2036 - Geheimkonferenz der Blues
von Plophos stammende Kommandantin. „Die sind verrückt. Die Stadt ist eine einzige offene Irrenanstalt. Laß uns von hier verschwinden, solange wir es noch können."
Innerlich gab ihr der Aktivatorträger recht. Er schaltete den Projektor aus und setzte sich wieder in Bewegung. Mit wenigen Schritten erreichte er den Eingang.
In dem Gebäude ging der Blue in diesem Augenblick erneut auf seine Artgenossen los und vollendete sein schreckliches Werk.
Das Singen eines Gleiters näherte sich. Die Syntrons registrierten Melodien im Ultraschallbereich, und eine laute Stimme sprach in Interkosmo auf die Besucher ein. „Tretet zur Seite und macht Platz für das Präparier-Kommando! Behindert die heilige Handlung nicht!"
Der Gleiter raste heran und senkte sich zwischen den Terranern und dem Gebäude zu Boden. Santanzer in roten Kitteln und mit medizinischem Gerät kümmerten sich um die drei Toten und transportierten sie dann im Eiltempo ab.
Der Übeltäter hielt noch immer das Messer in der Hand, eine Art Mini-Machete, mit der er seinen Artgenossen die Hälse durchgeschnitten hatte.
Er folgte den Notärzten hinaus ins Freie. „Erhalte ich endlich den verdienten Lohn?" rief er laut. Der Translator hatte Mühe, seine extrem hohe Stimmlage zu übersetzen. „Ich möchte in das Sant-Arginal eingehen, noch bevor die Konferenz beginnt."
„Du stehst auf der Warteliste", erhielt er zur Antwort. „Sie ist lang. Du wirst dich bis zum Ende des Sommers gedulden müssen."
Der Mörder ließ den Kopf bis fast auf die Schultern hängen und entfernte sich mit schwankendem Gang.
Drinnen rumorte ein Reinigungsroboter und beseitigte die Spuren der gräßlichen Tat. Der Gleiter hob ab und raste mit Höchstbeschleunigung davon. „Tretet ein!" meldete sich wieder das Akustikfeld. „Freut euch, denn die Rote Santilligenz wird sich bald an die Bevölkerung wenden. Ihr werdet an ihren Worten teilhaben."
„Zuvor hätten wir gern ein paar Auskünfte", sagte Siramy Ratach hastig. „Was ist auf Santanz los? Warum bringen sich hier die Jülziish um?"
„Eine böse Macht?"
Der Automat plärrte eine Definition über böse Macht daher: „... ein Gegner, der den Santanzern übel mitspielt, sie an der Ausübung ihrer liebsten Beschäftigungen hindert und damit die Kultur dieses Volkes zerstört. Ein solcher Gegner wird mit allen Mitteln bekämpft und eliminiert ... Auf Santanz gibt es keine böse Macht. Santanz ist das Paradies und vom Tlyünosmun auserwählt."
Die Antwort brachte wenig Aufschlüsse. Deshalb zog es Tifflor vor, erst einmal in das Gebäude hineinzugehen und die Formalitäten hinter sich zu bringen. Ein kleiner, rollender Zylinder empfing sie und überprüfte ihre Identitäten. In Tifflors Fall war es einfach; der Aktivatorchip in der Schulter verriet ihn sofort.
Danach führte sie der Zylinder durch mehrere Räume in das Zentrum des Seesterns. Alle Wände und Decken, selbst der Boden waren in Purpurrot gehalten. Die Möbel unterschieden sich von diesem Farbton lediglich in Nuancen.
Das Zentrum entpuppte sich als Informationszentrum mit gigantischen Hologrammen. Feurige Darstellungen des Tlyünosmun empfingen sie und erzählten ihnen die Geschichte der Blues seit ihrem Beginn auf Gatas, dem fünften Planeten der blauen Riesensonne Verth. Seltsamerweise gingen sie auf die Geschichte der Santanzer überhaupt nicht ein. Fragen beantworteten die Syntrons ebenfalls keine.
Nach einer Weile verlor Tifflor die Geduld und suchte den nächsten Raum auf. Dort ragten vier Transmitter mit unterschiedlichen Farbsymbolen und Schriftbildern auf.
In ihrer Urform erinnerte die Schrift der Blues an technische Formeln und Rechenzeichen, wie sie auch in der aktuellen Zeit noch teilweise Verwendung fanden. Es hielt sich hartnäckig das Gerücht, daß diese Urform auf jene Formeln zurückging, die der Tlyünosmun den Gatasern einst für den Bau der ersten Raumschiffe übergeben hatte.
Archäologen und Sprachwissenschaftler vermuteten allerdings, daß es sich eher um eine spätere Anpassung von Schriftzeichen an eine Mythologie handelte und die Schrift in ihrer Urform ein Hieroglyphensystem darstellte, von dem sich später alle wichtigen Zeichen und Begriffe ableiteten.
In der modernen Zeit stellte sich die Schrift der Blues als einfache, klare Silbenschrift dar, die in Säulen von oben nach unten und von links nach rechts lief.
Nicht alle Elemente der Ultraschall-Sprache ließen sich in dieser Schrift darstellen. Die Blues verwendeten in
Weitere Kostenlose Bücher