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2041 - Absolute Finsternis

Titel: 2041 - Absolute Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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selbstgewählter Isolation zurückgezogen und genoss die Natürlichkeit Hawaiis ebenso wie die tägliche Monotonie seiner Arbeit, die sich oft genug darin erschöpfte, präsent zu sein. Fragen nach dem Grund für seinen Sinneswandel - immerhin galt das Studium als Sprungbrett für eine Botschafterkarriere - pflegte er zu ignorieren.
    Cha-Ki nannten ihn seine wenigen Freunde. Sie glaubten zu wissen, Dass der Tod seiner ersten und bislang einzigen Lebensgefährtin und ihres gemeinsamen Sohnes schuld an seinem zurückgezogenen Leben war. Obwohl niemand Genaueres in Erfahrung gebracht hatte, kursierte das Gerücht von einem schweren Raumschiffsunglück ohne Überlebende. Dumpfer Donner rollte vom Kilauea-Krater herüber. Nicht nur der Untergrund bebte, auch die Luft schien zu vibrieren, als eine neue Eruption hoch in die beginnende Dämmerung emporgeschleudert wurde und düsterrote Lava in einer imposanten Fontäne abregnete.
    Die nach Tausenden zählende Menge auf den verschlungenen Etagen des Puuo-Keokeo-Boulevards reagierte in ehrfürchtigem Staunen. Hie und da entstanden Unruhe und Drängeleien, weil viele Schaulustige eine bessere Position ergattern wollten. „Eine Schlägerei bahnt sich an", meldete der Wachroboter, der Laua - gegen seinen Willen - zugeteilt worden war.
    Der wuchtige, nach menschlichem Vorbild konstruierte, aber zweieinhalb Meter hohe Roboter an seiner Seite behagte ihm nicht. Nur einen Meter sechsundsechzig groß, fühlte er sich im Schatten der Maschine deplaziert. Seit seiner ersten Begegnung mit einem Haluter kurz vor Abschluss des Studiums wünschte er sich, seine Eltern hätte eine Gen-Stimulation vornehmen lassen, um sein körperliches Wachstum zu beschleunigen. Aber schon damals war es für so etwas zu spät gewesen. Und als Terra-Nostalgiker hatten sie es abgelehnt.
    In den fernen Donner und das verhaltene Raunen ringsum mischte sich ein neues Geräusch. Es war schwer zu definieren - ein hoher, schriller Ton an der Grenze zur Hörbarkeit. Lästig irgendwie ... ... und schmerzhaft?
    Für die Dauer eines flüchtigen Augenblicks glaubte Charles Kipahulu Laua zu spüren, wie etwas nach ihm griff, doch er war sich dieser Wahrnehmung nicht sicher. Zuviel stürzte plötzlich auf ihn ein.
    Jemand schrie in allernächster Nähe.
    Andere Stimmen mischten sich in den Schrei.
    Cha-Kis erster instinktiver Eindruck war der eines riesigen Schattens, der sich über den Boulevard legte. Zu früh noch für die Abenddämmerung - es sei denn, Aschewolken aus dem Vulkan verdunkelten die sinkende Sonne. Doch bislang hatten die Eruptionen kaum Asche in die Atmosphäre befördert.
    Der Aufschrei pflanzte sich durch die Menge fort wie eine der sich im flachen Küstengewässer auftürmenden Wogen, die mit jedem Meter an Gewalt gewannen und schließlich gischtend den Strand überrollten. Die Schatten der Häuser, Bäume und Hochwege verschmolzen miteinander. Laua stockte der Atem bei der Vorstellung, Dass einer der neuen 1800 Meter durchmessenden Großraumer auf Pahoa herabsank. Seit dem Tod der einzigen Menschen, die ihm jemals etwas bedeutet hatten, hasste er diese Sternenschiffe.
    Pahoa verfügte über einen kleinen Raumhafen im Nordwesten, den einzigen der Insel, von der Infrastruktur her jedoch nur für Schiffe bis zur Größe von 100-Meter-Kreuzern geeignet. Falls ein ENTDECKER zur Landung ansetzte, konnte das nur in Zusammenhang mit dem Vulkanausbruch stehen.
    Siedendheiß durchzuckte den Hawaiianer die Befürchtung, die Voraussagen der Experten könnten fehlerhaft sein. Falls sich in den unterseeischen Magmakammern mehr Druck angestaut hatte, konnte der Ausbruch die halbe Insel vernichten. War nicht in grauer Vergangenheit, vor ungefähr drei Jahrtausenden, ähnliches geschehen?
    Wie ein Film im Zeitraffertempo waren die Überlegungen vor ihm abgelaufen ein paar Sekunden Zeit, sich zu besinnen, mehr nicht. Die Menge flutete nach allen Seiten auseinander. Männer, Frauen und Kinder stolperten, drängten und stießen durch die Finsternis, die nur noch durch ein wenig Streulicht erträglich wurde. Ansonsten...
    Laua starrte in die Höhe. Da war kein Himmel mehr, keine Sonne, keine Wolken, nicht einmal der rote Widerschein der Eruptionen. Die Schwärze über ihm erschien vollkommen. Da war ... ... nichts!
    Charles Kipahulu Laua stieß ein entsetztes Gurgeln aus. Alles in ihm schrie nach Flucht, doch er war in dem Moment wie erstarrt. „Der lichtlose Raum durchmisst einhundertundachtzig Meter", meldete der

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