2034 - Runricks Welten
nach LAICMOKO zu kommen.
4.
K'u
Zum Mun-4 kann man nicht einfach befördert werden. Ein Mun-4 wird man nur durch besondere Weihen in den Ewigen Totenstädten von K'u, durch den Kuss der K'UHGAR. Diesem Zeremoniell gingen Jahre der Meditation, der inneren Einkehr und einer umfassenden philosophischen Schulung durch Seher voraus.
Diese intensive Vorbereitung machte ich auf LAICMOKO durch. Inmitten des pulsierenden Lebens auf dem Ausbildungszentranten führte ich ein Leben wie ein Mönch. Es passierte nicht oft, dass Mun-2 Sirracugo mich zu sich zum Essen einlud, um mir ein wenig Abwechslung zu bieten. Aber ich kam solchen Verpflichtungen nur ungern nach, denn sie waren für mich mehr Belastung als Erbauung, brachten sie doch meinen inneren Rhythmus durcheinander, und die sich dabei ergebenden Gespräche waren durchwegs unergiebig, weil wir nie darüber sprachen, was mich in K'u erwarten würde.
Ich hätte es auch gar nicht wissen wollen, ich wartete lieber geduldig auf den Moment, da ich die Weihen entgegennehmen durfte. Die philosophischen Diskussionen mit den blinden Sehern waren da schon weitaus lohnender. Eigentlich war es nur ein Seher, der sich meiner annahm, weil alle anderen mich ablehnten. Sie weigerten sich schon nach einem ersten Kontakt, weiter mit mir zu arbeiten. Einzig Vaccumeetme, der bereits so uralt war, dass seine Beine ihn nicht mehr tragen konnten und er sich darum ausschließlich schwebend fortbewegte, nahm sich meiner an. Von ihm erfuhr ich viel über die Welten des Unsichtbaren, in denen er und die anderen Seher lebten und in die ich in den Ewigen Totenstädten von K'u 'Zugang finden würde. Meine eigenen Erfahrungen, die ich als blindes Kind gemacht hatte, tat er dagegen mit einem abfälligen Seufzer und einer entsprechenden Handbewegung ab. „Du bist Opfer einer Illusion, erschaffen durch deine verklärende, verfälschende Erinnerung, Runrick", behauptete er. „Die Erfahrungen, die du damals als Kind mit deinen Sinnen gemacht hast, waren nur ein erstes Ertasten des wahren Universums, wie du das Unsichtbare nennst. Es ist die Welt der kosmischen Botenstoffe, in denen Antworten auf alle Fragen liegen. Diese kosmischen Botenstoffe sind es, die das sichtbare Universum zusammenhalten, formen und für die Ewigkeit prägen."
„In diese Welt werde ich wohl niemals wieder Zugang finden", sagte ich bedauernd. „Doch, einmal noch wird es dir in den Ewigen Totenstädten von K'u vergönnt sein", erwiderte Vaccumeetme. „Bereite dich darum gut auf diesen kurzen Moment vor, um ihn entsprechend würdigen und genießen zu können. Er wird dein weiteres Leben bestimmen."
Ich erfuhr von dem Seher auch, dass in den kosmischen Botenstoffen die Zukunft lag und von den Sehern gelesen werden konnte. Aber es war nicht eine starre, unumstößliche Zukunft, sondern ein vielfach verwobenes, verfilztes Muster aus unzähligen möglichen Zukünften. „Oisherre hat einmal gesagt, das Problem des Sehers ist nicht, in die Zukunft zu blicken", erklärte mir Vaccumeetme, „sondern sich für die richtige Wahrscheinlichkeit zu entscheiden."
Er zitierte immer wieder diesen legendären Seher Oisherre, über den ich erfuhr, dass er in seinem letzten Lebensabschnitt in Segafrendo gewirkt und das Geheimnis des Feuers von Hesp Graken entschlüsselt hatte.
Meine Vorbereitungszeit dauerte insgesamt sieben Jahre. Sieben lange Jahre, die manchmal wie im Flug vergingen, etwa in der Zeit, in der ich mit Vaccumeetme arbeiten durfte, und sich dann wieder quälend langsam dahinzogen, zum Beispiel wenn es um weltliche Dinge wie das Proben der Weihezeremonien ging.
Aber dann war auch diese Geduldsprobe für mich abgeschlossen, und ich durfte im Alter von 112 Jahren die Reise nach Gumollz antreten, der sagenumwobenen Zentralwelt unser aller Superintelligenz K'UHGAR.
Vaccumeetme gab mir den weisen Rat mit auf den Weg: „Wenn du in K'u bist, versuche nicht, mehr zu nehmen, als dir gegeben wird."
Gumollz war einer von fünf Planeten, die die gelbe Sonne K'uhnar in annähernd gleicher Entfernung umliefen. Alle fünf waren Sauerstoffwelten mit ausgezeichneten Lebensbedingungen und, mit Ausnahme von Gumollz, dichtest besiedelt.
Der zweite Planetenring, der K'uhnar in einigem Abstand zu den inneren Planeten umlief, bestand aus zwölf Himmelskörpern. Sie waren ebenfalls alle dicht besiedelt, doch spielte sich bei ihnen das Leben unter der Oberfläche ab. Ihre Oberflächen waren atmosphärelos und mit schweren Geschützen
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