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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
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verkohltem Fleisch, aus Rauch, Sand, Dampf und Bariumisotopen und vierhundert malvierhundert anderen Materialien breitete sich über zwei mal zwanzig Seillängen über uns aus. Wir konnten sie noch immer über die letzten Drohnenkameras von unten sehen, und auch von der Seite und sogar aus einem 70°-Winkel von oben. Es war eine solch weite, umfassende Krümmung, dass ich sie nicht anders als mütterlich empfinden konnte, wie den Großen Baum. Als wir das Geräusch hörten, ein lang gezogenes Grollen, das die Millionen Kubikseillängen gepresster Erde rings um uns durchlief, empfand ich ein Brennen in den Kopfhöhlen, wo Tränen entstehen, nur gehörte ich nicht zu den Menschen, die weinten. Als das Grollen schließlich nachließ, schien es, als wären wir drei noch am Leben. Der Teilchenbeschleuniger war durch eine vorzeitige Abgabe etlicher Gigajoule spontan entstandener Wärmeenergie entzweigeschnitten worden, und trotz des Verlusts an Menschenleben in den Stockwerken darüber war diese Wendung nach Jeds Ansicht eine große Erleichterung, und fast alles käme in Ordnung … und dann schien Jed-in-mir, der stärker gewesen war als seit Langem, zu welken und zu verstummen, als wäre sein Bewusstsein durch die Aufregung ausgeschaltet worden.
    Als meine Aufmerksamkeit sich wieder Marena und Lindsay zuwandte, führten sie ein gesittetes Gespräch. Lindsay sagte, die Luftversorgung sei prima. »Für drei kleine Atmer reicht sie über einen Monat«, so drückte er sich aus, und es wäre besser, noch zwei Tage zu warten, ehe wir das Schienenbahnsystem benutzten, weil die Luft über der Endstation bei einer Anlage auf dem Highway nach Belize City noch toxisch sein könnte. Marena sagte: »Wegen des Sauerstoffs können wir nicht ganz sicher sein.«
    »Was?«, fragte ich und lockerte ihre Fesseln.
    »Unsere Dichtungen sind kaputtgegangen. Ich kann es riechen.«
    »Stimmt.«
    Sogar bis nach hier unten drang der Gestank nach verbrannten Polymeren und verkohltem Fleisch. Und wir mussten uns darum sorgen, dass Erdgase einströmten. Gesund waren sie nicht. Unsere eigene Luft würde schnell verbraucht sein. Wir konnten nicht bleiben.
    »Ich kann das Loch nicht finden«, sagte Marena. Sie hatte sichjetzt ganz befreit und tastete die Westtür ab. »Ich glaube, es ist auf der anderen Seite der Innentür von diesem Tresor.«
    »Ich würde die Tür im Moment nicht öffnen«, sagte ich.
    »Tu ich ja nicht.« Marena befreite Lindsay vom Klebeband. Während er sich die Gelenke rieb, fing sie wieder an zu tippen.
    Ich rollte mich herum. Auf dem blauen Zeonex-Boden waren drei rote Punkte. Als ich sie scharf sah, erkannte ich, dass es drei Perlen aus Marenas Halskette waren, die während der Querelen gerissen sein musste. Ich legte meinen Kopf auf den Boden. Betten sind toll, dachte ich, aber nichts ist bequemer als ein guter flacher Fußboden. Die blauen Bildschirme schalteten sich ab, was bedeutete, dass das System keine Elektrizität von außen bekam und mit dem Batteriestrom zu geizen begann. Notlichter schalteten sich ein, nur ein paar rote und weiße LED -Strahler in Boden und Decke. Es war still. Der Schacht über uns verfügte wie alle militärischen Liftschächte über Sperrklappen, die sich geschlossen hatten, als wir hinunterfuhren. Trotzdem konnte ich durch Tausende Tonnen Lehm hin und wieder eine Explosion spüren, so leise wie das Erdbeben in Oaxaca, das mich in den Schlaf wiegte …
    »Wir müssen wegfahren«, sagte Marena.
    »Wie viel Luft haben wir noch?«, fragte ich. »Das sollten wir im Auge behalten.«
    »Ich mache die andere Tür auf. Die Haupttür, meine ich. Komm mit.«
    »Lass uns noch warten.«
    »Wenn es ein Problem mit den Tunnels gibt, wird niemand sich die Mühe machen, uns auszugraben.«
    »Ich brauche nur ein kleines Nickerchen«, sagte ich, obwohl ich wusste, dass Marena recht hatte. »Zwei mal vierhundert … äh, zehn Minuten.«
    An der Haupttür hörten wir ein Klicken und Surren. Vielleicht war ich eingeschlafen. Jedenfalls sah ich so etwas wie eine Schlangenfarm, vielleicht …
    »Verdammt!«, rief Marena. »Ich krieg sie nicht auf!« Lindsay bearbeitete die Tür mit einem Taschenmesser.
    Klasse, dachte ich. Wir stehen all das durch, und jetzt sitzen wir hier fest und müssen ersticken.
    »Kommen Sie«, sagte Lindsay, »helfen Sie uns.«
    »Fünf Minuten noch, dann bin ich bereit.«
    »Augenblick.« Vielleicht gab es eine Pause. Irgendwann hörte ich etwas Lautes, und ein paar Schläge später roch ich

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