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203 - Die Wüstenfalle

203 - Die Wüstenfalle

Titel: 203 - Die Wüstenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Scheich in der letzten Woche schon mindestens drei Mal gehört hatte: »Die Aussicht, der neu entdeckte Komet könnte in großer Erdnähe durch das Sonnensystem fliegen, verändert das Konsumverhalten der Verbraucher nachhaltig«, sagte der Mann.
    »Doch der aktuelle Trend und ›Christopher-Floyd‹ haben eines gemeinsam: Beide gehen vorüber.«
    Ben Ulashi hörte seinen Sohn neben sich lachen. Er blickte ihm ins Gesicht. Sofort wurden Achmeds Züge wieder ernst.
    »Gefällt mir nicht«, murmelte der Scheich.
    »Was gefällt dir nicht Vater? Die Börsendaten?«
    »Die auch nicht.« Ben Ulashi griff zu seiner Teetasse.
    Nachdenklich schlürfte er den starken Tee. »Ich spreche von dem Kometen.«
    »Ich bitte dich, Vater!« Achmed Ben Ulashi lächelte das arrogante Lächeln, das sein Vater so sehr an ihm hasste; jedenfalls dann, wenn er der Adressat dieses Lächelns war. »Ein Komet kommt, ein Komet geht – wo ist das Problem?«
    Ben Ulashi musterte Achmed, bis das Lächeln in dessen Zügen erlosch. »Das Problem ist, dass du zu jung bist, um solche Nachrichten richtig einschätzen zu können«, sagte er tadelnd. »Wann wirst du endlich erwachsen, Achmed?«
    Achmed Ben Ulashi zog die rechte Braue hoch, antwortete aber kein Wort. Mit seinen neunundzwanzig Jahren war er der jüngste Sohn des Scheichs.
    Sein Vater griff zum Mundstück der Schischa und rauchte nachdenklich. Sorgenfalten türmten sich auf seiner Stirn. Ein paar Männer packten Karten aus, jemand forderte ihn auf, mitzuspielen. Er schüttelte stumm den Kopf.
    »Rufe deine Brüder an«, sagte er schließlich an Achmeds Adresse. »Ich will sie sehen, spätestens in einer Woche. Und Dr. Awakian und seinem Team sage ebenfalls Bescheid. Ich will, dass die Ärzte in mein Haus am Park kommen. In drei Tagen.« Mit einer herrischen Handbewegung wies der Scheich zur Tür. »Geh schon, aber rede mit niemandem darüber.«
    ***
    Oktober 2523
    Eine Oase. Mit dem Fernrohr konnte Aruula jetzt deutlich die einzelnen Palmen voneinander unterscheiden. Der grüne Flecken mitten in der Wüste lag in einer flachen Senke und hatte einen Durchmesser von mindestens vierhundert Metern. Dünen umgaben ihn von allen Seiten, außer von Süden. Sie setzte das Fernrohr ab und reichte es ihrem Sohn weiter. Daa’tan riss es ihr schier aus den Händen, so ungeduldig wartete er schon.
    Aruula seufzte leise. Der Junge war anstrengend. Seine Laune hatte ständig gewechselt während des Fluges von Ausala ( Australien ) über die Midaa-See ( Indischer Ozean ). Zuerst war er überglücklich gewesen, endlich seine geliebte Mutter ganz für sich zu haben. Dann verzweifelte er, weil er merkte, dass er seine telepathischen Fähigkeiten eingebüßt hatte. Danach erging er sich in Triumphgefühlen, weil er seinen Vater besiegt hatte. Darauf folgte die große Zerknirschung, weil sein Gewissen ihn quälte und die Vorstellung, er könnte seinen Vater ermordet und dadurch seine Mutter unglücklich gemacht haben, ihm den Schlaf raubte. Als er sich deswegen an Aruulas Schulter ausgeweint hatte, beschlich ihn die Angst, genauso wie seine telepathische Begabung könnte er auch seine Macht über Pflanzen verloren haben.
    Und so weiter.
    Seit ein paar Stunden erging er sich in Machtphantasien und sah sich auf einer Art Thron über den Wolken schweben. Sich eine Wolkenstadt vorzustellen, fiel ihm schwer. Er kannte solche Gebilde ja nur aus den Erzählungen und den Gedanken des schwarzen Prinzen. Von der Macht eines Kaisers allerdings hatte er sehr konkrete Vorstellungen: Mädchen, Essen, Trinken und Spiele, so viel das Herz begehrt.
    Aruula wandte sich schaudernd ab.
    Sie wusste kaum, wie sie mit ihm umgehen sollte, war verwirrt, was ihr Verhältnis zu ihm betraf. Einerseits liebte sie ihn und wollte ihm so nahe wie möglich sein, andererseits gab es so vieles an ihm, das ihr fremd war und sie abstieß.
    Sie selbst fühlte sich ausgelaugt. Meistens lag sie auf einem Fell zwischen Kartentisch und Bordwand und döste. Richtig schlafen konnte sie schon seit Tagen nicht mehr. Nachts, wenn die anderen schliefen, weinte sie leise in sich hinein.
    Sie dachte an Maddrax. Jede Stunde, jede Minute dachte sie an ihn; eigentlich immer. Wie sehr sehnte sie sich nach dem Geliebten! Und wie sorgte sie sich um sein Schicksal! Sie wusste ja nicht einmal, ob er Daa’tans Pflanzenattacke überlebt hatte…
    Ihr einziger Trost war der Gedanke an Rulfan. Rulfan war stark und klug. Er würde Maddrax niemals im Stich lassen.
    Ganz

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