2027 - Schwanengesang
und heimsen den gesamten Ruhm ein, nur weil ihnen die Gnade der richtigen Geburt zuteil geworden ist. „Diesmal nicht", flüstere ich.
Wieso bin ich nur mit einem Vorgesetzten wie Keuzon da Stilva geschlagen? Der Umstand, daß der Has'athor Leute von außerhalb anforderte, überdies noch Pensionäre aus einer entlegenen Sternenprovinz, die die Syntronik und Positronik verzahnen sollten, läßt sich nicht mehr mit typischer arkonidischer Arroganz erklären.
Das ist nichts anderes als rassistische Heimtücke und ein Angriff auf meine fachlichen Qualifikationen.
Und auf dein ohnehin stark angeschlagenes zalitisches Selbstwertgefühl!
Ich schnaube wütend auf. Mein Leben lang habe ich um meine Karriere kämpfen müssen. Ich stehe kurz davor, zum Chefwissenschaftler der GILGAMESCH befördert zu werden. Und nun können zwei Greise mir alles wegnehmen, was ich erreicht habe - einfach, indem sie mir vor den Augen des Kommandanten die Grenzen aufzeigen.
Das darf ich nicht zulassen!
Ich werde die beiden alten Männer genau im Auge behalten. Ich werde jeden ihrer Schritte überwachen. Und wenn sie sich auch nur im geringsten verdächtig machen, werde ich sie Keuzon da Stilva melden.
Aber vor allem werde ich es ihnen so schwer wie möglich machen, ihre Aufgabe zu erfüllen ...
Schritte schrecken mich auf. Ich schaue hoch.
Die beiden Greise haben sich endlich bei mir eingefunden. Aber alles andere als pünktlich ...
*
Him Asnas
Him Asnas und Corty Reiser fanden den stiernackigen Zaliter bei der Hauptsyntronik des MERLIN-Moduls. Es war klar, daß er sich irgendwo in unmittelbarer Nähe seines Arbeitsbereichs befinden mußte. Sie kamen lediglich zu spät, da sie auf dem Weg dorthin mehrmals angehalten wurden und sich ausweisen mußten. Die Posten kontrollierten mit peinlicher Genauigkeit und ließen sich auch nicht von dem Hinweis beirren, daß gerade erst eine ähnliche Überprüfung erfolgt war.
Hätte Him nicht gewußt, wo er sich befand, hätte er es nicht geglaubt. Der gesamte Bereich der Syntronik war eine riesige Baustelle. Mehrere Zwischendecks waren entfernt worden, um Platz für die neue Positronik zu schaffen. Dort, wo sich ursprünglich die Masse der Biokomponente befunden hatte, baute man nun Positronikteile ein. Hunderte von Spezialisten und Technikern wieselten herum, legten Festleitungen, zogen neue Wände hoch oder saßen hinter Terminals. Immerhin mußte Him sich eingestehen, daß das scheinbare Chaos organisiert war. Jeder wußte, was er zu tun hatte, die Aufgaben waren klar verteilt, die hierarchischen Strukturen klar geordnet.
Auch Lar Mamiak saß hinter einem Terminal, unterbrach seine Arbeit jedoch sofort, als er sie sah. Betont vorwurfsvoll schaute er auf sein Chronometer. „Ich habe von einer halben Tonta gesprochen", sagte er. „Deine Gesuche ließen sich leichter erfüllen", versetzte Him zänkisch, „wenn du die Freundlichkeit hättest, uns zu sagen, wo wir dich finden. Oder die Vernunft", fügte er hinzu. „Bring uns zu unserem Arbeitsplatz!"
Mamiak deutete auf das Terminal neben dem seinen.
Corty lachte spöttisch auf. „Has'athor Keuzon da Stilva hat uns einen Auftrag gegeben. Wenn wir ihn erfüllen sollen, brauchen wir das entsprechende Arbeitsmaterial. Wir brauchen Platz und Ruhe.
Genauer gesagt, einen eigenen Arbeitsraum mit den entsprechenden Zugriffsmöglichkeiten."
Zuerst riß der Zaliter die Augen auf und starrte Corty sprachlos an. Schließlich lachte er auf, zuerst leise, dann schallend. „Ihr seid verrückt", sagte er. „Nicht einmal mir hat man einen eigenen Arbeitsraum zugestanden!"
„Ruf unsere Qualifikationen ab!" sagte Corty „Na los, mach schon! Wir wollen doch keine Zeit verschwenden. Oder müssen wir uns an den erhabenen Keuzon da Stilva wenden? Dann können wir ihm gleich von unserer Verspätung berichten und..." Während Corty und Lar Mamiak wütend miteinander stritten, trat Him hinter das Terminal und rief die Systeminformationen auf.
Zahlreiche Indizien für die Ursache der Verständigungsprobleme zwischen Syntronik und Positronik stachen ihm sofort ins Auge. Mehrere der arkonidischen Positronik-Dateien waren völlig inkompatibel mit den noch vorhandenen syntronischen der GILGAMESCH. Doch um das zu erkennen, mußte man von versteckten Sicherungsschaltungen der Syntronik wissen, die auf der tiefsten Systemebene jede Manipulation durch Fremddateien verhinderten, indem sie bei einem nicht autorisierten Zugriff immer neue
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