2047 - Finale für die Nacht
Schülern in ihren Mediazellen. „Was ihr in der Holographie sehen werdet", sagte er dozierend zu seinen Anvertrauten, „ist Jeoaps Reise zur Finstergrenze, die unsere Enklave innerhalb der Galaxis Segafrendo begrenzt, während Jeoap leiblich in diesem Zimmer bleibt. Sie heißt Finstergrenze, weil sie vollkommen schwarz und ohne Ortungsgeräte nicht feststellbar ist."
Die Schüler' sahen in der Holographie den Flug des virtuellen Jetboots zur Finstergrenze. Sie war in einer Verfremdung grellrot markiert. Jeoaps Boot beschleunigte immer weiter, bis es mit einem hohen Prozentsatz der Lichtgeschwindigkeit darauf zuraste. Dann legte es sogar eine kurze Überlichtetappe ein und materialisierte knapp vor der Grenze. Die NACHT durchmaß ursprünglich 0,42 Lichtjahre. An diesen Maßen hatte sich in allen Generationen nichts geändert. Erst in letzter Zeit hatten die Astronomen diesen Wert mehrfach nach unten korrigieren müssen. Das hatte begonnen, seit das seltsame Raumschiff namens SOL verschwunden war. Das war alarmierend genug! Die NACHT war der einzige Lebensraum der Mom'Serimer. Wenn die NACHT nun zusammenschrumpfte, konnte das ihrer aller Tod bedeuten.
Entsprechend hatte Rue Kantasiak die Maßstäbe gesetzt. Er hatte Jeoap Andele keiner Gefahr aussetzen wollen. Und doch hatte er zu knapp kalkuliert. Er begriff es, als er im Holofeld das Bild des Jetboots auf die anscheinend noch ferne Finstergrenze zutreiben sah. Das Boot war längst wieder aus der Überlichtgeschwindigkeit gekommen und bewegte sich durch den noch sicheren Raum. In diesem Augenblick hörte er Jeoaps markerschütternden Schrei. Der Schrei brach auf einmal ab, während im Holo das Jetboot immer noch auf die Grenze zuflog.
Abbrechen! dachte der Indoktrinato in plötzlicher Panik. Mit zwei schnellen Sprüngen war er durch das Holo hindurch und an seinem Schaltpult. Mit einem Wortbefehl beendete er das Experiment. Die Holowand löste sich auf. Zurück blieb das Jetboot mit einem Schüler darauf, der verkrümmt auf dem Jetboot saß, die Augen vor Grauen geweitet und unaufhörlich zitternd. Speichel lief ihm über das Gesicht. „Die Grenze ... die Grenze", stammelte der Schüler, dann brach seine Stimme ab, und Jeoap Andele fiel nach vorne.
Die Schüler sprangen auf und liefen durcheinander. Einige kamen näher, um den Ohnmächtigen zu betrachten, andere flohen voller Angst aus dem Raum. Rue Kantasiak stand vor dem Jetboot und konnte es nicht fassen. Er hatte doch alles richtig gemacht. Was war nur geschehen? Ganz nebenbei bekam er mit, dass einige Schüler Alarm schlugen und nach den Ärzten verlangten. „Das ... das hätte nie passieren dürfen", stammelte er, als die ersten anderen Indoktrinatos in seiner Klasse erschienen. „Ich habe große Toleranzwerte eingegeben, um einem eventuellen weiteren Vorrücken der Finstergrenze Rechnung zu tragen. Sie muss näher gekommen sein, als wir alle vermuteten ..."
„Trotzdem hätte dem Jungen nichts passieren dürfen", sagte Cediar Spunkengold. Cediar unterrichtete ebenfalls Physik und war mit dem Versuch vertraut. Er hatte ihn selbst schon unternommen. „Er war nur in einer virtuellen Realität an der Finstergrenze", sagte Cediar und fuhr dem ohnmächtigen Schüler nachdenklich über den Kopf, „egal wie nahe sie mittlerweile gekommen sein mag."
„Der Anblick muss ihm zuviel Angst eingejagt haben", mutmaßte einer der Ärzte, die mittlerweile erschienen waren. Während Roboter den Jungen abtransportierten, fügte der Arzt hinzu: „Oder euer Gerät wurde aus irgendwelchen Gründen falsch eingestellt." Er verschwand. „Falsch eingestellt?" fragte Rue Kantasiak. Seine Fühler zitterten. „Ich kann mir das nicht vorstellen, Unsere Zivilisation ist dem Untergang näher, als wir alle gedacht haben. Und keine ESTARTU wird kommen, um uns zu retten."
„Darüber diskutieren wir später", antwortete Spunkengold ablehnend. „Jetzt geht es darum, den armen Jungen wegzubringen und zu heilen. Falls das noch möglich ist. Es wird eine Untersuchung deines Experiments stattfinden, Rue Kantasiak. Vielleicht wird sich der Lord-Eunuch selbst einschalten."
„Crom Harkanvolter", sagte Kantasiak, und es klang nicht freundlich. „Es wird bis auf weiteres keine Schulexperimente mehr geben", sagte Spunkengold überflüssigerweise. Rue Kantasiak sah den Kollegen verweisend an. Du hast mir gar nichts zu sagen, Freund! dachte er missmutig. Du weißt nicht, mit wem du dich anlegst...
Rue Kantasiak war 192 Segaf alt, das
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