2018 - Der Untergang der Krone
geordnete psionische Eruptionen empfangen. Was hat das zu bedeuten?"
„Nichts weiter", sagte Avy-Sonder mit einer Ruhe, die seiner völligen Irritation entsprang. „Etwas aus der kosmischen Wolke hat sich mir telepathisch mitgeteilt. Ein Wesen, das sich Sorrmo nennt, bittet uns um Asyl und möchte im Bereich des Auroch-Maxo-Systems auf seinen Tod warten."
„Bist du übergeschnappt, Avy-Sonder?" fragte Gys-Troker von der Bodenstation an. „Was redest du da für konfuses Zeug?"
„Entschuldige", sagte Avy-Sonder schuldbewußt. „Nicht irgendwer aus der Wolke hat Gedankenkontakt zu mir aufgenommen. Es war die kosmische Wolke selbst. Sie versteht sich insgesamt als Sorrmo. Es scheint sich um eine überaus höfliche und friedvolle Wesenheit zu handeln."
Seinen Worten folgte ein langes Schweigen, in dem sich Gys-Troker offenbar mit den Projektleitern und Wissenschaftlern beriet. Schließlich meldete sich Gys-Troker wieder. „Wenn du nicht phantasierst, Avy-Sonder, und deine Angaben den Tatsachen entsprechen, dann bitte Sorrmo doch, uns mehr über sich zu erzählen."
„Das brauche ich erst gar nicht", antwortete Avy-Sonder. „Sorrmo hat mir ihre Geschichte von sich aus erzählt. Wollt ihr sie hören?"
„Wie kommst du denn darauf? Jetzt mach schon endlich, Avy-Sonder!"
Ihre Anfänge liegen schon sehr weit zurück.
Sorrmo weiß nicht mehr, welchen Intelligenzen sie entsprungen ist, wie sie geworden ist, was sie ist. Das liegt alles schon so weit zurück, daß sie die Erinnerung daran verloren hat. Aber der eigentliche Grund für den Verlust ihrer Erinnerung liegt nicht an der langen Zeitspanne. Sorrmo hat das Wissen um ihre Entstehung in Wirklichkeit unbewußt verdrängt. Es ist im Grunde genommen auch egal, woher sie kommt, dafür weiß sie um so besser, wohin sie geht.
Vor ihr liegt das Nichts.
Sorrmo hat erkennen müssen, daß sie keine Zukunft hat. Die kosmische Wolke, die ihr Körper ist, der Träger ihres mächtigen Geistes, wird irgendwann diffundieren und sich im All verflüchtigen.
Und das wird das Ende von Sorrmo sein.
Sorrmo hat alle Hoffnung fahrenlassen, sie ist auf einer langen vergeblichen Wanderung mutlos geworden. Nun sieht sie keine andere Möglichkeit mehr als die Selbstaufgabe.
Hinter Sorrmo liegt eine lange Wanderschaft, in der sie von Sterneninsel zu Sterneninsel gezogen ist. Immer auf der Suche nach einem Ort des Friedens und der Ordnung. Einem Ort, an dem sie Erfüllung finden, einem Platz, an dem sie keimen könnte.
Aber eine solche Stätte hat sie nirgendwo gefunden.
Am Anfang ihrer Reise war Sorrmo noch voller Zuversicht und Hoffnung gewesen, einen geeigneten Ort zum Keimen zu finden. Denn der Kosmos ist weit und vielfältig, und sie war sicher gewesen, daß sich in dieser schier grenzenlosen Weite auch für sie die richtigen Gegebenheiten finden Würden.
Denn nur darin liegt der Sinn ihres Lebens: an einem geeigneten Ort zu keimen und eine Insel des Friedens zu schaffen. Und Sorrmo hat lange an ihre Existenzberechtigung geglaubt.
Doch je länger ihre vergebliche Suche gedauert hat, desto größer sind ihre Zweifel geworden. Und sie hat sich zu fragen begonnen, ob sie wirklich so einmalig in diesem Universum ist, daß es für sie keine Entsprechung gibt, an der sie sich verwirklichen könnte.
Sorrmo ist hunderttausend Jahre oder mehr unterwegs. Aber wohin sie auch gekommen ist, überall ist sie auf negative Erscheinungen gestoßen, auf Tod und Vernichtung und Chaos. Nirgendwo ein Ort, der richtig zum Keimen gewesen wäre.
Und nun ist sie nach Segafrendo gekommen. Auch in dieser Riesengalaxis herrschen dieselben ungeeigneten Bedingungen wie in den anderen Sterneninseln, in denen sie gewesen ist. Und hier ist ihre Willenskraft endgültig erloschen. Sie will nicht mehr umherirren, sie hat nicht mehr den Mut, nicht mehr die Kraft, sich noch einmal gegen ihr Schicksal aufzubäumen.
Hier, im Auroch-Maxo-System, hat sie endlich einen Platz der Stille und des Friedens gefunden, an dem sie ihr Leben ausklingen lassen will - sofern die Rautak ihr Asyl gewähren.
Mehr als das können die Rautak aber nicht für sie tun, denn Sorrmo brauchte mehr als nur den beengten Raum eines kleinen galaktischen Sektors, um erblühen zu können. Sorrmo brauchte ein großes kosmisches Feld, um ihre Saat zu streuen, auf daß sie grenzenlos keimen könnte...
Avy-Sonder war wie alle Rautak in kosmischem Denken nicht besonders bewandert. Aber er war intelligent und einfühlsam genug, um zu erkennen,
Weitere Kostenlose Bücher