2012 - Schatten der Verdammnis
sagt der General. »Teilen Sie den anderen Hubschraubern mit, sie sollen zu der Stelle zurückkehren, an der das Ding zuletzt gesehen wurde. Die Jäger sollen an der Küste auf und ab fliegen. Wir müssen dieses Ungeheuer unbedingt vernichten, bevor es an Land kommt.«
Zehn lange Minuten vergehen.
Von oben sieht Dominique, wie das brodelnde Wasser der Flutwelle sich wieder ins Meer zurückzieht. Es reißt entwurzelte Palmen, Trümmer und Tierkadaver mit sich. »Herr Präsident, wir vergeuden nur unsere Zeit.«
Chaney dreht sich nach ihr um. »Das Biest muss irgendwo da draußen sein.«
»Und was ist, wenn das nicht zutrifft? Was ist, wenn es auf dem Weg nach Chichen Itzä ist, wie Mick gesagt hat?«
Nun blickt auch General Fecondo nach hinten. »Insgesamt dreißig Helikopter bewachen die Küste von Yukatan. Sobald das Ding auftaucht, werden sie es...«
»Moment mal! Mick hat zu mir gesagt, geologisch gliche die Halbinsel einem riesigen Schwamm. Es gibt ein ganzes Labyrinth von Höhlen, die mit dem Meer verbunden sind. Das Biest versteckt sich nicht, es zieht unter der Erde weiter!«
Sanibel Island
Edith hämmert verzweifelt an die Haustür ihrer Freundin. »Sue, mach doch auf!«
Sue Reuben öffnet schlaftrunken die Tür. »Ja, Edie, was ist denn?«
Edith packt sie am Handgelenk und zerrt sie zum Wagen.
»Edie, um Himmels willen, ich bin doch noch im Pyjama!«
»Steig einfach ein. Eine Flutwelle kommt auf uns zu!« Kaum sind die beiden Frauen eingestiegen, als Harvey den Motor aufheulen lässt. Der Wagen rast durch die Häuser auf die Hauptstraße zu.
»Eine Flutwelle? Wie groß? Und was ist mit den anderen Leuten?«
»Die Küstenwache lässt ihre Hubschrauber über dem Strand und den Straßen kreisen. Im Radio und im Fernsehen kommen seit zehn Minuten Warnungen. Hast du denn die Sirenen nicht gehört?«
»Ich schlaf doch nicht mit meinem Hörgerät.«
Harvey tritt auf die Bremse, als sie sich der Kreuzung vor der Brücke nähern. Am einzigen Zugang zum Festland stauen sich die Wagen.
»Sieht ganz so aus, als wüsste man Bescheid!«, brüllt Harvey, um den Lärm der Autohupen zu übertönen.
Edie schaut auf ihre Armbanduhr. »Das bringt nichts. Wir müssen zu Fuß weiter.«
»Zu Fuß?« Sue schüttelt den Kopf. »Edie, bis zum anderen Ufer sind es mehr als anderthalb Kilometer. Ich hab nur Schlappen an...«
Edith reißt die Tür auf und zerrt ihre Freundin vom Rücksitz. Harvey packt die freie Hand seiner Tante und führt die beiden Frauen an der Autoschlange vorbei zur anderen Seite der Brücke.
Mehrere Minuten lang hetzen die drei auf die in der Ferne sichtbare Kabine der Mautstelle zu.
Edie blickt auf, als mehrere Teenager auf motorisierten Rollschuhen vorbeisausen. Sie schützen ihre Augen vor dem grellen Glitzern des Kanals, der die Insel vom Festland trennt.
Am Horizont zieht langsam ein rot-schwarzer Öltanker entlang.
Jenseits des Tankers erhebt sich fünf Kilometer vor der Küste eine gewaltige Wasserwand direkt aus dem Meer.
Sue Reuben dreht sich um und starrt ungläubig auf die Woge. »Mein Gott, das darf doch nicht wahr sein!«
Im Lärm der Autohupen verlässt ein Teil der Insassen verzweifelt die Wagen, während die monströse Welle eine Höhe von vierzig Metern erreicht.
Die Woge ergreift den Öltanker, bricht über dem stählernen Koloss in sich zusammen und drückt ihn auf den Meeresgrund. Die Brücke beginnt zu vibrieren, als die Welle kurze Zeit später mit einem donnernden Dröhnen die Küste von Sanibel Island erreicht und alles unter sich begräbt.
Harvey zieht seine Tante und deren Freundin auf die verlassene Mautkabine zu. Er reißt die Tür auf und zerrt die beiden Frauen mit sich hinein. Die Welle hat schon die ganze Insel überspült und donnert auf den Kanal zu.
Harvey verriegelt die Tür, während Edith ihre Freundin auf den Boden drückt.
Die Welle rast über die Brücke und überspült die Kabine.
Der Rahmen aus Beton und Stahl stöhnt auf. Von allen
Seiten strömt Meerwasser herein und steigt an den Plexiglaswänden empor. Edith, Harvey und Sue stehen inmitten des tosenden Stroms, umhüllt von Dunkelheit. Das kalte Wasser steigt immer höher, während die Welle mit einem furchtbaren Dröhnen an der Kabine rüttelt.
Das Wasser verdrängt die letzte Luft. Edith presst die Augen zu und wartet auf ihren Tod. Sie denkt an Iz und fragt sich, ob sie ihn wohl wiedersehen wird.
Ihre Lunge brennt, der Herzschlag dröhnt ihr in den Ohren.
Und dann lässt das
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