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2.02 Der fluesternde Riese

2.02 Der fluesternde Riese

Titel: 2.02 Der fluesternde Riese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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ist bestimmt bei Hadschi ben Hadschi!“, rief ich erleichtert, packte mein Fahrrad, und ein paar Minuten später rasten wir wieder durch die Stadt.
    Wir jagten die Rosenkavaliersgasse hinauf und legten dort eine Vollbremsung hin, als wir den kleinen Obststand erreichten. Er stand neben dem Gully, und dieser einstmals nur uns bekannte Geheimeinstieg in Hadschi ben Hadschis Geheimerfinderwerkstatt klaffte jetzt offen im Asphalt.
    „Was ist hier passiert?“, rief ich meinem Bruder zu, doch der kletterte längst durch den Gully hinab.
    „Kacke verdammte!“, zischte der Slalomdribbler, da stand ich schon neben ihm im Schlafzimmer des Erfinders. Das Wasser reichte uns bis zu den Hüften, und in ihm trieben Hadschis bestickte Kissen zwischen den aufgedunsenen Matratzen herum.
    „Was ist hier passiert?“, rief ich und watete durch die offene Tür in die ebenfalls überflutete Werkstatt. Und auch hier schwammen Hadschis Schätze zwischen den umgestürzten Regalen.
    „Leon?“, rief ich und starrte zurück zur Schlafzimmertür, in der die anderen Kerle standen.
    Raban reichte das Wasser über das Kinn, und er schwankte bedrohlich, denn auf seiner Schulter saß Nerv. Es schien mir, als sei während des Spiels gegen die Wölfe, während wir glaubten erwachsen zu werden, während wir aufhörten, Kinder zu sein, die Wilde-Kerle-Welt untergegangen: im Regen versunken.
    „Ist Hadschi ertrunken?“, fragte Nerv heiser. „Hadschi und Willi?“
    „Oder sind sie geflohen?“, fragte Raban, der Held. „Ja, das sieht ganz danach aus, als wären sie geflohen.“
    „Aber wovor?“, fragte Markus und suchte den Blick seines besten Freundes. Doch Maxi hörte ihn nicht. Er stand abseits im Schlafzimmer hinter ihm und schaute durch die kreisrunde Gullyöffnung zum wolkenverhangenen Himmel empor.
    Markus schnalzte nur mit der Zunge. Da standen wir alle nebeneinander in der Tür. Wir schauten mit Maxi und Markus durch das Loch in der Decke und sahen den Scheinwerferstrahl. Er traf auf die Wolken, die den Mond verdunkelten, und warf ein Logo auf das Sturmdunkelgrau. Ein altmodisches Logo, wie aus einer anderen Zeit. Aber wir erkannten es trotzdem. Wir erkannten das Auge und das grinsende Maul.

    „Ich weiß, wo das herkommt!“, rief Juli „Huckleberry“ Fort Knox, hievte sich aus dem hüfthohen Wasser und stieg die Leiter zur Straße empor. „Wir müssen zum Schrottplatz!“
    „Zum Schrottplatz? Wieso?“, erschraken Raban und Maxi, denn der lag östlich der Steppe hinter dem Teufelstopf . Ja, und obwohl wir den Finsterwald 5 schon mehrmals durchquert hatten, war dieser darin liegende Schrottplatz doch eine Legende. Ein dunkles Tabu. Er war, wie die Nebelburg 6 , eine verbotene Zone, in die keiner von uns freiwillig ging. Wir wussten noch nicht einmal genau, wo er lag. Außer Juli natürlich. Deshalb hieß er doch Huck. Huckleberry genauer gesagt. Und weil es dieser verflixte Streuner niemals irgendwo aushielt, ohne erkunden zu wollen, was es woanders noch gab, kannte er diese gefährlichen Orte.
    Er führte den Pulk tief in den Finsterwald , fand eine Lücke im Brennnesselgraben 7 und zeigte uns ein Geheimnis, das keiner von uns kannte. Unten, fünf Meter tief auf dem Grund des Grabens, befand sich ein Hohlweg, ein von Nesseln gebildeter grüner Tunnel, durch den gerade ein Fahrrad passte, wenn man gebückt im Sattel saß. Wir rasten nach Norden, und kurz bevor unsere Rücken zu schmerzen begannen, öffnete sich der Graben zu einem von Stacheldrahtzäunen bewehrten Platz: dem Schrottplatz, wie wir ihn verharmlosend nannten. Verharmlosend, ja, und verniedlichend. Damit unsere Angst davor nicht noch größer wurde. Denn in Wirklichkeit war dieser Platz ein dunkles Museum, und das, was hier lag, war auch kein wirklicher Schrott. Es waren die Zeugnisse aus einer Zeit, die noch gar nicht so lange vergangen war.
    ‚Beim Santa Panther im Raubkatzenhimmel!’
    Das hätte mein Freund Rocce gesagt. Rocce, der Zauberer, wenn er noch bei uns spielen würde. Er hätte sich dreimal über die Schulter gespuckt und Gott und allen Engel gedankt, dass er diese Zeit nicht mehr hätte erleben müssen. Doch obwohl sie vorbei war, hatten wir alle in diesem Moment eine dunkle Ahnung: dass sich das Schicksal vielleicht wiederholt.
    „Ist das nicht die Honig- und Federkanone 8 ?“, flüsterte Nerv. „Und das da, ja das, das ist doch der Geheimnis-Geheimverstecksucher-und-finder-Navigationsautomat 9 !“
    Doch auch wenn uns diese rostigen und von

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