete Hanahau sich aus dem Arsenal im Keller mit Mopp, Eimer und einem Rollbehälter samt großer Abfalltüte. Natürlich hatte sein Herr auch dafür gesorgt, dass er für die Reinigung des betreffenden Gangabschnitts eingeteilt war und keine andere Putzkraft ihn stören würde.
    Mit dem Fahrstuhl fuhr er nach oben, holte die Putzausrüstung aus dem Lift und machte sich auf die Suche nach dem richtigen Büro. Ein Rad des fahrenden Abfallwagens gab unentwegt ein leises Quietschen von sich. Warum hatte er sich ausgerechnet dieses Teil aussuchen müssen?
    Er entdeckte Raum 501, daneben 502. Begleitet von einem stetigen Quiek-quiek-quiek folgte er dieser Richtung – und erreichte das Ende des Ganges bei Zimmer 510.
    Verdammt!
    Hanahau machte kehrt. Schon nach wenigen Metern ging ihm das Gequietsche derart auf die Nerven, dass er den Wagen kurzerhand stehen ließ. Wie er durch die Scheiben über jeder Bürotür sehen konnte, brannte in keinem der Zimmer Licht. Er war allein auf der Etage. Wozu also noch den Schein wahren?
    Er betrat den nächsten Gang.
    Raum 511. Und daneben: 512.
    Endlich war er richtig.
    Der Indio schloss McDevonshires Büro auf und drang in das Büro ein. Dann knipste er das Licht an und sah sich um.
    Ein schmuckloser Raum mit Aktenregalen an zwei Wänden. Der Schreibtisch stand im Zentrum des Zimmers, daneben ein Besprechungstisch mit einer Yucca-Palme und einem Wasserkocher darauf.
    Hanahau hob die Unterlage auf dem Schreibtisch hoch und fand darunter einen Zettel mit der Aufschrift roHiba . Der Eindringling hatte keine Ahnung, ob diesem Begriff eine tiefere Bedeutung innewohnte, aber er wusste, was er da vor sich sah: ein Passwort!
    Er schaltete den Computer ein und wartete, bis dieser ihn aufforderte: Bitte geben Sie Ihr Kennwort ein. Er tippte roHiba – und auf dem Bildschirm erschien für ein paar Sekunden ein Begrüßungsfenster.
    Natürlich wollte er nicht McDevonshires Rechner durchsuchen. Das hatte der Mann in Weiß mit seinen Methoden und ganz ohne Passwort schon längst getan. Aber er hatte den Auftrag erhalten, sich falls möglich unter der Kennung des Commissioners einzuloggen, um so auch im internen, nach außen abgeschotteten System dessen Anwesenheit vorzugaukeln. Und wenn es eines gab, auf das man sich verlassen konnte, dann war es der sorglose Umgang älterer Menschen mit Kennwörtern.
    Anschließend durchstöberte der Indio sorgfältig das gesamte Büro nach Material, das auf die Loge hindeuten und Tom Ericson womöglich entlasten konnte. Vermutlich würde in dem Chaos, das Spezialisten später der Zerstörungswut eines in seinem Zorn über die Suspendierung wahnsinnig gewordenen Commissioners zuschreiben würden, ohnehin nichts davon übrig bleiben. Doch auch hier war Vorsicht das oberste Gebot.
    Erwartungsgemäß fand Hanahau nichts.
    Ein Blick auf die Uhr des Computermonitors verriet ihm, dass es beinahe fünf Uhr morgens war. Zeit zu verschwinden.
    Aus dem blauen Kittel zog er einen Brandsatz und deponierte ihn unter dem Schreibtisch.
    Jetzt musste er nur noch McDevonshire mit einer besonderen Methode in selbstzerstörerische Raserei und Selbstmord treiben,

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