2020 - Die Lichtgestalt
aber auch Büros angesiedelt waren.
Kaum dreihundert Meter entfernt befand sich der Rand des eigentlichen Villages, ein flaches Häusermeer mit oft verwinkelten Gassen, Straßencafes, Restaurants und Nachtlokalen. Zwischen Büschen und hochstämmigen Bäumen führten Fußgängerzonen entlang, und die meisten Straßen wurden von Grünanlagen begrenzt. Atlan Village war schon immer das Viertel der Künstler und ihrer Galerien gewesen, der Straßenausstellungen, der Wohnheime und Wohnungen von Studenten der Space Academy und der Universität Terrania, und natürlich auch Sitz jener berühmten Lokale, in denen sich der unsterbliche Arkonide, nach dem dieser Stadtteil Terranias benannt worden war, angeblich oft aufgehalten hatte, um dem Genuß alkoholischer Getränke und seinem Hang zu gepflegter, möglichst sarkastischer und lakonischer Konversation zu frönen.
Falo liebte diesen trotz aller Modernität fast beschaulich wirkenden Stadtteil der irdischen Metropole und war überzeugt, daß das Ambiente von Atlan Village einen mindestens genauso großen Einfluß auf die Geschicke und Entwicklungen des Traditionsvereins Nordstern Terrania gehabt hatte wie zum Beispiel die vorbildliche Vereinsführung. Nirgendwo anders hätte Nordstern so groß werden können.
Aber in diesem Moment hatte er keinen noch so flüchtigen Blick für die Schönheit des idyllischen Fleckchens.
Marias Arbeitszimmer war leer. Sie hatte es ausgeräumt. Nicht nur den Heimsyntron, an dem sie arbeitete, sondern jegliches Mobiliar, den Schreibtisch und die Stühle, die Bilder an den Wänden, sogar die Blumen. „Ich verlasse dich", erklang ihre Stimme hinter ihm. „Ich habe mir eine kleine Wohnung genommen. Bitte suche mich nicht, laß mich einfach in Ruhe." Sie drehte sich um und ging zur Eingangstür.
Falo stand da wie erstarrt.
Maria hatte die Tür fast erreicht, als er endlich zusammenhängende Worte über die Lippen brachte. „Warum, Maria?" fragte er. „Ich liebe dich nicht mehr", antwortete sie tonlos und zog die Tür leise hinter sich zu. „Nein", murmelte er. Das war es nicht. Das konnte es nicht sein.
Daß zwischen ihnen etwas nicht stimmte, hatte er schon seit geraumer Zeit gespürt. Er hatte es verdrängt, sich einfach nicht damit belassen wollen.
Ein Fehler. Manche Dinge konnte man einfach aussitzen, andere nicht.
Doch daß sie ihn nicht mehr liebte ... Nein, das glaubte er nicht. Dahinter steckte etwas anderes. Ein anderer Mann?
Er schüttelte den Kopf. Das konnte er sich nicht vorstellen. Aber was es auch war, er würde es herausfinden.
Der Wind war stark aufgefrischt und peitschte den Regen quer in Falos Gesicht. Schon nach drei Minuten im Freien war er völlig durchnäßt.
Die Wetterkontrolle hatte die Sturmböen rechtzeitig angekündigt, doch Falo hatte keine Wahl gehabt, wollte er herausfinden, wieso Maria ihn verlassen hatte. Er zog den Kragen seiner dunklen Montur höher und trat um die Ecke.
Vor ihm lag der zivile Raumhafen unweit von Atlan Village.
Maria ging zum Kontrollterminal am Eingang. Sie hatte nicht bemerkt, daß er sie von ihrer neuen Wohnung aus Verfolgte. - Er hatte ihren Wunsch respektiert, sie nicht zu suchen. Aber er hatte auch - und diesmal ohne Gewissensbisse - von den Vorteilen Gebrauch gemacht, die es mit sich brachte, einer der Stars von Nordstern Terrania zu sein.
Er hatte einfach den Leiter der Geschäftsstelle gebeten, Marias neuen Wohnsitz zu ermitteln und auch sonst so viel wie möglich über eventuelle neue Freunde herauszufinden.
Viel hatten die Nachforschungen nicht ergeben. Am wichtigsten erschien Falo der Umstand, daß sie mehrmals in der Woche den zivilen Raumhafen aufsuchte.
Sein Besucherticket ermöglichte es ihm, ihr auf das Raumhafenareal zu folgen. Er wartete, bis sie die Kontrolle passiert hatte, ging dann zum benachbarten Schalter. Er zeigte sein Ticket und ging weiter.
Fast wäre Maria ihm im Getümmel der Menschen und Fremdwesen entwischt, aber er wußte, welches Terminal sie mehrfach benutzt hatte, und fand sie dort tatsächlich wieder, als sie gerade ein Atmosphärenshuttle bestieg. „Das ist doch nicht zu fassen", murmelte er leise vor sich hin, Es war ein Shuttle der Heliotischen Kinder.
Falo hielt nicht das Geringste von dieser Religion, die sich in den letzten Jahren speziell auf Terra entwickelt hatte. Die Gläubigen dieser Gemeinschaft hatten die Koalition Thoregon zum Heilsbringer erhoben. Sie beleuchten mit fanatischer Besessenheit und konsequentem
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