2034 - Runricks Welten
auf mich zu. Ich spürte unzählige Einstiche überall am Körper, selbst in den Augen und im Rachen. Ich wollte vor Schmerz aufschreien. Um mich begann sich alles zu drehen. Ich merkte noch, wie sich die Tausende Ehrengäste in ihren Logen erhoben, wie die vier Munl eine geduckte Haltung einnahmen. Dann erfasste mich ein Sog, riss mich von den Beinen und zerrte mich durch die Bodenöffnung. Ich tauchte in das Dämmerlicht ein und schwamm in einem Meer aus purer parapsychischer Energie.
Mein Körper befand sich in Auflösung. Ich wurde in meine Atome zersetzt und verging. Ich starb. Ich erlebte meinen Tod bei vollem Bewusstsein, gerade so wie ein unbeteiligter Zuschauer. Aber kaum gestorben, erlebte ich auch meine Wiedergeburt. Die Atome meines Körpers setzten sich wieder zusammen, nur diesmal nach einem etwas abgeänderten Muster. Ich war der gleiche Runrick wie der, der soeben gestorben war, aber ich war nicht mehr derselbe.
Und dann starb ich wieder, und als ich erneut eine Wiedergeburt erfuhr, hatte ich mich wiederum ein wenig verändert. Dies wiederholte sich noch etliche Male. Sonst passierte nichts mit mir. Ich hatte in keiner Phase, weder im Todeserleben noch während einer der vielen Erneuerungen, das Gefühl, K'UHGAR näher zu kommen. Nichts wies darauf hin, dass mich die Superintelligenz etwa küsste oder mir gar ihren Imprint einimpfte. Ich spürte nicht einmal ihre Nähe.
Ich dachte verzweifelt: Warum zeigst du dich mir nicht, K'UHGAR? Hast du mir denn gar nichts zu geben? Da löste sich mein Körper neuerlich auf und setzte sich nicht wieder zusammen. Ich blieb in einem Zustand der Stasis. Mir fielen Vaccumeetmes Worte ein, mit denen er mich ermahnt hatte: Wenn du in K'u bist, versuche nicht, mehr zu nehmen, als dir gegeben wird.
Es schien, dass K'UHGAR mich endgültig zu sich geholt hatte, um mich für meine hybridische Anmaßung zu strafen, in der ich Forderungen gestellt hatte. Und ich bereute.
Aber meinen Körper bekam ich nicht zurück. Ich trieb als fragmentierte Wolke über eine seltsame Landschaft aus Steinen. Über eine Steinwüste aus Myriaden von Steinen; sie trieben wie Schneeflocken durch die Unendlich schickt worden war. Runrick ging der Sache nach. Curravos lebte natürlich längst nicht mehr, er war vor fünf Jahrzehnten in Yakini gefallen. Aber es gab dessen Personalakte, und daraus wurde ersichtlich, dass Mettzall schon damals, als Mun-6, den Aufstand geprobt hatte.
Im weiteren Verlauf seiner Recherchen entdeckte Runrick ein weiteres aufschlussreiches Detail. Mettzall war nie auf Gumollz gewesen, um in K'u den Kuss der K'UHGAR zu empfangen. Er hatte Jonx nie verlassen und hatte lediglich aufgrund seiner Erfolge die Karriereleiter in höchste Höhen erklommen. Seine Mun-4- Weihen sollten erst nach seiner siegreichen Rückkehr nachgeholt werden. Das erübrigte sich nunmehr.
Am Vergeltungsfeldzug gegen Mettzall nahmen insgesamt zehn Flotten von jeweils 10.000 Einheiten teil, mit Runrick als Oberkommandanten. Das war ein doppelt so starkes Kontingent, als Mettzall verblieben war.
Als Runrick in Jonx einbrach, wurde seine Armada von einer bunt zusammengewürfelten Flotte der Einheimischen empfangen. Diese wurde von den Zackenzylindern förmlich hinweggefegt. Mettzalls Rebellenflotte griff erst in einer zweiten Welle an. Und diesmal kam es zu einer viel ausgeglicheneren Weltraumschlacht, zu einem erbitterten Kräftemessen, das hin und her wogte. Runrick zog seine Einheiten aus taktischen Gründen zurück und überließ es Mettzall, sich für diesen Scheinsieg von den Jonxern feiern und ihn selbst zu frenetischen Drohgebärden hinreißen zu lassen.
Aus dieser Verhaltensweise zog Runrick wichtige Rückschlüsse auf Mettzalls Psyche: Er war zwar ein Abtrünniger, aber von der Mentalität immer noch ein typischer Mundäne, der einer feineren Klinge als der eines Sturmlaufs auf Biegen und Brechen nicht fähig war.
Es gelang Runrick, Mettzalls Flotten immer wieder in Hinterhalte zu locken und so systematisch zu dezimieren. Aber aus jeder Niederlage ging Mettzall gestärkt hervor, denn er verfügte über einen fast unerschöpflichen Nachschub aus den Werften der ungläubigen Einheimischen. Runrick hoffte, dass die Zeit für ihn arbeitete. Auch er verfügte über schier grenzenloses Material an Kriegern und Schiffen, nur dauerte es eben, bis sie nach Jonx gelangten.
Runrick musste in den nächsten Jahren aus Dubensys zweimal Verstärkung in Größenordnung der Erstflotte anfordern. Auch
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