2040 - Der Galaktische Mediziner
zur Stellvertreterin aufsteigen konnte.
Oclu-Gnas, Buat-Creh, Miag Xorua, Zeyl Jaxi, Zhusmoh, Zhonugu, Atje-Svok und Zuraktha waren allesamt hochbegabte Mediker mit speziellen Fachgebieten und einem großen Gespür fürs Geschäftliche, die sich allesamt ihren Ratsposten hart erkämpft hatten.
Sie erwarteten Zheobitt mit ausdruckslosen Mienen. Der Medicus konnte sich keine Vorstellung machen, was dahinter vorgehen mochte. Allerdings trug auch er nicht gerade das Herz offen.
Zwergmaus und Kreyfiss mussten draußen blieben, worüber sie aber nicht unglücklich waren. Der Hoffer und der Blender legten sich lieber für ein gemütliches Nickerchen im Park in die Sonne.
Lediglich Irkani Thrada konnte sich nicht ganz beherrschen, die dem Gast während der ganzen Sitzung immer wieder mörderische Blicke zuwarf, wenn sie sich unbeobachtet glaubte. War sie etwa diejenige, die seine Berufung zum Aspiranten jahrzehntelang verhindert hatte? Jedenfalls hatte sie nach Zheobitts Ansicht jeden Grund dazu. Er beabsichtigte, als Meister aufgenommen zu werden und in kürzester Zeit von der Hierarchie auf Platz elf in Richtung Platz eins vorzustoßen. „Willkommen, mein lieber Junge", begrüßte Lordmeister Nagriol den künftigen Aspiranten, nachdem die namentliche Vorstellung beendet war.
Die Anrede war völlig deplaziert, aber dem alten Mann, dessen ursprüngliches Aussehen unter Hunderten Falten verborgen lag, wurden solche Ausbrüche inzwischen nachgesehen. Immerhin war er 110 Jahre älter als Zheobitt. „Es wird Zeit, dass du dich endlich bei uns vorstellst", sagte Nagriol. „Bitte nimm doch Platz, damit wir gleich zur Sache kommen können."
Das war Zheobitt nur recht. Zeit war schließlich Geld; langes Herumsitzen war nicht seine Sache. Effizienz war ein Schlagwort, das er sehr oft benutzte.
Nagriol bat um Entschuldigung, dass er während des Vortrags sitzen blieb, aber sein Alter, sein Alter ... „Wir wissen alle, wie die Dinge derzeit in der Galaxis stehen", eröffnete er die Sitzung.
Alle nickten beifällig und erwarteten die Überleitung zum nächsten Thema. Doch Nagriol holte jetzt erst aus, was den Einleitungssatz völlig überflüssig machte.
Zheobitt spielte mit den schwarzlackierten Kunstnägeln der linken Hand. Natürlich musste man über die politische Lage besorgt sein. Natürlich war man nicht erbaut über die Anwesenheit der Arkonidenraumer im Kesnar-System. Und dann noch dazu die im Hintergrund schwelende Bedrohung durch ein unheimliches Wesen namens Morkhero Seelenquell, die Zheobitt nicht ignorieren wollte.
Aber was hatte das mit ihm zu tun? Unwillkürlich versetzte er sich in leichte Meditationstrance, um die Zeit wenigstens einigermaßen sinn voll zu nutzen. „Kommen wir nun zu den Geschäftsberichten der letzten Quartale", schnitt der Lordmeister endlich ein anderes Thema an. Über dem Tisch errichteten sich mehrere Holos, die in typisch farbenprächtiger Aufbereitung Skalen und Diagramme zeigten, als visuelle Erläuterung zu seiner Rede. „Dies ist ein kritischer Punkt, denn nur solange unsere Zunft im finanziellen Plus bleibt, werden wir uns gegen die verdeckten Zugriffe des Kristallimperiums zur Wehr setzen können."
Zheobitt horchte auf. Die Mantarklinik verschlang Unsummen, daran konnte kein Zweifel bestehen. Aber nahezu alle Betten waren belegt, die zahlungskräftigen Kunden nahmen etwa 70 Prozent ein. „Du kennst das ja selbst, mein Junge, wie dieses Hin und Her stets vor sich geht, ohne dass man unmittelbaren Einfluss darauf nehmen kann", wandte Nagriol sich direkt an ihn. „Schon möglich", gab Zheobitt ausweichend zur Antwort. „Red doch nicht herum!" mischte sich die stellvertretende Lordmedikerin Irkani Thrada ein. In ihrer normalerweise weichen, rauchigen Stimme lag eine unangenehm klirrende Dissonanz. „Wir wissen, dass du dich bei der Suche nach dem Heilmittel gegen die Intervall-Feuerlepra beinahe übernommen hast. Wir warteten jeden Moment darauf, dass die ZENTRIFUGE zum Verkauf stand."
„Es war eine echte Herausforderung", lächelte der Medicus. „Und ich habe sie gewonnen, wie fast jede andere auch. Ebenso befindet sich die ZENTRIFUGE immer noch in meinem Besitz."
„Ja, weil du kurz vor der Versteigerung das Xarro-Virus auf einer Siedlerwelt ausgesetzt hast", warf Meister Oclu-Gnas ein, „eine besonders heimtückische Abart eines Sumpffiebers mit Schüttellähmung."
„Wie kommt ihr darauf?" fragte Zheobitt erstaunt. „Du benutztest eine Mutation, die es in der
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