2040 - Der Galaktische Mediziner
ausgewählte Substanzen wahrnehmen.
Leider war sein Gehirn evolutionär nicht diesen Gerüchen angepasst und konnte sie deshalb nicht auswerten. Zheobitt hatte nach einiger Überlegung einen geschickten Kniff gefunden, sie dennoch wahrzunehmen: Statt als Gerüche vermittelten die Nasenrezeptoren seiner rechten Hand acht unterschiedliche Reaktionen, wie ein Kitzeln und Brennen an bestimmten Stellen.
Wie ein Raubtier witternd schritt der Galaktische Mediziner durch die Gänge und vergaß völlig den Grund seines Hierseins. Lokhwart nützte es gar nichts, auf den wartenden Rat hinzuweisen und dass es keinen sehr guten Eindruck machen würde, wenn er zu spät käme. Er wurde zu einem Statisten degradiert, der seinen Gast dorthin führen musste, wohin er zu gehen wünschte.
Wenigstens besichtigte Zheobitt nur das Erdgeschoss; die oberen und unterirdischen Stockwerke ließ er aus. Besonders hatten es ihm die Viren- und Seuchensektoren angetan. Immerhin wollte er nicht in die inneren Abteilungen, sondern es genügte ihm ein kurzer Streifzug an den Laboratorien vorbei, die mit Grundstoffen arbeiteten. Die Nasenflügel weit gebläht, richtete er den Kopf unablässig nach allen Seiten. „Xtryalon", identifizierte er den Geruch einer Substanz, „wird bei hochgradig ansteckender Blätterfaulpest angewendet, einer der schrecklichsten Seuchen, die jedoch selten unmittelbar tödlich verläuft. Sie führt im Endstadium zur großflächigen, irreversiblen Hautablösung. Die Opfer können mit speziellen Anzügen überleben, die ihre Missgestalteten Körper nicht berühren und sie ständig befeuchten."
Zwergmaus kritzelte eifrig mit. Damit hatte er keine Zeit mehr darüber nachzudenken, wo sich sein Mageninhalt demnächst hinbegeben würde. „Ketterlo-Prim", analysierte Zheobitt schon die nächste Substanz, „eine Enzym-Kombination gegen die Hall-Gicht, bei der sich die Knochen langsam erweichen und verflüssigen, bis der Körper nur noch von der Haut zusammengehalten wird. Der unbehandelte Patient kann theoretisch überleben, wenn er in einer speziellen Nährflüssigkeit in einer Wanne aufbewahrt wird - natürlich nur, bis sich sein Schädel auflöst und die neuronalen Gehirnverbindungen ohne medizinisches Eingreifen abreißen."
„Packpack!" quäkte Kreyfiss. Er bremste abrupt, als ihm ein großer, blonder Mann in einem Patientenkittel den Weg verstellte, der ebenso verdutzt verharrte. Die Nase des Blenders witterte heftig, und sein Bauch gab glucksende Geräusche von sich. „Ja, Kreyfiss, brav, das kennst du ja", lobte ihn sein Herr. „Dieser Mann entging nur knapp einem Giftanschlag!" Er richtete seine strahlend roten Augen prüfend auf das Gesicht des Gegenübers. „Das ist Han-Loff Czuk", stellte Lokhwart den jungen Mann vor. „Er ist der Erbe des Zelopan-Konzerns, der galaxisweit Schürfkonzessionen bedeutender Edelsteinminen besitzt und jedes Jahr auf seiner Auktion sogar einen oder zwei Perlamarine versteigert."
Zheobitt rieb sich die rechte, juckende Handfläche. „Jemand wollte wohl Erbe an seiner Stelle werden und hat ihn mit einem auf Foron basierenden Gift umbringen wollen. Wieso ist er nicht gestorben?"
„Mehr oder minder ein Zufall", wich der Verwalter aus.
Han-Loff sprang entsetzt zurück, als eine der Zitzen von Kreyfiss’ Brust plötzlich ein milchiges Sekret absonderte, das in einem dünnen Strahl auf seinen Schuhen landete. „Er will dir helfen, das macht er schon fast instinktiv", erläuterte der Medicus. „Na und? Die Schuhe kosteten dreitausend Chronners, sie sind aus Tykverleder, das fast genauso selten zu bekommen ist wie Perlamarin!" beschwerte sich der Konzern-Erbe bitter. „Ich bin sicher, wir können das regeln", beschwichtigte der Verwaltungschef. „Wenn du bitte solange in deinem Zimmer warten könntest ..."
„J a, ich fühle mich in der Tat etwas erschöpft ..." Han-Loff Czuk trollte sich.
Zheobitt raunte im Weitergehen Lokhwart zu: „Behaltet diesen Klienten so lange wie möglich bei euch! Fern von hier überlebt er keine zwei Perioden, und ihr seid einen wertvollen Kunden los!"
„Hier holt man sich ja Plattfüße", beschwerte sich Zwergmaus hinter ihm. „Und Kreyfiss hat bestimmt schon zwei Kilo Fett verloren."
„Erlauchter Zheobitt, mit Verlaub, es ist wirklich allmählich an der Zeit, den Lordmediker aufzusuchen", schlug Lokhwart dankbar in die Kerbe. „Dann zeigt mir wenigstens noch ein paar Bilder der übrigen Stationen!" forderte Zheobitt von dem Verwalter. „Wir
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