hatten es tatsächlich geschafft, den Sichtkontakt nicht abreißen zu lassen.
Tom schaute sich um. Wenn es ihm gelänge, den Ballon irgendwo weit abseits der Straßen zu landen …
Aber es war sinnlos. Der Ballon würde so langsam sinken, dass die Indios einfach am nächsten Straßenrand parken und gemütlich dorthin spazieren könnten, wo er aufsetzen würde.
Sie steuerten auf eine waldreichere Gegend zu. In der Ferne machte Tom eine mittelalterlich anmutende kleine Stadt aus.
Da schlug irgendetwas mit einem dumpfen Klatschen in die Wandung des Korbes und versetzte ihn in eine leichte Schaukelbewegung.
»Was war das?«, entfuhr es Maria Luisa.
Tom wusste es. Er wollte es nur nicht sagen.
»Schießen die auf uns?«, kam Maria Luisa selbst auf den richtigen Gedanken. Ihre Hand krallte sich in seinen Oberarm. »Die schießen auf uns!«
Wenn er die Augen zusammenkniff, konnte er sehen, wie sich einer der Typen aus dem Wagenfenster lehnte.
Zu hören war auch der nächste Schuss nicht.
Die Kugel traf auch nicht wieder den Korb. Sie sirrte stattdessen vernehmlich an Toms Ohr vorbei und prallte hinter ihm gegen das Gestänge der Ballonbefeuerung. Verdammt, wenn der Kerl zufällig den Gasbehälter traf …
Das nächste Projektil pflügte dort eine Furche in den Korbrand, wo eben noch Toms Hand gelegen hatte.
»Scheiße!«
»Können wir denn gar nichts tun?« Maria Luisa gab sich tapfer Mühe, nicht panisch zu schreien.
»Nicht viel – außer beten. Wenn wir über den Wald getrieben werden, wird bald für die Kugeln der Abstand zu groß.«
Die Finger der Spanierin schlangen sich ineinander, ihre Knöchel traten weiß hervor.
»Kopf runter!«, rief Tom, als er sah, dass Alejandro sich in die Richtung drehte, aus der die Schüsse kamen.
Tom, der sich schon geduckt hatte, schnellte wieder hoch, machte einen Schritt auf Jandro zu, wollte ihn packen und nach unten drücken.
Wieder pfiff etwas an ihm vorbei, wieder schlug ein Projektil funkenstiebend ins Metallgestänge – und der Querschläger erwischte Jandro! Plötzlich riss die Jacke über seiner rechten Schulter auf, und wenn die Wunde auch nicht schwer und schon gar nicht lebensbedrohend sein konnte, reichte sie aus, den Autisten völlig außer Kontrolle geraten zu lassen!
Alejandro fuhr herum, versuchte kopflos aus dem Korb zu fliehen und schien vergessen zu haben, dass es jenseits der Wandung fünfzig Meter in die Tiefe ging!
Tom sprang vor, krallte beide Hände in Jandros Jacke und versuchte ihn zurückzuziehen, doch der Junge schlug panisch um sich, lehnte sich noch weiter vor – und verlor das Gleichgewicht.
Tom sah den Jungen über den Korbrand kippen, während ihm der Stoff der Jacke durch die Hände rutschte.
Jandro schien zu begreifen, was ihm drohte, denn nun griff er seinerseits nach Tom. Seine Hand schloss sich jedoch nur um den Trageriemen der Bowlingkugeltasche.
Es war zu spät, um den Sturz zu verhindern. Der Riemen der Tasche mit Jandros Gewicht daran schnitt tief in Toms Hals, schnürte ihm die Luft ab. Eine Hand versuchte Tom unter den Riemen an seinem Hals zu schieben, mit der anderen grapschte er über den Korbrand hinweg blindlings nach Jandro, um ihn noch irgendwie zu packen.
Der Junge hing jetzt nur noch an einer Hand da, die Finger fest um den Riemen geschlossen. Er sagte nichts, gab keinen Laut von sich.
Maria Luisa schrie den Namen ihres Bruders.
Und dann löste sich der mörderische Zug um Toms Hals wieder … als der Trageriemen peitschend riss.
Einen Moment lang schien Jandro noch in der Luft zu hängen, die Tasche mit der Weltuntergangs-Maschine am zerfetzten Riemen in der Hand.
Dann stürzte er in die Tiefe.
ENDE
Liebe Apokalyptiker!
Ihr habt es wohl schon gesehen: In diesem Band gibt es als Extra zum Jahreswechsel eine Seite aus dem »Dilldappen-Kalender 2012« von Matthias Kringe, der für MADDRAX die Cartoons malt und sich hier des Themas »2012« angenommen hat. Weil das Thema passte, hat er einer Veröffentlichung zugestimmt, und ich weise auch gern darauf hin, dass man den kompletten Kalender für ’ne Duffel un ’n Ei (9,90 Euro) unter www.matthias-kringe.com bestellen kann. Ach ja: Die Kolorierung des Kalenders übernahm sein Sohn Michael; schöner Vorname übrigens!
Nun aber zur Leserpost. Frank »Zornhau« Falkenberg (
[email protected] ) schreibt: Mit Spannung hatte ich den Start der neuen Romanserie erwartet. Glücklicherweise bin ich mit dem Lesen der dicken