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205 - Das Zeichen der Ewigkeit

205 - Das Zeichen der Ewigkeit

Titel: 205 - Das Zeichen der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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während ich die Gummidichtungen an der Ruderwelle überprüfe!«
    Victorius hatte seine Worte mit Bedacht gewählt.
    Gummidichtung und Ruderwelle waren Begriffe, die der Daa’mure nicht kannte, und sie klangen weich und harmlos.
    Die erwähnten Teile gehörten tatsächlich zur Steuerung, allerdings lag die Ruderwelle am Heck, nicht am Bug.
    Grao’sil’aana löste sich von der Kabinentür und stapfte heran. »Ich warne dich! Falls das ein Trick ist…«
    »Ein Trick?« Neben der Steuersäule kam die rosafarbene Perücke des Prinzen zum Vorschein. Spinnweben klebten daran. »Was für ein Trick sollte das sein? Wir fliegen exakt nach Norden, aufs Meer zu, und ich kann nicht landen! Wenn wir abstürzen, weil der Brennstoff verbraucht ist, werden wir ertrinken. Toller Trick! Wirklich!«
    Es hörte sich überzeugend an, und so trat Grao’sil’aana ans Ruder. Mit Victorius zu seinen Füßen kniend, sah er keine Bedrohung für die eigene Sicherheit. Das konnte er auch nicht, denn sie befand sich unter der Steuerkonsole.
    »Hmm-m. Also die Dichtungen sind in Ordnung! Ich schau mir mal den Hebelarm an«, meldete der Prinz und kroch ein Stück tiefer ins staubige Halbdunkel. Vorne an der Bugwand hing ein selten benötigter Schraubenschlüssel. Man konnte mit ihm den Fuß der Steuersäule vom Deck ablösen. Victorius redete unentwegt, während er das schwere Werkzeug aus der Halterung hob und es vorsichtig auf den Boden legte. Trotzdem drang ein leises Klonk! an Grao’sil’aanas Ohr – und es machte ihn misstrauisch.
    »Was war das?«, fragte er.
    »Pas de maintenant! Je suis très occupé!«, rief Victorius hastig. Er versuchte damit ein paar Sekunden Zeit zu schinden, weil ihm auf die Schnelle keine überzeugende Lüge einfiel.
    Aber den Daa’muren interessierte es herzlich wenig, ob Victorius nun sehr beschäftigt war, wie er sagte, oder nicht.
    Grao’sil’aana wollte eine Erklärung. Sofort.
    Sie kam nicht, und deshalb beugte er sich herunter.
    Der Prinz war vorgewarnt, denn er sah, dass sich die Echsenfüße bewegten. Lautlos sank eine Klauenhand unter den Rand der Konsole, dann ein Arm, dann die Schulter. Als der Kopf des Daa’muren sichtbar wurde, schlug Victorius zu – mit aller Kraft, denn er wusste um die Widerstandskraft der Daa’muren.
    Grao’sil’aana brach zusammen wie vom Blitz gefällt. Der Schlag, der jedem anderen Wesen den Schädel gespalten hätte, betäubte ihn nur. Victorius wusste, dass er schnell handeln musste. Ächzend kroch er über den Bewusstlosen, packte ihn unter den Achseln und zog ihn, noch lauter ächzend, zur Kabinentür.
    Plötzlich begann der Daa’mure zu stöhnen. Angst erfasste den Prinzen.
    Grao’sil’aana würde nicht erfreut sein, wenn er wieder zu sich kam. Nein, ganz bestimmt nicht! Mit der Kraft der Verzweiflung packte Victorius ihn an beiden Fußgelenken und zog ihn so weit herum, dass der Echsenschädel auf die offene Kabinentür zeigte. Dann setzte er sich, winkelte die Beine an, stemmte seine Fußsohlen gegen die des Daa’muren und begann zu drücken.
    Zentimeter um Zentimeter rutschte Grao’sil’aana ins Freie.
    Kopf, Schultern, Brust… Victorius lief der Schweiß übers Gesicht. Das Stöhnen des Daa’muren wurde lauter, wacher, und noch immer befand er sich an Bord. Jetzt hob er sogar eine Hand!
    Victorius sprang auf, rannte zum Bug, ergriff den Schraubenschlüssel und kehrte um. Konnte er Grao’sil’aana wirklich erschlagen? Mais oui, bien sûre! Der Kerl hatte es auf das Kaiserreich seines Vaters abgesehen! Da gab es kein Pardon, schon gar kein Zögern. Der Prinz holte aus – und zögerte. Was er vorhatte, war ehrlos! Nicht im Kampf, nein. Da war so was pas de problème, denn der Gegner hatte seine Chance, und wenn man ihn besiegte, war man ein Held.
    Aber wer einen Bewusstlosen erschlug, der war kein Held, sondern ein Mörder. Victorius ließ den Schraubenschlüssel sinken. Seine Augen brannten vom Schweiß, und so rieb er sich kurz über die feuchten Lider. Als er sie wieder öffnete, starrte ihn Grao’sil’aana an.
    Victorius verlor die Nerven, begann zu schneien. Das schwere Werkzeug entglitt seinen Fingern, knallte auf Grao’sil’aanas Schienbein. Der schoss brüllend hoch in sitzende Position, zog das Knie an, wollte aufstehen. Er hielt sich am Türrahmen fest. Schon verlagerte er sein Gewicht auf den einen Fuß, löste sich vom Boden. Da sprang Victorius vor und trat ihm mit Schwung gegen die Brust.
    Grao’sil’aana krümmte sich,

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