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2020 - Die Lichtgestalt

Titel: 2020 - Die Lichtgestalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hatte sogar vergessen, welche Position er einnehmen sollte.
    Was hatte der Stadionsprecher gesagt? Die Nummer fünf ... Er spielte in der Mitte der Viererkette, jene Position, die der des Liberos am nächsten kam, auch wenn das moderne Spielsystem auf den freien Mann verzichtete. Er mußte die Abwehr zusammenhalten und den Angriff in Schwung bringen, Stürmer freispielen, nur, daß sich jetzt zwei Spieler diese Aufgabe teilten.
    Wie soll ich das nur anstellen? fragte sich Falo. Er hatte in diesem Augenblick alles vergessen, was er jemals gelernt hatte. Sein Verständnis vom Fußball war auf zwei grundlegende Weisheilen reduziert worden: Der Ball ist rund, und das Spiel dauert hundert Minuten.
    Seine Mitspieler trabten los. Falo schloß sich ihnen an, bekam nur wie im Traum mit, daß sie sich zum Anstoß aufstellten. Er hatte den Eindruck, in einen Tunnel zu sehen: Sein Blickfeld bestand praktisch nur aus dem Mittelkreis, alles andere war hinter dichten Schleiern wie aus Formenergie verborgen.
    Undeutlich vernahm er ein grelles Geräusch. Der Anpfiff, wurde ihm klar.
    Jetzt ist es soweit, dachte er. Mein erstes Spiel in der ersten Mannschaft von Nordstern Terrania.
    Und das auch noch an meinem neunzehnten Geburtstag! Jetzt wird die Nervosität einfach so von mir abfallen!
    Sie fiel nicht von ihm ab. Den ersten wirklich gefährlichen Angriff von Luna Levitator auf seiner Seite bewältigte er notdürftig, indem er zu einem Einwurf klärte. Was im Training tausendmal geklappt hatte - den Ball unter Kontrolle bringen oder wenigstens noch gegen den Angreifer zu spielen, um den Einwurf für die eigene Mannschaft herauszuholen -, scheiterte nun kläglich. Der Ball versprang ihm einfach.
    Ihm! Der im Training jedem Mitspieler die Kugel abnahm. Der das Leder buchstäblich mit dem Schuh streichelte und alle Pässe so zielsicher zum Mitspieler brachte wie kein anderer.
    Der die Bälle so sicher annahm, daß sie sich dabei keine zehn Zentimeter vom Fuß entfernten!
    Der nächste Angriff von Luna Levitator brachte seine persönliche Katastrophe. Der Außenstürmer der Levitatoren setzte zu einer Körpertäuschung an, wie Falo sie in Spielen der Jugendmannschaft tausendmal schon im Ansatz erkannt hatte. Und dann tunnelte er ihn!
    Er spielte ihm den Ball einfach durch die Beine und ließ ihn dann stehen, als sei er so unbeweglich und bedeutungslos wie die Eckfahne.
    Falo sah das Verhängnis schon im Ansatz. Der Manndecker hinter ihm versuchte, den gegnerischen Außenstürmer abzufangen und am Flanken zu hindern oder wenigstens zu behindern. Dazu mußte er seine taktisch günstige Position im Deckungszentrum aufgeben, die es ihm ermöglichte, bei Bedarf auch den gegnerischen Mittelstürmer abzudecken und an der Ballannahme zu hindern.
    Luna Levitator hatte eine klassische Überzahlsituation geschaffen und einen Angreifer freigespielt.
    Dieser Stürmer hatte nun Zeit, den Ball in aller Ruhe anzunehmen und unter Kontrolle zu bringen.
    Er konnte sich sogar noch unbedrängt entscheiden, ob er ihn sich auf den starken Fuß legen und einfach abziehen oder zu einem Mitspieler flanken wollte.
    Er zog ab. Der Torwart von Nordstern Terrania war ein Systemklassemann und konnte den Ball tatsächlich aus dem linken Kreuz holen. Aber er war so scharf geschossen, daß er ihn nicht festhalten konnte.
    Der freistehende Luna-Mittelstürmer versenkte den Ball gnadenlos ins Netz.
    Falo schaute zur Trainerbank. Dieses Tor ging eindeutig auf seine Kosten. Er erwartete, hektische Aktivität zu sehen, vielleicht sogar einen aufgebrachten Teamchef, der einigen Ersatzspielern die Anweisung erteilte, sich warm zu laufen, um eine Auswechslung vorzubereiten - seine Auswechslung natürlich. Aber auf der Bank blieb alles ruhig. Noch.
    In diesem Augenblick war Falo froh, daß Maria nicht im Stadion war und seinen peinlichen Auftritt miterlebte. Auch nach seinem Ohnmachtsanfall war sie bei ihrem Schwur geblieben, niemals in ihrem Leben ein Fußballstadion zu betreten. Falo schaute zur Ehrentribüne hoch, dorthin, wo die Spielerfrauen und -freundinnen saßen. Er hatte Maria zwar eine Eintrittskarte gegeben, hegte aber nicht den geringsten Zweifel daran, daß dort oben ein Platz leer geblieben war. Der einzige in einem ansonsten voll besetzten Stadion.
    Er hatte sich getäuscht. Er glaubte seinen Augen nicht zu trauen, doch er mußte nicht zweimal hinsehen, um das wirre Igelhaar auszumachen, das ebenmäßige Gesicht.
    Maria hatte eingelenkt! Sie hatte eingesehen, daß

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