2041 - Absolute Finsternis
Roboter neben ihm. „Die kugelförmige Zone sinkt tiefer." Als sollte genau diese Feststellung Lügen gestraft werden, sprang die Dunkelzone förmlich heran. Nur noch drei, allerhöchstens vier Meter über der Straße verharrte sie, von den kräftigen Ästen eines Eisenholzbaumes schier aufgespießt, Nichts war von diesen Ästen mehr zu sehen; der Baum wirkte indem Moment, als hätte eine Desintegratorsäge ihn halbrund ausgeschnitten.
Cha-Ki sah einzelne Personen stolpern, aber andere zogen die Gestürzten wieder hoch und zerrten sie mit sich. Der plötzliche Lärm war schrill, im Gegensatz zu der Lautlosigkeit, mit der die Schwärze kam. Den aberwitzigen Gedanken an ein Schwarzes Loch verwarf er sofort wieder. Das war Unsinn.
Ein Raumschiff? Eingehüllt in eine besondere Art von Deflektorschirm?
Aber was für ein Schiff, und wer hatte es geschafft, den Sperrgürtel um das Solsystem zu überwinden, ohne Großalarm auszulösen? „Masseortung?" stieß Laua heiser hervor. Der Griff nach dem Paralysator an seiner Hüfte war lächerlich. Dennoch fühlte er sich ruhiger, als die Finger das Griffstück umschlossen; er war wenigstens nicht völlig hilflos. „Die Massetaster liefern kein Ergebnis", antwortete der Roboter. „Ebenso wenig kann ich energetische Emissionen feststellen."
„"Aber... ausgeschlossen", stieß der Hawaiianer ungläubig hervor. „Was ist das für ein Gebilde?"
Das zynische Lachen blieb Laua in der Kehle stecken. Er sah nur noch dieses kreisrunde schwarze Etwas, das er mit seinen Sinnen nicht einmal als Kugel erkennen konnte, weil es ihm die Sicht auf alles versperrte, was dahinter lag. Von dem Eisenholzbaum ragte nur mehr ein kurzer Stumpf auf, die Schwärze glitt seitlich weg und begann, den Straßenbelag zu verschlucken. Auf die fliehenden Menschen achtete Cha-Ki schon nicht mehr.
Instinktiv zog er den Kopf zwischen die Schultern, denn die undurchdringliche Schwärze war bis auf wenige Meter heran. Wie weit sie sich übet ihm nach außen wölbte, wollte er gar nicht wissen. Spätestens jetzt hätte er sich herumwerfen und fliehen müssen ...
Er stand da wie angewurzelt und wartete darauf, Dass diese unheimliche Schwärze ihn verschluckte. Seine Finger verkrampften sich um den Griff des Paralysators. „Was immer gleich geschieht, bleib dicht neben mir!" befahl er dem Roboter. Er brauchte nur den Arm auszustrecken, um die dunkle Wand zu berühren. Vergeblich versuchte er, irgendetwas in der undurchdringlichen Schwärze zu erkennen, die Umrisse eines Raumschiffs möglicherweise.
Aber vor ihm, so schien es, war die Welt zu Ende. Sein Pulsschlag raste, in den Schläfen hämmerte das Blut ein dröhnendes Stakkato. Zu spät!
Charles Kipahulu Laua schloss in auf wallendem Entsetzen die Augen. Plötzlich schreckte er vor dem Unheimlichen zurück, das ihn gleich umfangen würde. ,Nichts geschah. „Es ist verschwunden! Es hat sich auf gelöst, als hätte es nie existiert." Nur zögernd fraß sich die Stimme des Roboters in sein Bewusstsein vor. Als Laua endlich wieder die Augen öffnete, war alles wie zuvor: der Baum, die Straße, der düster werdende Himmel, der sich mit feurigen Farben überzog...
Genau zwei Minuten lang hatte die undurchdringliche Schwärze den Puuo-Keokeo-Boulevard beherrscht, aber danach war nichts mehr wie vorher.
Die Panik ebbte nur langsam ab. Nicht mehr die Eruptionen des Kilauea waren Gesprächsthema, sondern das unerklärliche Dunkelfeld. „Lassen deine Aufzeichnungen eine Auswertung zu?" wandte Laua sich an den Roboter. „Alle Daten wurden der Zentrale übermittelt. Im Augenblick herrscht eher Verwirrung. Wir sollen uns für weitere Aussagen bereithalten, zumal keine anderen Sicherheitskräfte dem Phänomen ähnlich nahe waren."
„Nahe ist die Untertreibung des Jahres", ächzte der Hawaiianer. „Ich glaube, ich ... Nein, eigentlich kann ich nicht sagen, was ich empfunden habe. Da war herzlich wenig, am ehesten noch die Furcht, mich in der Unendlichkeit zu verlieren."
Soweit er es erkennen konnte, hatte niemand ernsthaften Schaden erlitten. Von leichten Blessuren abgesehen, die der eine oder andere sich selbst zugezogen hatte. Mehrere Personen waren gestürzt und hatten Abschürfungen und blutende Wunden davongetragen.
Zum Glück hatte der Boulevard ausreichend Platz und mit seinen vielfältigen Ruheoasen und Kunstwerken zugleich Schutz geboten. In einer engeren Gasse wären deutlich mehr Menschen verletzt worden. Hinzu kam, Dass viele von ihnen keine
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